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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Bergsteigerdrama am Hochkalter in Ramsau Polizeisprecher: "Mit der Sonne sinkt die Hoffnung"
Die Retter am Hochkalter bei Ramsau hofften bei der Suche nach dem Bergsteiger aus Hannover auf ein Wunder. Doch die Chancen schwinden.
Die Hoffnung am Donnerstagmorgen war groß, den verunglückten Bergsteiger aus Hannover am Hochkalter zu finden. Besseres Wetter und der am Mittwoch gefundene Rucksack von Julian P. (24) ließen manchen auf ein Wunder hoffen. Doch mit jeder Stunde, die verstreicht, verringert sich auch das Sonnenlicht in dem Bereich, in dem die Experten der Bergrettung Julian P. vermuten. Eine Rettung wird damit immer unwahrscheinlicher.
Doch nicht nur das: "Die Einsatzkräfte sind jetzt an der Grenze ihrer Belastbarkeit angelangt", sagt Polizeisprecher Martin Emig t-online. Seit dem frühen Donnerstagmorgen sind die Rettungskräfte wieder in den Berchtesgadener Alpen im Einsatz. Seit Tagen versuchen sie den am Samstag in Bergnot geratenen Mann aus Niedersachsen zu finden. Immer wieder wird der Einsatz durch schlechte Wetterverhältnisse unterbrochen.
Neuschnee sorgt für Lawinengefahr
"Man darf nicht vergessen, die ehrenamtlichen Bergretter sind heute in der Früh bei Neuschnee und hoher Lawinengefahr gestartet. Das birgt immer die Gefahr eines Abgangs – und damit weiterer möglicher Toter", sagt Emig t-online und hält einen Moment inne, ehe er hinzufügt: "Es könnte sich leider einmal mehr bewahrheiten: 'Der Berg war stärker.'"
Am Donnerstag haben sich die Retter Löcher in den Fels gebohrt, eine temporäre Station am Fels für ihren Einsatz errichtet. Von dort stiegen Suchtteams mehrfach in die eisige, steile Wand des Hochkalters, um nach Julian P. zu suchen. Unterhalb des Fundorts seines Rucksacks, der am Mittwoch entdeckt worden war, suchten Retter mithilfe von Stäben im tiefen Schnee nach dem Körper des 24-Jährigen. Bisher vergebens.
Lebensgefährlicher Rettungseinsatz an der Bergwand
Ein Transporthubschrauber der Bundespolizei verlegte zudem immer wieder Einsatzkräfte am Berg, der Polizeihubschrauber "Edelweiß 2" mit der Recco-Boje am Lastenseil sondierte den Schnee nach Signalen durch Halbleiter, wie etwa dem Handy des Vermissten ab. Zudem wurden mehrere Sichtflüge durchgeführt, oft nah am Berg, für die Retter selbst bei guten Verhältnissen lebensgefährlich. Selbst die Luftwaffe war in den vergangenen Tagen unterstützend tätig: Ein Eurofighter lieferte zusätzlicher Ortungstechnik und hochauflösende Luftbilder.
- "Ein Verunglückter hat 19 Tage überlebt": Was den Rettern im Alpen-Drama jetzt noch Hoffnung gibt
Mit Blick auf die Nacht sagt Emig: "Jetzt befindet sich noch ein letzter Suchtrupp für heute in der Felswand. Doch mit der Sonne sinkt die Hoffnung." Die Zeit läuft ab, weiß auch Emig. Schon früh beginnt die Dämmerung, da die Felswand ungünstig für Suchaktionen am späten Nachmittag steht. Zudem liegen die Temperaturen auf der Höhe des Suchbereichs im Minusbereich, allein durch das Sonnenlicht wird die Schneedecke nicht mehr abtauen. Daher hatten die Arbeiten am Fels bereits sehr früh begonnen.
Letzter Versuch am Nachmittag – dann nur noch Bergungsunternehmung?
"Ein Hubschrauber fliegt noch mal ganz genau an der Wand, um den Fels, jede Ritze abzusuchen. Das ist ein höchst lebensgefährlicher Einsatz mit den Rotorblättern so nah an der Wand", sagt Emig. Zudem befindet sich ein Helikopter mit der Recco-Boje in der Luft, überfliegt einen stark eingegrenzten Bereich. Doch danach könne man nicht mehr von einer Rettung sprechen, eher gehe es um die Bergung eines Leichnames.
Julian P. war am Samstag am Hochkalter bei Ramsau nahe Berchtesgaden abgerutscht. Er setzte einen Notruf ab, weil er sich bei eisiger Kälte und Schneesturm in dem steilen Gelände kaum noch halten konnte. Seither ist jeder Kontakt abgebrochen.
- brk-bgl.de: Mitteilungen des BRK-Kreisverbandes Berchtesgadener Land vom 21. und 22. September 2022
- Telefonate mit Martin Emig, Sprecher des Polizeipräsidium Oberbayern Süd