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Stellenabbau bei Thyssenkrupp Steel: Ein ganzes Land in der Identitätskrise


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Massiver Stellenabbau bei Ford und Thyssen
Es braucht Selbsterkenntnis statt Bedauern


27.11.2024 - 18:29 UhrLesedauer: 2 Min.
Stahlproduktion in Duisburg (Archivbild): Bis zu 11.000 Mitarbeiter sollen hier ihre Arbeitsplätze verlieren.Vergrößern des Bildes
Stahlproduktion in Duisburg (Archivbild): Bis zu 11.000 Mitarbeiter sollen hier ihre Arbeitsplätze verlieren. (Quelle: Ralf Rottmann/imago-images-bilder)

Mit Ford und Thyssen bauen zwei Industrie-Riesen in Summe fast 15.000 Stellen ab –ein Paukenschlag für NRW. Zeit, sich zu fragen: Wer oder was sind wir noch? Und wer oder was können wir werden?

In Duisburg müssen in diesen Tagen knapp 11.000 Mitarbeiter der Stahlsparte von Thyssenkrupp zittern: Dort kommen am Mittwoch Management und Betriebsrat zusammen, bevor die Mitarbeiter erfahren, wer gehen muss. Ein paar Kilometer weiter, in Köln, wurden bereits am Mittwochmittag knapp 12.000 Ford-Mitarbeiter informiert, ob ihr Job einer von 2.900 ist, die wegfallen sollen.

Den Stahl und die Elektroautos produziert jetzt China – billiger, schneller, innovativer. Und während viele Teile Nordrhein-Westfalens noch dabei sind, den Wegfall der Textilindustrie und des Bergbaus zu verkraften, steht offenbar schon der nächste Strukturwandel vor der Tür. NRW, das Industrie-Aushängeschild der Nation, schlittert in eine Identitätskrise. Wer sind wir noch, wenn wir jetzt noch nicht mal mehr Stahl und Autos in großem Stil produzieren? Und – viel wichtiger: Wer werden wir in Zukunft sein?

Herbe Niederlage für NRW

Passend zur gedrückten Stimmung, trudelt folgende Meldung im Redaktionspostfach ein: "Wachstumsprognose für NRW deutlich nach unten korrigiert". Besonders die Lage der Industrie sei kritisch, Experten mahnen, es sei "kein Licht am Ende des Tunnels in Sicht."

Also – was tun? Was werden? Zunächst einmal wäre echte Selbsterkenntnis der erste Weg zur Lösung: Thyssenkrupp betrifft nicht nur Duisburg und Essen und Ford nicht nur Köln. Es ist schön und gut, wenn Bürgermeister den Stellenabbau in ihren Städten öffentlich bedauern. Lösen können sie das Problem aber nicht, schließlich ist ihr Spielraum für wirtschaftsfördernde (Gewerbe-) Steuersenkungen angesichts Teil desaströser kommunaler Haushalte gering.

Es ist also an der Landesregierung, das große Ganze als das zu sehen, was es ist: kein Kölner Problem, kein Duisburger Problem, sondern eine herbe Niederlage für NRW im globalen Wettbewerb mit Asien und (hoffentlich) ein Ansporn, sich neu zu erfinden. Ansätze gäbe es einige: NRW ist schon jetzt größter Logistik-Standort in Deutschland, das ließe sich weiter fördern und ausbauen – schließlich muss die ganze Asien-Ware ja auch irgendwie bewegt werden. Oder der viel gepriesene Mittelstand – den man jetzt vielleicht wirklich mal durch Bürokratieabbau entlasten könnte. Nicht zuletzt: Forschung. Das Bundesland verfügt im Ruhrgebiet über eine weltweit einzigartige Dichte an Forschungseinrichtungen.

Möglichkeiten gibt es also viele. Was hingegen nicht möglich ist: eine Opferhaltung einnehmen, die Identitätskrise leugnen, kleinreden und als lokale Einzelschicksale abzutun.

Verwendete Quellen
  • Eigene Gedanken der Autorin
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