Mehr als 150 Journalistinnen und Journalisten berichten rund um die Uhr für Sie über das Geschehen in Deutschland und der Welt.
Zum journalistischen Leitbild von t-online.Ungewöhnliche Idee für Dresdner VW-Werk Wie geht es ab 2026 mit der Gläsernen Manufaktur weiter?
In weniger als einem Jahr endet die Autoproduktion in der Gläsernen Manufaktur. Ein VW-Mitarbeiter schlägt vor, stattdessen Straßenbahnen zu bauen. Der Konzern hält das für unrealistisch – hat aber selbst noch kein Alternativkonzept.
Ab 2026 stellt Volkswagen die Fahrzeugproduktion in der Gläsernen Manufaktur in Dresden ein. Die mehr als 300 Beschäftigten sind allerdings bis Ende 2030 abgesichert. Das heißt, VW werde auch weiterhin am Dresdner Standort präsent sein, so ein Sprecher von Volkswagen Sachsen. An einem alternativen Gesamtkonzept werde gearbeitet. Spruchreif sei aber noch nichts.
Gegen diese Unsicherheit regt sich Protest. Ein Bündnis aus VW-Mitarbeitenden, Straßenbahnbauern und Aktivisten möchte eine öffentliche Debatte anstoßen. Sie wollen im Dialog mit Belegschaft, Bewohnern der Stadt und Experten Ideen für die Zukunft des Dresdner Wahrzeichens finden.
Arbeitsplätze durch Umstellung auf nachhaltige Produktion sichern
Ihr Ziel: Die Fertigung bis 2025 nicht auslaufen lassen, nahtlos auf eine nachhaltigere Produktion umstellen und damit Jobs langfristig sichern.Thorsten Donnermeier ist VW-Mitarbeiter seit 40 Jahren und IG-Metall-Vertrauensmann: "Zukunftsfähige Arbeitsplätze gibt es nur mit zukunftsfähigen Technologien", sagt er. Elektroautos wie den VW ID.3, der bislang in Dresden endmontiert wird, zählt er wegen des hohen CO₂-Ausstoßes bei der Herstellung nicht dazu.
Eine Alternative sieht er in der Produktion von Kleinbussen oder Straßenbahnen. Die Belegschaft wäre diesem Umbruch gewachsen, ist sich Donnermeier sicher. Die Gläserne Manufaktur sei ideal für so ein Pilotprojekt: "Man kann sich hier durch die Architektur neue Produkte von außen angucken und Verbesserungsvorschläge einbringen." Zunächst stehe nicht die Rentabilität im Fokus, sondern neue Konzepte auszuprobieren. Erfolgreiche Ideen könnten dann auf andere VW-Standorte übertragen werden.
VW hält Straßenbahn-Pläne für unrealistisch
Dass ein VW-Mitarbeiter fordert, in der Gläsernen Manufaktur Straßenbahnen zu bauen, überrascht VW-Sachsen-Sprecher Jonas Wetzel: "Natürlich ging es in der Gläsernen Manufaktur immer um den Marketingeffekt und die vielen Besucher, die wir mit unseren Ausstellungen und Führungen anziehen." Doch letztlich gehe es darum, Gewinne zu erwirtschaften und Arbeitsplätze zu sichern. "Gerade unter den Gegebenheiten, dass entschieden wurde, den Fahrzeugbau Ende 2025 in Dresden einzustellen, passt die Umstellung der Produktion auf Straßenbahnen nicht ins Konzept."
Das Bündnis sei aber nicht auf die Straßenbahnproduktion festgelegt, betonen die Aktivisten. Ihnen gehe es um eine nachhaltigere Zukunft des Konzerns. Ein konstruktives Dialogformat begrüßt Sprecher Wetzel: "Gerade, weil die Forschungslandschaft mit der TU Dresden, dem Fraunhofer-Institut und dem Max-Planck-Institut wirklich außergewöhnlich ist. Es gibt durchaus Spitzenforschung vor der Haustür, von der wir profitieren könnten."
Derzeit werden in Dresden 6.000 ID.3 pro Jahr final montiert. Bei der Endmontage werden die einzelnen Teile eines Autos – also Motor, Sitze, Lenkrad und so weiter – zum fertigen Auto zusammengebaut. Wie das Werk ab 2026 genutzt wird, bleibt weiter ungewiss.
- Gespräch mit Thorsten Donnermeier vor der Gläsernen Manufaktur
- Telefonat mit Jonas Wetzel, Sprecher von VW Sachsen
- Telefonat mit IG-Metall-Sprecher Jan Mentrup
- Telefonat mit René Rostock vom VW Betriebsrat
- igmetal.de: So sieht das Tarifergebnis aus