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Reichsbürger-Razzia: Was über das Ex-AfD-Mitglied Ruth Leiding bekannt ist


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Ex-AfD-Mitglied Ruth Leiding
Was über die Astrologin der "Reichsbürger" bekannt ist


Aktualisiert am 14.12.2022Lesedauer: 3 Min.
Die Razzia gegen die "Reichsbürger"-Bewegung fand in zehn Bundesländern stat. Auch in Österreich schlugen die Fahnder zu.Vergrößern des Bildes
Die Razzia gegen die "Reichsbürger"-Bewegung fand in zehn Bundesländern statt. Auch in Österreich schlugen die Fahnder zu. (Quelle: snapshot-photography/F.Boillot via www.imago-images.de)

Ruth Leiding aus Heppenheim sollte nach dem Putsch für "Spiritualität" in der Übergangsregierung zuständig sein. Wer ist die Frau, die Mitglied in der AfD war?

Bei der bundesweit größten Razzia im "Reichsbürger"-Milieu sind in der vergangenen Woche 25 Menschen festgenommen worden. Sie sollen Teil einer mutmaßlich rechtsextremen Terrorgruppe sein, die an Waffen trainiert und den Sturz der Bundesregierung geplant hat. Die Pläne gingen so weit, dass sogar schon Ministerposten vergeben waren. Unter den Verdächtigen sind ein Oberst a. D., eine Ärztin und drei Personen aus Hessen. Darunter der mutmaßliche Rädelsführer aus Frankfurt am Main, Heinrich XIII. Prinz Reuß, Alexander Q. aus Wetzlar und Ruth Hildegard Leiding aus Heppenheim.

Leiding ist 68 Jahre alt, Astrologin und seit einer Woche bekannt als "Reichsbürgerin" mit Umsturzfantasien. Leiding gehörte zum "Rat" der mutmaßlichen terroristischen Vereinigung rund um den mutmaßlichen Rädelsführer Prinz Reuß, der in Frankfurt am Main wohnhaft war.

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Auf ihrer Facebook-Seite teilte Leiding laut einem Bericht der "Tageszeitung" (taz) Videos der AfD und von Hans-Georg Maaßen, gegen die sogenannten Mainstream-Medien, die Ampelregierung und zum Thema "Warum die Deutschen ausgelöscht werden sollen und warum das deutsche Kaiserreich so wichtig ist".

Was sie sonst noch auf Facebook postet, ist nicht mehr einsehbar. Die Seite wurde offenbar gelöscht oder gesperrt. Doch über ihre Gesinnung findet man auch einige weitere Hinweise auf ihrer Internetseite. Die Astrologin betreibt einen eigenen Buchverlag. Er trägt den Namen Weisse Reihe. Leiding gibt Seminare zur Astrologie, ist als Wahrsagerin tätig, legt Karten und schreibt Bücher.

Reichsbürger-Pass und Waffe (Symbolbild): Ein Reichsbürger hat bei seiner Festnahme einen Beamten verletzt.
"Reichsbürger"-Pass und Waffe (Symbolbild): In Deutschland werden 21.000 "Reichsbürger" vermutet. (Quelle: Christian Ohde/dpa)

Jeder Zweite sieht in "Reichsbürgern" ernste Gefahr

Etwa die Hälfte der deutschen Bevölkerung glaubt, dass von sogenannten "Reichsbürgern" eine ernste Gefahr für die Demokratie und ihre Repräsentanten ausgeht. Bei einer aktuellen Umfrage des Meinungsforschungsinstituts YouGov vertraten 53 Prozent der Teilnehmerinnen und Teilnehmer diese Ansicht. 31 Prozent der Befragten sehen eine solche Gefahr nicht. 15 Prozent der Teilnehmer der repräsentativen Umfrage im Auftrag der Deutschen Presse-Agentur äußerten sich zu dieser Frage unentschieden.

Auf der Webseite veröffentlichte Leiding aktuelle Prognosen für die Jahre 2022 bis 2024. Vom großen "Umbruch" sei etwa die Rede. Sie nennt ihre "präzise astrologische Prognose" die "L-Methode". "Allgemeine Prognosen zur politischen und Weltsituation werde ich nicht öffentlich machen, da diese Zeit zu heikel ist und derjenige, der seine Meinung kundtut, in Gefahr ist. Nur so weit: Die Jahre 2022–2024 sind die Jahre des großen Umbruchs, sowohl wirtschaftlich, medizinisch als auch politisch", heißt es in ihrer Prognose. Und: "Außerdem haben wir eine Jahrhundertkonstellation, wie sie letztmalig 1914 bestand. Ab kommendem Jahr stellen sich gänzlich andere Wertigkeiten ein."

Leiding glaubte an die Fortexistenz des "Deutschen Reichs"

1914, das ist ein Jahr, welches sich die sogenannten "Reichsbürger" gern zurückwünschen. Entsprechend ihrer Ideologie berufen sie sich entweder auf die Grenzen des Deutschen Kaiserreiches oder auf denen von 1937. Sie glauben, dass das "Deutsche Reich" weiterhin fortbestehe und die Bundesrepublik kein legitimer und souveräner Staat ist. "Reichsbürger" lehnen daher auch ihr Rechtssystem sowie Staatsvertreter ab. Außerdem sind sie gegen eine offene und pluralistische Gesellschaft. Die Razzia habe nach Ansicht von SPD-Chef Lars Klingbeil abermals eine enge Verbindung der gewaltbereiten rechtsextremen Szene mit der Partei gezeigt, wie ihn "Der Standard" zitiert.

So wie eben auch zu Leiding. Sie war seit 2018 Mitglied in der AfD. Die 68-Jährige war zudem beim Aufbau einer AfD-Ortsgruppe in Heppenheim beteiligt, wie mehrere Medien berichten. Leiding sollte in dem Ortsverband als Schatzmeisterin fungieren, allerdings kam es zu Problemen während der Gründung. Der Kreisverband der AfD bemängelte wohl formale Fehler. Es soll auch Streit gegeben haben. Ein Insider, der bei der Auseinandersetzung dabei war, soll der "taz" berichtet haben, dass Leiding durch esoterische Ideen und besondere Radikalität aufgefallen sei. Sie habe Staat und Regierung infrage gestellt. "Sie und ihre Mitstreiter waren voll auf Höcke-Linie", heißt es.

Der Sprecher der Hessen-AfD, Robert Lambrou, hingegen sagte, dass Leiding "nie wirksam in die Partei aufgenommen" worden sei und bei ihrem Prozess der Aufnahme in die Partei im Jahr 2018 sowohl eine Mitgliedschaft bei den "Reichsbürgern" als auch eine inhaltliche Nähe zu deren Gesinnung verschwiegen habe. Die "Reichsbürger" stünden auf der Unvereinbarkeitsliste der AfD, daher sei ihre Mitgliedschaft am vergangenen Samstag annulliert worden.

Zur Gründung der Ortsgruppe in Heppenheim sagt Lambrou auf Anfrage von t-online, dass der Ortsverband am 7. August 2018 gegen den ausdrücklichen Willen des damaligen Kreisvorstandes von lediglich vier Mitgliedern gegründet worden sei. "Die geringe Zahl aktiver Mitglieder in Heppenheim war der Grund für die Ablehnung des Kreisvorstandes. Das Landesschiedsgericht urteilte hier im Sinne des Kreisvorstandes, leider erst mehr als drei Jahre später." Dementsprechend gebe es im Sinne der AfD keinen Ortsverband Heppenheim.

AfD Hessen beharrt auf Unkenntnis von Leidings Gesinnung

Zu Leidings radikaler Gesinnung sagt Lambrou: "Eine Gesinnungsnähe von Frau Leiding zu 'Reichsbürgern' war sowohl dem Landesvorstand als auch dem Kreisvorstand bis zum vergangenen späten Freitagabend nicht bekannt. Danach haben wir sofort gehandelt und die Mitgliedschaft annulliert."

Neben Leiding zählen auch weitere AfD-Mitglieder zum Kreis der mutmaßlichen Terrorgruppe. Etwa die frühere AfD-Bundestagsabgeordnete Birgit Malsack-Winkemann, die als Justizministerin in der Übergangsregierung eingeplant war. Oder der Ex-AfD-Stadtrat Christian W. aus Olbernhau.

Verwendete Quellen
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