Kusel Staatsakt: Abschied von erschossenen Polizisten
Am Schluss lassen Polizisten zu feierlichen Klängen von Blechbläsern Dutzende weiße Luftballons in den Abendhimmel steigen. Es ist ein symbolischer Abschied von ihren beiden in der Westpfalz erschossenen Kollegen. Staatsakt am Montag in Kusel mit rund 500 geladenen Gästen, unter ihnen Bundinnenministerin Nancy Faeser und die rheinland-pfälzische Regierungschefin Malu Dreyer (beide SPD).
Draußen scheint die Sonne zunächst noch bei frühlingshaften 17 Grad, drinnen in der Fritz-Wunderlich-Halle sind große Schwarz-Weiß-Fotos der zwei getöteten Polizisten Yasmin und Alexander, 24 und 29 Jahre jung, aufgestellt - flankiert jeweils von einem Kondolenzbuch.
Nur wenige Kilometer entfernt sind die beiden am frühen Morgen des 31. Januar erschossen worden. Anschließend hat die Polizei zwei Männer im Saarland festgenommen. Nach bisherigen Erkenntnissen werden einem 38-jährigen Deutschen die beiden Morde vorgeworfen. Er soll alleine fünf Schüsse auf die Opfer abgefeuert haben - mutmaßlich um vorherige Jagdwilderei in großem Stil zu verdecken. Die Tat hat über Deutschlands Grenzen hinaus für Entsetzen gesorgt. Kurz danach hat es schon eine kleinere Gedenkfeier gegeben.
Vor Beginn des Staatsaktes am Montag spricht Bundesinnenministerin Faeser draußen vor der Halle von einem widerwärtigen und furchtbaren Angriff auf zwei Polizisten, die einen sehr wertvollen Job gemacht hätten. Es sei ihr wichtig, ihr Mitgefühl, ihre Trauer "auch persönlich auszudrücken".
In der abgedunkelten Halle sagt Landesmutter Dreyer vor langen Reihen von Polizisten in dunkelblauen Uniformen aus allen 16 Bundesländern und dem benachbarten Ausland von Rheinland-Pfalz, das Verbrechen bei einem Routineeinsatz sei unfassbar. Die beiden getöteten Polizisten fehlten jeden Tag - ihren Familien, ihren Kollegen. "Heute zeigen wir gemeinsam: Die Erinnerung bleibt wach." Die beiden Opfer würden nicht vergessen. "Sie bleiben zwei von uns."
Der Rechtsstaat geht laut Dreyer konsequent gegen Gewaltverbrecher vor. Auch Hasskommentare, die die beiden Opfer der Polizei verhöhnten und die Täter feierten, würden geahndet. Die Ermittlungsgruppe "Hate Speech" habe bereits mehr als 1700 entsprechende Hinweise erhalten.
Landesinnenminister Roger Lewentz (SPD) hat schon vor dem Staatsakt betont: "Die Kraft der Verbundenheit, die wir heute als Gemeinschaft aufbringen, um der beiden als herzensgut und fröhlich beschriebenen jungen Menschen zu gedenken, vermag vielleicht ein wenig Trost zu spenden in dieser schweren Zeit."
Während der Trauerfeier sagt Lewentz jedoch auch: "Es bleibt letztlich nichts anders übrig, als das Unerträgliche zu ertragen." Den Angehörigen versichert der oberste Dienstherr der rheinland-pfälzischen Polizei gleichwohl: "Sie sind mit Ihrer Trauer nicht allein." Es seien "Beileidsbekundungen aus ganz Europa" eingegangen. Die Polizei zählt nach eigenen Angaben schon mehr als 4000 Botschaften in einem digitalen Kondolenzbuch.
Dreyer erinnert auch den Besuch von Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) am vergangenen Freitag in Kaiserslautern. Er hat sich sichtlich betroffen gezeigt nach einem Gespräch mit jungen Polizeibeamten: "Das war für mich ein sehr bewegender Besuch." Das Polizeipräsidium Westpfalz war der Dienstort der beiden getöteten Polizisten gewesen.