"Nehme jede Meinung ernst" Kritik am Kleinen Fest: Das sagt der künstlerische Leiter
Der Aufschrei in den sozialen Medien ist groß: Das Kleine Fest Hannover sei nicht mehr so schön wie früher. So begegnen die Organisatoren den kritischen Stimmen.
Eine andere Aufteilung des Gartens, viele neue Künstler, längere Auftritte, kein Feuerwerk zum Abschluss: Das Kleine Fest im Großen Garten hat von seinem jetzigen künstlerischen Leiter einen neuen Anstrich erhalten. Doch die Veränderungen gefallen nicht jedem. "Das kleine Fest hat an Herz, Magie und Charme verloren", findet etwa eine Besucherin, die ihre Meinung in den sozialen Netzwerken kundtut. Dort sind weitere ähnliche Ansichten zu lesen (hier lesen Sie mehr dazu). Nun äußern sich die Veranstalter.
"Ich weiß, dass Veränderungen und neue Konzepte immer unterschiedliche Reaktionen auslösen, und nicht alle finden alles gut – das ist ganz normal", sagt Casper de Vries zu t-online. Das Feedback der Gäste sei dem künstlerischen Leiter vom Kleinen Fest sehr wichtig. Er nehme jede Meinungsäußerung ernst und bespreche sie mit dem Team. Ziel sei es, das Kleine Fest im Großen Garten "weiterzuentwickeln, behutsam zu modernisieren und gleichzeitig seine traditionsreichen Wurzeln zu bewahren", so de Vries.
"Mein Anspruch ist, dass jeder Gast bereichert nach Hause geht"
"Mein Anspruch ist, dass jeder Gast, der offen ist und sich auf den Abend einlässt, mit vielen wunderbaren neuen Eindrücken und wahrhaftig bereichert wieder nach Hause geht."
Der Vorgänger von de Vries, Harald Böhlmann, gründete das Kleine Fest im Großen Garten 1986 und betreute es bis 2023. Mit ihm sei vereinbart gewesen, dass sein Vertrag nach 2023 nicht mehr verlängert wird, erklärt die Pressesprecherin der Veranstaltung, Catrin Kuhlmann. Böhlmann selbst habe Casper de Vries als einen möglichen Nachfolger vorgeschlagen.
Kuhlmann unterstreicht auch, dass das Kleine Fest in seiner jetzigen Form eine Weiterentwicklung des bisherigen Konzepts ist. "Mit einem neuen künstlerischen Leiter kommen auch neue Schwerpunkte, ansonsten würde ein solches Event erstarren", sagt sie. In den ersten Tagen seien vor allem Besucher gekommen, die die Veranstaltung seit Jahren oder Jahrzehnten besuchten. "Für diese Gäste ist es bestimmt eine Umstellung."
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"Der Mensch ist ein Gewohnheitstier"
Wenn das Herz am Kleinen Fest in der bisherigen Form hänge, schmerze es natürlich, vertraute, jährlich wiederkehrende Künstler nicht zu sehen. "Der Mensch ist ein Gewohnheitstier – vielleicht braucht es eine Weile, bis das neue Konzept von den bisherigen Super-Fans akzeptiert wird."
Eine der größten Veränderungen des Kleinkunstfestivals ist die neue Aufteilung des Großen Gartens. Der Garten selbst soll dadurch eine größere Rolle spielen; auch als Ort des Erlebens in Erscheinung treten. Der Mittelpunkt des Geschehens ist in diesem Jahr der Platz mit der Großen Fontäne, von dort gehen Wege zu den einzelnen Bühnen ab.
Einige Besucher kritisieren, diese Aufteilung sei zu weitläufig und unübersichtlich. Die Veranstalter sehen das anders: "Die Bühnen sind von der Fontäne gut und innerhalb von sehr wenigen Gehminuten zu erreichen", sagt die Sprecherin des Festes. Durch die Architektur eines Barockgartens dieser Größe ergebe sich auf der einen Seite eine intimere Szenerie und dennoch eine gefühlt größere räumliche Trennung.
Diesen Effekt hätten die Architekten und Architektinnen des Gartens im 18. Jahrhundert bewusst gefördert, und darauf greife das künstlerische Konzept zurück. Für alle Besucher des Kleinkunstfestivals gebe es einen kostenlosen Lageplan mit allen Anfangszeiten der Shows, um einen besseren Überblick zu erhalten.
Weniger Walking Acts – aber längere Performances
Zur Kritik, dass es weniger Walking Acts als in den Vorjahren gebe, erklärt Kuhlmann, dass zahlenmäßiger zwar weniger dieser Künstler vor Ort seien, diese aber jeweils länger performten. Das habe auch einen Vorteil: "Während es in früheren Jahren durchaus möglich war, dass Besucher nicht alle Acts zwischen den Hecken entdeckten, ist es heute wahrscheinlicher, dass sie alle zu sehen bekommen und würdigen können."
Auf Social Media seien vor allem die kritischen Stimmen laut, aber man habe auch sehr viele positive Rückmeldungen erhalten. An den Abenden vor Ort könnten viele lachende Gesichter und gut gelaunte Menschen beobachtet werden, so Kuhlmann. So ist bei Facebook und Co. neben den kritischen Stimmen ebenfalls zu lesen: "Die Walking Acts waren skurril und lustig" und "Uns hat es beim Kleinen Fest sehr gut gefallen".
- Anfrage an Casper de Vries, Künstlerischer Leiter vom Kleinen Fest im Großen Garten
- Telefonat mit Catrin Kuhlmann, Pressesprecherin vom Kleinen Fest im Großen Garten
- Kommentare auf Facebook und Instagram