Nach Drohung der Hamas Synagoge Duisburg rät Mitgliedern zur Vorsicht
Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Die Angriffe auf Israel haben ihre Spuren auch im Ruhrgebiet hinterlassen. Die jüdische Gemeinde Duisburg hat ihren Mitgliedern Verhaltenstipps gegeben.
Seit dem Angriff der Terrorgruppe Hamas auf Israel ist für zahlreiche Menschen jüdischen Glaubens von einem auf den anderen Tag nichts mehr, wie es vorher war. Viele von ihnen haben Familie, Freunde oder Bekannte bei den Anschlägen in Israel verloren, andere hoffen bis heute darauf, dass ihre Angehörigen mit einem der angekündigten Sonderflüge sicher zurück nach Deutschland reisen können.
Auch für die im Ruhrgebiet lebende jüdische Community haben die Geschehnisse in Israel bereits jetzt weitreichende Folgen bei der Ausübung ihres Glaubens. Die Sicherheitsvorkehrungen vor jüdischen Einrichtungen wurden nochmals erhöht, geführte Besichtigungen der Synagogen in Essen und Duisburg sind vorerst abgesagt – auch deshalb, weil es gerade im Ruhrgebiet in den vergangenen Tagen immer wieder Zusammenkünfte und Demonstrationen pro-palästinensischer Vereinigung gegeben hatte. Mehr dazu lesen Sie hier.
Vor allem der Aufruf der Terrorgruppe Hamas, am Freitag vermehrt jüdische Einrichtungen weltweit angreifen zu wollen, habe viele Jüdinnen und Juden besorgt, wie der Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr.Oberhausen, David Geballe, t-online berichtet.
Schmuck verstecken, nicht stehen bleiben
"Wir sind im engen Kontakt mit der Polizei und dem Staatsschutz, auch vom Zentralrat der Juden gibt es Einschätzungen zu diesem Thema", erklärt er im Gespräch mit t-online. Bereits kurz nach dem Angriff der Hamas in Israel habe man die Gemeindemitglieder daher an wichtige Verhaltensregeln erinnert.
So werden die Gläubigen dazu angehalten, beim Verlassen des Gebäudes nach Möglichkeit nicht mehr davor stehen zu bleiben und sich zu unterhalten, sondern zügig von dort wegzugehen. Sollte ihnen etwas Beunruhigendes auffallen, wie zum Beispiel ein Gegenstand, eine verdächtige Person oder Personengruppe, solle sofort Bescheid gegeben werden.
"Außerdem ist der Ratschlag an alle Gemeindemitglieder rausgegangen, Schmuck, wie zum Beispiel eine Kette mit Davidstern, lieber unter der Kleidung zu verstecken, damit diese nicht sofort von außen sichtbar ist und es dadurch nicht zu Problemen kommt", ergänzt der Rabbiner, der anmerkt, dass vor allem die jüngeren Gemeindemitglieder diese Verhaltensweisen ohnehin täglich anwenden würden.
"Lassen uns nicht verbieten, zu beten"
"Ich würde behaupten, dass etwa die Hälfte oder sogar drei Viertel der Jugendlichen in unserer Gemeinde alles dafür tun, damit ihre Mitschüler und teilweise auch die Schule selbst nicht wissen, dass sie jüdisch sind. Auch schon zu normalen Zeiten. Gerade eben, damit in solchen Situationen wie jetzt keine Probleme auftauchen. Das ist hier leider die traurige Realität", betont er.
Dass seit der prekären Lage in Israel weniger Gläubige den Weg in die Synagoge finden, wollte der Mann nicht bestätigen. Generell sei aber durchaus weniger dort los, da die Gemeinde im Hinblick auf drohende Angriffe einige Termine abgesagt oder verschoben habe oder diese als Online-Veranstaltung stattgefunden haben.
Der Gottesdienst findet in Absprache jedoch vorerst weiterhin statt. "Als Zeichen dafür, dass wir uns nicht von Möchtegern-Diktatoren verbieten lassen, zu beten", so der Rabbiner. Auch hier gebe es allerdings mehr Polizeipräsenz und die Gemeindemitglieder würden noch wachsamer sein als sonst.
- Telefonat mit der Jüdische Gemeinde Duisburg-Mülheim/Ruhr.Oberhausen K.d.ö.R. am 13.10.2023
- Eigene Recherchen zum Thema