Cold Case vor 23 Jahren War es Mord? Mädchenleiche im Main gefunden
Eine Kampagne soll ungelöste Kriminalfälle aufklären, darunter ein Cold Case aus Frankfurt. Der Leichnam eines Mädchens wurde vor 23 Jahren im Main entdeckt.
Die Interpol-Fahndungskampagne "Identify Me" will nun die Identität von bislang nicht identifizierten Frauen in 46 ungeklärten Kriminalfällen feststellen. Die Kampagne wurde im Mai 2023 ins Leben gerufen und hat bereits rund 1.800 Hinweise aus der Öffentlichkeit erhalten. Nun wird sie um einige Fälle erweitert, darunter auch ein Fall aus Frankfurt, wie die Polizei berichtet.
Im Fokus der Ermittler steht der Fall einer jungen Frau, deren Leiche am 31. Juli 2001 im Main bei Frankfurt-Nied gefunden wurde. Die damals geschätzte 13 bis 16 Jahre alte Jugendliche wurde verpackt und mit einem Sonnenschirmständer beschwert im Wasser entdeckt. Die Frankfurter Staatsanwaltschaft und das Hessische Landeskriminalamt (HLKA) gehen von einem Tötungsdelikt aus. Die Ermittler suchen weiterhin nach Hinweisen zur Identität des getöteten Mädchens sowie zur Aufklärung der Tat.
Mädchenleiche im Main: Hinweise auf Misshandlung
Die Jugendliche wies zahlreiche Verletzungen auf, die auf lang andauernde Misshandlungen hinweisen. Sie hatte dunkle Haare von etwa 30 Zentimetern Länge, war zierlich gebaut und wog rund 38,5 Kilogramm. Besonders auffällig war ein deformiertes linkes Ohr durch Gewalteinwirkung, bekannt als Blumenkohlohr.
Das sind weitere Merkmale der Toten:
- Sie wurde vermutlich zwischen 1985 und 1988 geboren
- Größe: 1,57 Meter
- keine Achsel- und Schambehaarung (rasiert)
- starke dunkelfarbene Schienbeinbehaarung, teilweise bis zu einer Länge von 2 Zentimeter
- Lückenloses Gebiss – kein Hinweis auf eine durchgeführte Zahnbehandlung; alle Zähne ohne Füllungen
- Beide Ohrläppchen durchstochen
Tote Jugendliche: Multiple Verletzungen entdeckt
Ermittlungen ergaben, dass das Mädchen vermutlich aus dem asiatischen Raum (Pakistan, Afghanistan oder Nordindien) stammte. Der Körper wies multiple Verletzungen auf: verheilte Brüche beider Oberarme, Narben an Stirn, Rumpf und Beinen sowie Brandnarben durch Zigarettenverbrennungen. Die Jugendliche hatte wahrscheinlich schon Geschlechtsverkehr, wie die Polizei berichtet. Verletzungen im Genitalbereich gab es jedoch keine.
Ihr Leichnam lag zwischen zwölf und 24 Stunden im Wasser, bevor er gefunden wurde. Als Todesursache kommen durch stumpfe Gewalt hervorgerufene Rippenbrüche in Betracht.
Polizei sucht nach Hinweisen
Die Polizei bittet die Bevölkerung um Mithilfe. Dabei stehen besonders zu vermissten Mädchen mit Ähnlichkeiten zur Gesichtsrekonstruktion der Toten. Auch Beobachtungen am Main zwischen dem 28. und dem 31. Juli 2001 könnten für die weiteren Ermittlungen hilfreich sein. Zudem sucht die Polizei nach Informationen zum Sonnenschirmständer, an den der Leichnam gebunden war. Solche Schirmständer werden sowohl von der niederländischen Firma "Elfe" unter der Typenbezeichnung 505 KE, als auch von der Firma "Veropa" unter der Typenbezeichnung TFU 70 hergestellt. Erhältlich sind sie in Baumärkten, unter anderem OBI, Hornbach und Praktiker.
Der Körper der jungen Frau war in einen bräunlichen Bettbezug mit Leopardenmuster (siehe Bild) und ein Betttuch eingewickelt. Die Beine waren angewinkelt und an die Brust gepresst. In dieser Position wurde der Leichnam mit Bändern umwickelt und verknotet. Bei den Textilbändern handelt es sich um sogenannte Nalas. Diese finden im pakistanischen, afghanischen sowie auch teilweise im indischen Kulturkreis zum Binden für Pluderhosen Verwendung.
Für entscheidende Hinweise hat die Staatsanwaltschaft eine Belohnung von 10.000 Euro ausgeschrieben. Hinweise können telefonisch unter der Nummer 0611/83-8484 oder per E-Mail an ccu.hlka@polizei.hessen.de gegeben werden.
- Pressemitteilung des Hessischen Landeskriminalamtes (8. Oktober 2024)