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Rückblick: Als Essen mit 300.000 Menschen gegen Rechts ein Zeichen setzte


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Rückblick in die 90er
Als Essen mit 300.000 Menschen gegen Rechts ein Zeichen setzte


28.06.2024Lesedauer: 2 Min.
Demo in Rüttenscheid am Montag: Tausende demonstrieren derzeit gegen Rechtsextremismus.Vergrößern des Bildes
Demo in Rüttenscheid im Januar (Archivbild): Tausende demonstrieren auch hier gegen Rechtsextremismus. Die größte Demo in Essen erlebt die Stadt im Jahr 1993. (Quelle: Kerstin Kokoska/Imago)
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Essen wird wiederholt Schauplatz eines großen Protests gegen Rechtsextremismus. Erinnerungen an eine der größten Protestversammlungen der 90er werden wach.

Die AfD hält ihren zweitägigen Parteitag in Essen ab. Lange hatte die Stadt juristisch versucht, die Zusammenkunft in der Grugahalle zu verhindern - vergeblich. Angekündigt sind nun Proteste mit womöglich 100.000 Teilnehmern, um ein Zeichen gegen Rechts und für Demokratie zu setzen. Der Essener Polizeipräsident Andreas Stüven sprach vom größten Polizeieinsatz der Essener Geschichte.

Ein Blick in die Vergangenheit zeigt: Eine Demonstration gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt mit Hunderttausenden Teilnehmern hat es in Essen bereits in den 90ern gegeben. Im Ruhrgebiet, sowie in anderen Gebieten Deutschlands entstand eine gewaltige, demokratische Gegenbewegung zum Hass und der rechten Gewalt, die sich in Rostock-Lichtenhagen 1992 zugetragen hatte.

Hier mussten vietnamesische Vertragsarbeiter um ihr Leben fürchten, als mehrere hundert, teilweise rechtsextreme Randalierer, das Wohnheim, in dem sie lebten, angriffen und dafür Beifall von bis zu 3.000 Zuschauern bekamen. Die Ausschreitungen zählen zu den massivsten rassistisch sowie fremdenfeindlich motivierten Angriffe in der Bundesrepublik nach Ende des Zweiten Weltkrieges.

300.000 Menschen demonstrierten friedlich

Kollektiv war das Entsetzen und das Aufstehen gegen Rechts im Ruhrgebiet. In Essen waren es etwa 300.000 Menschen, die mit einer Lichterkette in der Innenstadt gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Gewalt demonstrierten.

Mehrere tausend Leute, die ebenfalls dabei sein wollten, erreichten die Essener City nicht rechtzeitig, heißt es in einem Bericht der Deutschen Presseagentur von damals. Die etwa sechs Kilometer lange "Schlange" in der City bildete am Neujahrstag einen Ring, der symbolisch in besonderem Maße vom Rechtsterror bedrohte Stätten einschloss: die Synagoge und andere Treffpunkte von Minderheiten.

Initiator der Aktion war eine Gruppe von Studenten, deren Aufruf sich der nordrhein-westfälische Ministerpräsident Johannes Rau (SPD), zwölf Revierstädte, Parteien, Gewerkschaften, Kirchen, Medien sowie zahlreiche Verbände und Vereine angeschlossen hatten. In der Lichterkette standen denn auch bei frostigem, aber klarem und windstillem Wetter mehrere Oberbürgermeister aus dem Ruhrgebiet sowie der Essener Bischof Hubert Luthe mit Gästen seines Neujahrsempfanges.

Als sich die Kette bei Anbruch der Dunkelheit schloss, läuteten die Glocken zahlreicher Kirchen. Männer, Frauen und Kinder mit Kerzen, Lampions und Taschenlampen standen stellenweise dicht gedrängt. Ihr Motto lautete: "Das Ruhrgebiet sagt Nein!". Zu Zwischenfällen kam es nicht.

Verwendete Quellen
  • Material der dpa
  • Eigene Recherchen
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