Wegen "Wachsleichen" Friedhof will Sargbeisetzungen verbieten
Auf einem Friedhof in Hannover soll es künftig keine Sargbeisetzungen mehr geben. Das hat einen triftigen Grund.
Der Stadtteilfriedhof Badenstedt in Hannover ist laut Angaben der Stadt nicht für Sargbeisetzungen geeignet. Die Verwaltung plant deshalb, Sargbeisetzungen künftig zu verbieten. Auch eine Verlängerung von bestehenden Nutzungsrechten soll es nicht geben. Die Ratsgremien müssen dem Beschluss noch zustimmen.
Der Grund für den weitreichenden Schritt: die Bodenverhältnisse am Standort. Diese seien für Erdbestattungen ungeeignet, heißt es in einer Mitteilung der Stadt Hannover. "Mehr als 40 Jahre nach einer Bestattung sind noch schlecht verweste Überreste von Särgen und Verstorbenen vorzufinden, denn die Böden auf dem Stadtteilfriedhof enthalten nicht genug Sauerstoff, um eine vollständige Verwesung zu ermöglichen", erläutert Ulrich Prote, Fachbereichsleiter Umwelt und Stadtgrün.
Schlechte Verwesung: "Wachsleichen" entstehen
Dies liege an den schluff- und tonhaltigen Böden sowie dem hoch anstehenden Grundwasser. "Durch den Sauerstoffmangel entstehen sogenannte 'Wachsleichen'", führt er weiter aus. "Dies entspricht nicht dem im niedersächsischen Bestattungsgesetz vorgesehenen pietätvollen Umgang mit Verstorbenen."
Laut Stadtverwaltung reicht es nicht aus, den Boden auszutauschen oder das Gelände aufzuschütten, um die Verwesung von Verstorbenen sicherzustellen. Deshalb bleibe keine andere Möglichkeit als das Verbot.
Wer Nutzungsrechte für bestehende Gräber besitzt, kann dort bis zum Ablauf der Nutzungsdauer weiterhin Angehörige in Särgen bestatten lassen. Danach kann das Nutzungsrecht als Urnenwahlgrabstätte fortgeführt werden; die bereits vorhandenen Särge verbleiben. Alternativ kann dann aber auch ein Antrag auf Umbettung gestellt werden. Die Stadt trägt die Kosten dafür, wenn entsprechende Fristen eingehalten werden.
Friedhof Badenstedt: Jede vierte Bestattung ist Sargbeisetzung
Diese Fristen sollen noch festgelegt werden. Zunächst müssen aber die Ratsgremien dem Vorhaben zustimmen. Die Verwaltung rechnet damit, dass die politischen Beratungen Anfang 2024 abgeschlossen sind. Danach sollen alle betroffenen Angehörigen von der Friedhofsverwaltung informiert werden.
Von der Neuregelung wären rund 25 Prozent der Bestattungen auf dem Stadtteilfriedhof Badenstedt betroffen. Urnenbeisetzungen machen bereits heute den überwiegenden Teil (75 Prozent) der Beisetzungen aus.
- presse.hannover-stadt.de: Pressemitteilung der Stadt Hannover