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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Wichtige Ruhrgebietsstrecken gesperrt "Ich stelle mich auf das Schlimmste ein"
Sieben Wochen lang bleibt die wichtige Bahnstrecke von Essen über Bochum nach Dortmund gesperrt. Wie gehen Reisende damit um? t-online hat sich umgehört.
Sandra W. hat sich das rot im Kalender markiert: 5. Januar bis 23. Februar. In diesem Zeitraum ist die stark befahrene Verbindung von Essen über Bochum nach Dortmund für sieben Wochen gesperrt. Denn die Bahn saniert Gleise, Weichen und Oberleitungen. Hier lesen Sie mehr dazu.
RE1 und RE11 und eine Reihe ICEs machen dann gar keinen Halt mehr in Bochum. Der Rhein-Ruhr-Express (RRX) wird über Gelsenkirchen und Herne umgeleitet. Weil beim RE16 nichts mehr geht, fahren zwischen Essen und Witten sowie Hagen Ersatzbusse.
"Stelle mich auf Homeoffice ein"
"Ich stelle mich auf Homeoffice und Chaos ein", sagt die Essenerin, die für die Arbeit von Essen nach Dortmund muss. Zwar verkehren die Regionalzüge weiterhin zwischen diesen Ruhrgebietsstädten und auch nach Bochum kommt man noch immer mit der S1, aber: "Die ausgefallenen Züge müssen ja irgendwie aufgefangen werden. Dann wird's bestimmt voller", glaubt Sandra W. Am Montag will sie daher eine Bahn früher als üblich nehmen.
Kerstin Jeske war schon direkt zu Beginn am Samstag von der Streckensperrung betroffen. "Ich komme aus Ulm und möchte eigentlich meine Kinder in Bochum abholen. Mein ICE hat dort aber gar nicht gehalten", erzählt sie.
Für Jeske bedeutet das: eineinhalb Stunden Fahrt-, Warte- und Umsteigezeit obendrauf. Besonders ärgerlich: "Mein Rückzug sollte ursprünglich durchfahren. Jetzt werde ich mit zwei kleinen Kindern und Kindersitz im Schlepptau umsteigen müssen."
Der Pendler Suhas S. sieht der Streckensperrung gelassen entgegen. Er habe schon mehrmals die Erfahrung gemacht, wegen verspäteter Züge zu spät zur Arbeit zu kommen, erzählt er. In den kommenden Wochen rechnet er damit, dass das noch häufiger passiert. "Ich habe kein Auto und somit keine Alternative", sagt der Berufspendler.
Reinhard K. sieht das Ganze ebenfalls entspannt. "Zwischen S-Bahn und Regionalzug sind in der Fahrtzeit nur ungefähr fünf Minuten Unterschied. Das macht mir nicht groß etwas aus", meint er. Er sieht eher grundlegende Probleme, die auch nach Ablauf der sieben Wochen nicht gelöst sein werden. "Der Personalmangel wird immer schlimmer." Rund 4,3 Millionen Euro kostet die Modernisierung der Infrastruktur, bei der neue Schienen, Schotter und Schwellen sowie Oberleitungen verlegt werden. "Das wird daran nichts ändern", sagt er.
RE40 nur teilweise von Einschränkungen betroffen
So ist die Regionalbahn 40 beispielsweise nur in bestimmten Zeiträumen von der Sperrung betroffen. Zwischen dem 5. und 9. Februar fährt zwischen Essen und Bochum ein Ersatzverkehr mit Bussen, vom 9. bis zum 23. Februar wiederum auf der Strecke zwischen Essen und Witten. An den Wochenenden ist zusätzlich die Strecke der S1 zu – dann fahren auch hier Busse zwischen Essen und Dortmund.
Pendler Paul S. hat Glück: Er hat keine feste Uhrzeit, zu der er auf der Arbeit sein muss und kann tageweise auch von zu Hause aus arbeiten, wie er erzählt. "Ich stelle mich trotzdem auf das Schlimmste ein", sagt er. Mit den angekündigten Minusgraden würden die Züge und Busse vermutlich noch voller, weil dann selbst einige Radfahrer auf die öffentlichen Verkehrsmittel ausweichen.
Zusätzlich ist im Ruhrgebiet eine weitere Strecke ab Freitag für zwei Wochen gesperrt: Am Niederrhein wird die Strecke zwischen Oberhausen und Emmerich für den internationalen Güterverkehr aufwendig ausgebaut und deswegen dichtgemacht. Im Fernverkehr wird der ICE Amsterdam-Frankfurt umgeleitet, die Halte in Arnhem, Oberhausen, Duisburg und Düsseldorf entfallen.
- Reporterin vor Ort