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Sachsen: Tierfreundin pflegt blinde Stadttaube in privater Wohnung


Bis zu 17 Vögel in einer Wohnung
Wer hält denn Tauben bei sich zu Hause?


22.03.2025 - 13:18 UhrLesedauer: 3 Min.
Paula Meier mit ihrem Haustier Xena: Die sechs Monate alte Taube nistet seit sechs Monaten in der 2,5-Zimmer-Wohnung.Vergrößern des Bildes
Paula Meier mit ihrem Haustier Xena: Die sechs Monate alte Taube nistet seit sechs Monaten in der 2,5-Zimmer-Wohnung. (Quelle: Marvin Graewert)
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Eigentlich wollte Paula Meier nur zwei Tauben in Pflege nehmen. Doch dann zogen immer mehr Vögel bei ihr ein – mitsamt Windeln, Medikamenten und jeder Menge Überraschungen.

Das weiche Gurren mischt sich mit dem wattigen Knattern der Flügel. Die Flügelschläge werden immer hektischer. Dann schießt eine dunkle Taube nach oben – streift die Sofalehne, fliegt vorbei an einem Kratzbaum und an Familienfotos. Dann stoppt der Vogel abrupt.

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Das alles passiert in der kleinen Wohnung von Paula Meier. Sie pflegt ehrenamtlich Tauben: "Xena ist blind. Sie fliegt und hofft, irgendwo zu landen", erklärt sie den hektischen Taubenflug. Auf der Straße würde der sechs Monate alte Vogel keinen Tag überleben.

Doch in Paula Meiers Zweieinhalbzimmerwohnung in Freital hat das Tier ein Zuhause gefunden – zusammen mit vier anderen Tauben. "Ich päppele die Tauben auf, bis sie wieder ausgesetzt werden können", sagt die 48-Jährige und streichelt Xena sanft über den Kopf. "Aber manche, wie Xena, bleiben für immer."

Neben den Tauben leben in Meiers Wohnung auch zwei Katzen. Eine ungewöhnliche Kombination, möchte man meinen. Doch Meier winkt ab. "Du kannst zwar Tauben nicht erziehen – aber die Katzen", sagt Meier. "Natürlich musste ich auch mal schimpfen, wenn die Pfote hochging." Mittlerweile können die Tauben im gleichen Raum fliegen – und die Katzen bleiben unbeeindruckt.

Vom Straßentier zum Haustier mit Windel

Bis zu 17 Tauben hatte die freie Künstlerin schon gleichzeitig in ihrer Obhut. Doch nur etwa jede fünfte kann später wieder in die freie Wildbahn entlassen werden. Die meisten bleiben dauerhaft in einer der Pflegestationen.

Trotz der vielen Tauben findet man keinen Taubenkot auf Regalen oder dem Sofa. Meier hat entsprechende Vorkehrungen getroffen: Der Sofabezug ist abwaschbar, in der ganzen Wohnung verteilt stehen Desinfektionsmittel. Kranke Tauben tragen außerdem Windeln.

Mit diesen Vorsichtsmaßnahmen hat es Meier geschafft, sich selbst noch nie mit Krankheiten anzustecken, obwohl sie gerade hauptsächlich Tauben aufgenommen hat, die an E.-coli-Darmbakterien erkrankt sind.

Natürlich gibt es auch Taubenkrankheiten, bei denen eine Übertragung durch das Einatmen von aufgewirbeltem, getrocknetem Kot oder Federstaub erfolgen kann. Aus anderen Städten kennt Meier Geschichten, in denen sich Taubenfreunde durch mit Vogelchlamydien infizierte Tiere angesteckt haben. Bei der Masse an Taubenpflegestellen in Deutschland sei das allerdings die absolute Ausnahme.

Solche Berichte haben Meier vorsichtig werden lassen, aber nicht entmutigt. Im Gegenteil: Je mehr sie über die Tiere und ihre Bedürfnisse lernte, desto größer wurde ihr Einsatz. Dabei hätte sie vor anderthalb Jahren noch nicht mal eine Taube auf der Hand gehalten. Dann las sie einen Aufruf der Stadttauben-Iniative Dresden, dass Pflegeplätze für Tauben gesucht würden.

Nicht nur Pflege – sondern auch Brutkontrolle

Neben der Pflegestelle in Freital gibt es in Dresden 15 weitere Stationen, die sich um verletzte Stadttauben kümmern. Insgesamt betreut die Stadttauben-Iniative Dresden etwa 3.000 bis 4.000 Stadttauben. Neben der Pflege von verletzten Tieren tauscht der Verein nach eigenen Angaben jährlich etwa 4.000 Eier gegen Gipsattrappen aus, um die Population zu kontrollieren. Der Verein finanziert sich durch Spenden und sucht weitere Unterstützer.

Die Stadt Dresden verfolgt einen anderen Ansatz, um die Taubenpopulation zu regulieren. Mit einem Fütterungsverbot hofft man auf eine Selbstregulation. Die Stadttauben-Initiative Dresden sieht darin keine Lösung, sondern eine Form der Tierquälerei.

Auf Anfrage teilt die Stadtverwaltung mit, dass sie das Engagement der Initiative zwar kenne und schätze. Gefördert werde das Projekt aber nicht. Bei den Stadttauben handle es sich nämlich um Wildtiere, die – wie Spatzen, Raben und andere Vögel – nicht durch die Stadt betreut werden.

Die Aufnahme und Versorgung kranker Tauben in Privatwohnungen, wie sie die Initiative praktiziert, sieht das Veterinäramt dennoch zwiespältig. Einer Pflege durch erfahrene Personen stehe zwar grundsätzlich nichts entgegen. Offensichtlich kranke Tiere mit mehr als nur allgemeiner Schwäche sollten jedoch Tierarztpraxen oder ähnlich fachkundigen Stellen vorgestellt werden.

"Tauben können nichts dafür, dass sie existieren"

Im Laufe der Zeit hat sich Meier, die eigentlich keinen medizinischen Hintergrund hat, immer mehr Fachwissen angeeignet und Schulungen besucht. Zudem wird die Genesung der Tauben mit regelmäßigen Labortests überwacht. "Eigentlich wollte ich mit zwei Tauben anfangen – mehr sollten es nicht werden", erzählt sie lachend. Doch schnell fanden immer mehr verletzte Vögel den Weg in ihre Wohnung: Tauben mit gebrochenen Flügeln, Wunden von Greifvögeln oder Schussverletzungen.

Seither sieht sie die Vögel mit anderen Augen: "Tauben können rein gar nichts dafür, dass sie existieren", sagt sie mit Nachdruck. Schließlich seien es die Menschen gewesen, die den Tieren durch Domestizierung den ganzjährigen Brutzwang angezüchtet haben. Dadurch hätten die einst wildlebenden Felsentauben ihre natürliche Scheu vor dem Menschen verloren. "Es gibt ja einen Grund, warum man keine Ringeltauben durch die Fußgängerzone stolzieren sieht." Heute kann sie sich ein Leben ohne Tauben in ihrer Wohnung gar nicht mehr vorstellen.

Mittlerweile kann sie selbst schwer verletzte Tauben versorgen, denen Medikamente gespritzt oder Infusionen gelegt werden müssen. Und vor allem füttert sie die Tauben richtig. "Tauben sind reine Körnerfresser. Die fressen keinen Döner, kein Brot, keine Pommes. Die fressen das schlicht und ergreifend, weil die am Verhungern sind."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Antwort des Veterinäramts auf t-online-Anfrage – per Mail eingegangen.
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