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Frankfurt: Großer Andrang beim Osteressen im "Römer"


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Großandrang beim Frankfurter Osteressen
"Die Armut nimmt zu"


07.04.2023Lesedauer: 3 Min.
Osteressen: Bernd Reisig und Freiwillige verteilen Essen an Obdachlose und Bedürftige.Vergrößern des Bildes
Osteressen: Bernd Reisig und Freiwillige verteilen Essen an Obdachlose und Bedürftige. (Quelle: Sabine Schramke)

Seit elf Jahren lädt die Bernd Reisig Stiftung Obdachlose und Bedürftige an Karfreitag zum Essen ein. Der Andrang ist in diesem Jahr riesig.

Sehr leise stehen hunderte Menschen im Regen geduldig am Römerhöfchen in Frankfurt Schlange. Mit Kindern, Hunden, Tüten und Rollkoffern. Nur wenige haben einen Regenschirm. "Frohe Ostern" begrüßt Peter, der seit vier Jahren auf der Straße lebt, diejenigen, die schon länger warten. "Das Leben läuft nicht so, wie man es sich wünscht", sagt der 48-Jährige und zuckt mit den Schultern. "Krankheit, Job weg, Frau weg, Wohnung weg. Das geht schnell."

Unter einem Zeltdach dampfen Kartoffeln in Edelstahlbehältern, grüne Soße wird mit Kellen aus Eimern in Schalen gefüllt, bunte gekochte Eier werden dazu gelegt. "Das sieht gut aus. Danke", sagt Aya mit glänzenden braunen Augen zu den ehrenamtlichen Helfern, die eine Schale nach der anderen füllen.

3.000 warme Mahlzeiten für Bedürftige

Das Osteressen der Aktion "Helfen helfen" der Bernd Reisig-Stiftung hat Tradition. Acht Jahre lang gab es Grüne Soße für Obdachlose und Bedürftige auf der Dippemess. Seit drei Jahren im Innenhof des Römers und in vier weiteren Städten. "Das ist eine enorme Logistik", so der Vorstandsvorsitzende Bernd Reisig.

3.000 warme Mahlzeiten und Papiertüten mit Getränken, Desinfektionsmittel und Obst werden zeitgleich in Frankfurt, Darmstadt, Offenbach und Wiesbaden von 267 ehrenamtlichen Helfern vorbereitet und verteilt. Reisig pendelt zwischen den Städten. "Gestern haben 20 Leute in vier Stunden 600 Kilo Kartoffeln geschält", erzählt er. Dazu wurden 3.500 Flyer mit Infos über das Essen inklusive Bahnticket zu den Ausgabestellen in Frankfurt verteilt.

"Behandelt die Leute mit Respekt"

Ginette Groß ist das erste Mal dabei und kümmert sich um die Organisation in Frankfurt. "Ich bin 15 Kilometer durch die Stadt gelaufen, um die Flyer zu verteilen", erzählt sie lachend. Mehr als 20 Einrichtungen für Bedürftige und Obdachlose hat sie besucht und "in den letzten drei Tagen habe ich den Leuten auf der Straße persönlich die Flyer in die Hand gegeben, damit sie Bescheid wissen." Am Essensstand gibt sie klare Anweisungen.

"Je eine Kelle Grüne Soße, drei Kartoffeln und zwei Eier kommen in die Box und jeder bekommt eine Tüte. Bitte behandelt die Leute mit dem Respekt, den sie verdient haben", mahnt sie die Helfer. Viele seien psychisch krank oder verängstigt. "Da braucht man Fingerspitzengefühl. Am besten wäre es wohl, wenn jeder mal eine Nacht unter der Brücke verbringen und um Essen betteln müsste", sagt die junge Frau, die "lieber aktiv anpackt, statt stundenlang zu diskutieren und zu schimpfen".

"Die Armut nimmt zu"

Dankbar nehmen die Leute das Essen an und drängen sich unter dem Dach der Einfahrt, um ihr Osteressen im Trockenen zu genießen. "Schmeckt super", "toll" und "sehr lecker" ist überall zu hören. Um 13 Uhr sind die Kartoffeln aus. Reisig telefoniert und lässt weitere aus Offenbach nach Frankfurt holen. "Da sind weniger Leute im Moment", weiß er. Über die Flyer wird gescannt, wie viele Menschen bereits gekommen sind. "In 30 Minuten waren 1.867 Portionen weg. Letztes Jahr haben wir insgesamt 2.712 Portionen verteilt. Dieses Jahr werden es viel mehr."

Er bemerkt, dass die Armut steigt. Offiziell hieße es, dass es allein in Frankfurt etwa 1.200 Wohnungslose gibt. Menschen, die in provisorischen Unterkünften übernachten. Die Stadt schätzt, dass es 200 bis 300 Wohnungslose gibt. Reisig geht von mindestens 500 aus. "Es werden immer mehr und die Armut nimmt zu. Es braucht viel mehr gesellschaftliche Anstrengungen, Armut statt Arme zu bekämpfen", sagt er überzeugt.

Die Menschen warten geduldig im Regen

In Wiesbaden sei ein Straßenmusiker auf ihn zugekommen. "Er hat mir erzählt, dass er immer von der Verkehrspolizei weggejagt wird, obwohl das Ordnungsamt kein Problem hat. Ich bin mit ihm zum Oberbürgermeister Gert-Uwe Mende gegangen und die beiden haben sich lange unterhalten. Der OB will sich kümmern." Mit seinen Essen für Obdachlose will Reisig erreichen, dass die Menschen wahrgenommen und gehört werden.

"In der Mitte der Gesellschaft. Genau darum machen wir das auch im Römer. Hier gehen die reichen und Einflussreichen ein und aus. Die Menschen, die so oft an den Rand gedrängt werden gehören, genauso hierhin." Es kommen viele Menschen, die leise und geduldig im Regen warten und sich über das Essen freuen. So wie Peter. "Eine Wohnung habe ich nicht, aber für eine kurze Zeit ein besseres Gefühl", sagt er.

Verwendete Quellen
  • Reporterin vor Ort
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