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Bergrettungs-Drama am Hochkalter in Ramsau: Was jetzt noch Hoffnung gibt


"Ein Verunglückter hat 19 Tage überlebt"
Was den Rettern im Alpen-Drama jetzt noch Hoffnung gibt

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 21.09.2022Lesedauer: 3 Min.
Vermisstensuche am HochkalterVergrößern des Bildes
Rettungskräfte am Berg: Die Helfer suchen am Hochkalter nach einem vermissten Wanderer. (Quelle: Bergwacht Ramsau/dpa/Archivbild/dpa)

Die Zeit drängt. Seit Samstag wird ein junger Bergwanderer am Hochkalter vermisst. Ein erfahrener Bergretter sagt: "Noch hat er Chancen."

Der Wintereinbruch am Hochkalter in den Berchtesgadener Alpen war heftig. Der eben noch schneefreie Berg verwandelte sich innerhalb kurzer Zeit in eine frostige Hölle: Ein nicht enden wollender Schneesturm brach los, Eis überzog die Felsen, Rinnen wehten zu. Geschätzte Schneehöhe aktuell: an einigen Stellen bis zu drei Meter. Dazu Nebel, Lawinengefahr und immer wieder Neuschnee.

Am Samstag gegen 15 Uhr wurde dieser Wintereinbruch einem noch nahezu unerfahrenen Bergwanderer, der aus dem Großraum Hannover angereist war und allein zum Gipfel wollte, zum Verhängnis. Der Student rutschte auf einer Höhe von etwa 2.500 Metern ab, fing sich eigenen Angaben zufolge rund 20 Meter weiter unten und setzte einen Notruf ab.

Situation am Hochkalter ist auch für die Retter lebensbedrohlich

Seither suchen Polizei und Bergwacht mit enormem Aufwand nach dem jungen Mann, der berichtete, sich kaum halten zu können und weder vor noch zurück zu kommen. Kontakt besteht seit Samstag 21.30 Uhr nicht mehr. Die Situation am Berg ist auch für die Retter lebensbedrohlich. Gibt es überhaupt noch Hoffnung, den 24-Jährigen lebend zu finden?

"Wunder vom Dachstein": Verunglückter überlebte schwer verletzt

"Ja", sagt ein erfahrener Bergretter. "Noch hat er Chancen."

Heribert Eisl ist Leiter der Bergwacht am österreichischen Dachsteingletscher. Wenn die Macher der ZDF-Serie "Die Bergretter" dort drehen, ist er oder jemand seines Teams immer mit dabei, um Schauspieler, Kameraleute und Techniker fachlich zu beraten, sie bei gefährlichen Szenen zu sichern oder zu doublen.

"Wir hatten bei uns am Gletscher einmal einen besonders spektakulären Fall. Da hat der Verunglückte sogar 19 Tage überlebt", berichtet Eisl t-online. "Der hat es trotz schweren Verletzungen geschafft."

Die Geschichte wurde 2017 als "Das Wunder vom Dachstein" verfilmt. Ein 40-jähriger Amerikaner war 1985 zuerst 70 Meter am Gletscher abgerutscht, dann noch fünf Meter tief in eine Spalte am Gletscherrand gestürzt: Bein zertrümmert, Arm und Rippen gebrochen.

Experte: "Die Ausrüstung ist wichtig"

Der 24-jährige Vermisste am Hochkalter blieb nach seinem Unglück hingegen offenbar immerhin unverletzt. Aber: Der damals verunglückte Alpinist war erfahren – und perfekt ausgestattet. Er hatte ein Zelt, einen Schlafsack, einen Kocher und Proviant dabei.

"Die entsprechende Ausrüstung ist wichtig", sagt Eisl. "Alles, was man hat, hilft."

Eine wasserundurchlässige Schicht und eine windgeschützte Stelle

Allerdings könnten auch schon eine gute Thermojacke und eine Thermohose wertvolle Dienste leisten. Ein Biwaksack, also ein wind- und wasserdichter Schutz, sei ebenfalls hilfreich. Auch eine einfache Aludecke könne nützen.

Für den Studenten komme es darauf an, eine wasserundurchlässige Schicht zu schaffen, um sich warm zu halten. Eisl: "Der Hochkalter ist keine ganz einfache Tour, da ist so eine Ausstattung eigentlich ein Muss."

Entscheidend sei ebenfalls, ob der 24-Jährige eine vor der Witterung geschützte Stelle gefunden hat, um sich vor dem eisigen Wind zu schützen. "Die Nächte sind kalt. Wenn er in steilem Gelände ist und sich dort kaum bewegen kann, ist das natürlich schwierig. Aber falls er Glück hatte, hat er dennoch einen Ort gefunden, an dem er sich notdürftig einrichten kann."

Heribert Eisl: "Die werden alles versuchen"

Die Option, sich eine Schneehöhle zu bauen, habe der 24-Jährige allerdings vermutlich nicht, glaubt Eisl. "Dafür braucht man eine stabile Schneedecke. Der viele Neuschnee am Hochkalter spricht dagegen."

In einem Punkt ist sich Eisl jedoch sicher: Die bayerischen Retter werden nicht aufgeben. "Die werden alles menschenmögliche versuchen", sagt er. "Speziell weil der junge Mann nach seinem Sturz noch selbst einen Notruf absetzen konnte, werden sie die Hoffnung nicht verlieren. Die lassen ihn nicht im Stich."

Verwendete Quellen
  • Eigene Recherche
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