Neonazi-Enthüllungen AfD-Fraktion in Hessen schrumpft unmittelbar nach der Wahl
Am Sonntag gewählt, am Dienstag geschasst. Die AfD in Hessen will einen ihrer frisch gebackenen Abgeordneten loswerden.
Die AfD darf mit 28 Abgeordneten in den hessischen Landtag einziehen. Auf einen der auf der Liste stehenden Politiker will sie allerdings verzichten, wie ein Sprecher der Partei am Dienstag mitteilte: Der derzeitige Fraktionsvorstand schließe die Aufnahme von Sascha Herr in die neue Landtagsfraktion "kategorisch aus". Dies berichteten sowohl der "Wiesbadener Kurier" als auch die "Frankfurter Rundschau".
Demnach werde in der kommenden Woche bei einer Klausurtagung der Fraktion endgültig über Herr entschieden. Die Fraktion der in weiten Teilen rechtsextremen Partei schrumpft damit noch bevor sie sich überhaupt konstituiert hat.
Neues Neonazi-Foto wird AfD-Politiker zum Verhängnis
Grund sind Neonazi-Kontakte von Sascha Herr. Diese waren zwar schon lange bekannt, bereits vor zwei Jahren hatte die "Frankfurter Rundschau" ein Foto veröffentlicht, das Herr 2017 bei einem Rechtsrock-Festival in Thüringen zeigt. Aber erst nach neuen Enthüllungen der Zeitung vor wenigen Tagen kommt die AfD nun augenscheinlich nicht mehr um Konsequenzen herum.
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Ein Foto, über das die "Rundschau" vergangene Woche berichtete, zeigt Herr neben einem Führungskader der 2020 in Deutschland verbotenen Neonazi-Gruppierung "Combat 18". Außerdem gibt es Fotos von Herr, die ihn bei einer Reise zu einem Neonazi-Konzert in die Schweiz zeigen – organisiert hatte dieses die Mitte September verbotene Nationalistengruppierung "Hammerskins".
AfD Hessen: Parteiausschlussverfahren beschlossen
Am Sonntag waren 28 AfD-Kandidaten über die Landesliste der Partei in den hessischen Landtag gewählt worden, 26 Männer und zwei Frauen. Herr stand auf Platz 27 der Liste.
Herr ist außerdem gewählter Vertreter der AfD im Kreistag des Hochtaunuskreises. Dort fungiert er als stellvertretender Fraktionssprecher. Zudem arbeitete er für die AfD-Fraktion im Wiesbadener Rathaus.
Der Sprecher der hessischen AfD sagte der "Frankfurter Rundschau" nun, man nehme die Vorwürfe gegen Herr "sehr ernst". Sascha Herr arbeite ab sofort nicht mehr für die AfD-Fraktion in der Wiesbadener Stadtverordnetenversammlung. Einstimmig habe der Parteivorstand ein Parteiausschlussverfahren gegen Herr beschlossen.
- fr.de: "Neonazi-Kontakte: Neue AfD-Fraktion will Sascha Herr nicht aufnehmen"
- wiesbadener-kurier.de: "Rechtsrock-Fan soll nicht AfD-Landtagsabgeordneter werde"
- fr.de: "AfD-Kandidat Sascha Herr posierte mit Neonazi"
- hessenschau.de: "Das sind die Abgeordneten im neuen Landtag"