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Zum journalistischen Leitbild von t-online.So ist die neue "Nostalgia"-Show Im Apollo heißt es jetzt "Zurück in die Zukunft"
In der neuen Apollo-Show "Nostalgia" reist das Publikum durch vergangene Jahrzehnte. Beim Finale hält fast jeder den Atem an.
Der Plot ist schnell erzählt: Ein Mann, der sein Glück verloren glaubt, bekommt die Chance, mit einer Zeitmaschine die schönsten Momente seines Lebens noch einmal zu sehen, ja zu fühlen, zu spüren, um dann, zurück in der Zukunft, wieder glücklich zu sein.
So weit, so einfach. Und schon beginnt sich der Lichtkreisel zu drehen, der auf den schweren Vorhang projiziert ist, während ein Rauschen aus den Lautsprechern tönt. Als sich die Bühne erstmals zeigt, ist es, als würde man durch einen Nebel blicken. Wie im Zeitraffer bewegen sich die Artisten dahinter – eine Vorschau auf das, was an diesem Abend passieren wird. Durch die neue Show "Nostalgia" von Roncallis Varieté führt das Comedy-Duo Kiss Brothers, das gute Laune macht und von kleinen Umbaupausen auf der Bühne unterhaltsam ablenkt.
Wir befinden uns in den 40er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts, vielleicht auch ein paar Jahre später. Mädchen in zarten Blumenkleidern tanzen verspielt, während zwei Lausbuben Fahrrad fahren und Drachen steigen lassen. Ein Moment, der so auch im Film "Forrest Gump" vorkommen könnte, der aber jäh endet, als sich der Lichtkreisel wieder dreht.
Schon ist Disco-Zeit, die Kleidchen weichen weiten Schlaghosen, "Daddy Cool" und "Rasputin" von Boney M. laufen. Wir sind in der nächsten Epoche angekommen, irgendwann Ende der 1970er-Jahre, bevor es auch schon weitergeht in eine Zeit, in der wilde Dauerwellen, leuchtende Leggings, bunte Schweißbänder und Bodys voll in Mode sind.
In knappen pinkfarbenen Shorts und bauchfreiem, knalligem Top taucht JP Deltell auf. Der Artist aus Quebec in Kanada tourt seit 20 Jahren durch die Welt und begeistert die Menschen vor allem in einer Disziplin: mit dem Sprungseil. Lange Seile, kurze Seile, schnelle Seile: Eine ungewöhnliche Performance bringt der Kanadier mit nach Düsseldorf, die wirklich außergewöhnlich ist und mit der er auch schon Engagements beim Cirque du Soleil, Zirkus Knie und Circus Vargas hatte.
Und was wäre eine Nostalgie-Show ohne Leidenschaft, ohne große Gefühle? Mit seiner Akrobatik versucht Bernat, die schöne Judit zu beeindrucken. Mit Rose im Mund und waghalsigen Stunts. Bernat stapelt Stühle und je mehr es werden, umso mehr ist Judit beeindruckt. Musikalisch begleitet wird die Inszenierung vom feurigen "El Tango de Roxanne", bis Bernat am Ende einen einhändigen Handstand auf vier wackelig aufeinander positionierten Stühlen zeigt und das Herz seiner Angebeteten erobert. Nicht nur sie hält den Atem an, vom Publikum gibt es viel Applaus.
"Vorsicht" in den vorderen Reihen
Judit ist dann auch noch ohne ihren Partner zu sehen, am Trapez. Bei Sinéad O'Connors Herzschmerzsong "Nothing Compares 2 U" zeigt sie ihre unglaubliche Körperbeherrschung nur wenige Meter unter der Bühnendecke. Überhaupt ist "Nostalgia" eine Show, in der viele Frauen Hauptrollen übernehmen. So wie Carolina Gomez, die auf einem Gymnastikball balanciert, oder Chiho, die Metallstäbe jongliert. Sie hatte schon als Teenager Dutzende Medaillen bei Wettkämpfen gewonnen.
Und immer wieder wird jemand, wie oft bei den Shows im Apollo, aus dem Publikum auf die Bühne geholt. Obacht also, wenn man in den vorderen Reihen sitzt: Mal ist man Beifahrerin in einem Taxi, mal steht man vor einer Zielscheibe, auf die Messer geworfen werden.
Dass sich die Geschichte mit dem zeitreisenden, unglücklichen Mann dem Publikum nicht immer erschließt, wie sie vielleicht sollte, ist nur ein kleiner Wermutstropfen. Dafür wird man mit akrobatischen Nummern belohnt, die begeistern.
So wie das große Finale, das die Ramadhani Brothers bestreiten: Fadhili Rashidi und Ibrahim Job scheinen die Hand-auf-Hand-Akrobatik perfektioniert zu haben. Mühelos und teilweise mit verbundenen Augen balanciert der eine den anderen, mal Hand auf Hand, mal Kopf auf Kopf. Und weil das nicht genug ist, klettern sie Kopf auf Kopf auf frei stehende Leitern, laufen Treppenstufen herunter und rückwärts wieder hoch – hier hält fast jeder im Saal den Atem an.
"Nostalgia" ist zu sehen bis zum 5. Januar 2025. Karten kosten zwischen 31,90 und 104,90 Euro. Mehr unter www.apollo-variete.de.
- Reporter vor Ort