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NSU 2.0 | Details nach Böhmermann-Recherche: Hat die Polizei mehr zu verbergen?


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Polizei Frankfurt
Neues Detail nach Böhmermann-Recherche zur "NSU 2.0"


09.10.2023Lesedauer: 3 Min.
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Jan Böhmermann bei der Verleihung des Deutschen Fernsehpreises 2021 (Archivbild): Recherchen des "ZDF Magazin Royale" und "FragDenStaat" gehen in die nächste Runde. (Quelle: IMAGO/Christoph Hardt/imago-images-bilder)

Jan Böhmermann präsentiert in der neuesten Sendung des "ZDF Magazin Royale" Akten zum "NSU 2.0". Kann er zusammen mit "FragDenStaat" beweisen, dass alles auf dem ersten Polizeirevier Frankfurt begann?

Am 11. September 2018 beschlagnahmten Ermittler das Handy einer Frankfurter Polizistin. Auf ihrem Gerät fanden sie einen WhatsApp-Chat mit mehreren Kollegen aus der Dienstgruppe der Beamtin. Über den Inhalt des Chats sollte ein leitender Ermittler später sagen: "Das ist so widerwärtig, da dreht sich einem der Magen um."

Laut "FragDenStaat", der zentralen Anlaufstelle für Informationsfreiheit in Deutschland, haben seit Dezember 2018 zahlreiche Medien über die WhatsApp-Gruppe "Itiotentreff" der Frankfurter Polizei berichtet. Doch welche Inhalte genau dahinter stecken, geriet erst an die Öffentlichkeit, als Jan Böhmermann sie im "ZDF Magazin Royale" veröffentlichte. Die Zuschauer zeigten sich schockiert, und auch das Ministerium reagierte auf den Böhmermann-Beitrag. Doch es scheint so, als hätte die Frankfurter Polizei noch mehr zu verbergen.

"NSU 2.0" – Ursprung im ersten Polizeirevier Frankfurt?

Genau eine Woche, nachdem Jan Böhmermann mit der Veröffentlichung rechtsradikaler Chatverläufe mediales Aufsehen erregt hatte, setzte er noch einen drauf und veröffentlichte Recherchen zum sogenannten NSU 2.0, der seinen Ursprung ebenfalls auf dem ersten Polizeirevier in Frankfurt haben soll. Böhmermann rollt den Fall der Frankfurter Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız auf. Diese hatte am 2. August 2018 ein Fax mit Morddrohungen bekommen, das mit "NSU 2.0" unterschrieben war. Darüber berichtete 2019 unter anderem auch die "Frankfurter Rundschau".

Zugriff auf die privaten Daten der Anwältin soll nur die Polizei gehabt haben. Als Başay-Yıldız Anzeige erstattete, weil das Leben ihrer damals zweijährigen Tochter bedroht wurde, begannen die Ermittlungen. Daraufhin wurde Alexander M. festgenommen. Das Frankfurter Landgericht und die zuständigen Ermittlungsbehörden betrachteten den Berliner als Einzeltäter. Bis heute soll er in Untersuchungshaft sitzen. Laut Jan Böhmermann trägt der Verurteilte allerdings keine Schuld. Der Satiriker deutete unmissverständlich an, dass die Behörden einiges unter den Teppich kehrten. Laut Böhmermann sei das so gewesen, weil sie gegen sich selbst ermittelten.

Jan Böhmermann: "Drohmails zeigen Wirkung"

Das Team des "ZDF Magazin Royale" hat gemeinsam mit "FragDenStaat" bei der Staatsanwaltschaft nachgehakt. Zuerst habe die Staatsanwaltschaft nicht auf Anfragen reagiert, so Böhmermann. Erst durch Androhung rechtlicher Schritte seien die Fragen beantwortet worden. "Wer hätte das gedacht: Drohmails zeigen Wirkung", spottet Böhmermann in der ZDF-Sendung. Folgende Schlüsse zieht der Satiriker aus den Recherchen:

Die Frankfurter Polizistin Miriam D. war an dem Computer eingeloggt, von dem die Daten der Rechtsanwältin Seda Başay-Yıldız abgerufen wurden. Sie gab später an, sie könne sich nicht daran erinnern, ob sie die Abfrage durchgeführt habe. Zudem sei es üblich, dass ihr Passwort auf einem Zettel neben dem Computer für alle zugänglich ist.

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Johannes S. ist Hauptverdächtiger bei den ersten Ermittlungen

Ein Polizist, der im "Itiotentreff"-Gruppenchat besonders häufig mit menschenverachtenden Inhalten auffiel, ist Polizeikommissar Johannes S.. Wegen zahlreicher Indizien war er damals der Hauptverdächtige für die Morddrohung gegen Anwältin Seda Başay-Yıldız. Laut den Ermittlungsakten habe Johannes S. vor der Tat nach Seda Basay-Yildiz und ihrer Adresse gesucht. Darüber hinaus habe er sich über einen Fall informiert, bei dem sie juristisch tätig war und auf den im Drohschreiben angespielt wurde.

Johannes S. hatte die nötigen Fähigkeiten und Mittel, das Fax über einen Tor-Browser zu verschicken. Darüber hinaus habe sich der Frankfurter Polizeikommissar verdächtig verhalten, indem er sein iPad, auf dem zwei solcher Browser installiert waren, wenige Tage nach dem Fax mit der Morddrohung verkauft hat.

"Frankfurter Rundschau" findet ein weiteres Detail

Die "Frankfurter Rundschau" vervollständigt Böhmermanns Beitrag: Auf der gezeichneten Uniform von Johannes S. stand "Obersturmbannführer" als Dienstgrad. Der Absender der "NSU 2.0"-Drohnachrichten nannte sich wiederholt "Obersturmbannführer".

Seit August 2018 waren rund 170 Morddrohungen verschickt worden, die mit dem Kürzel "NSU 2.0" unterzeichnet waren, heißt es bei "FragDenStaat". Viele der Drohschreiben sollen persönliche Daten der Empfänger enthalten haben, die zuvor auf Polizeicomputern abgerufen worden waren.

Verwendete Quellen
  • itiotentreff.chat (Stand: 9.10.2023)
  • fr.de: "'Der NSU 2.0 war nicht allein': Böhmermann entlockt Behörden ein Bekenntnis" (Stand: 9.10.2023)
  • ZDF Magazin Royale: "Was die Polizei mit dem NSU 2.0 zu tun hat" (Sendung vom 6.10.2023)
  • fragdenstaat.de: "Der NSU 2.0 begann auf dem 1. Polizeirevier Frankfurt" (Stand: 9.10.2023)
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