Prozess gegen "Letzte Generation" "Wollten möglichst viel Aufmerksamkeit"
Zum Prozessauftakt gestanden die Klimaaktivisten ihre Tat und erklärten ihre Motive. Der Schaden am Bilderrahmen des Meisterwerks beläuft sich auf knapp 2.300 Euro.
Fast zwei Jahre nach der Klebe-Attacke auf die "Sixtinische Madonna" in der Gemäldegalerie Alte Meister verhandelt das Dresdner Amtsgericht gegen zwei Klimaaktivisten. Maike Grunst und Jakob Beyer gestanden zum Prozessauftakt am Mittwoch ihre Tat. Sie hätten angesichts der Auswirkungen der Klimakrise "möglichst viel Aufmerksamkeit" erregen wollen, erklärte die 24-Jährige. Unter anderem verwiesen die Angeklagten auf die verheerenden Waldbrände in der Sächsischen Schweiz wenige Wochen zuvor. "Die Klimakatastrophe wird auch Kunstwerke auf der ganzen Welt zerstören", sagte die Soziologiestudentin aus Leipzig.
- Jakob Beyer saß für andere Aktionen bereits im Gefängnis: Warum er für die "Letzte Generation" alles aufs Spiel setzt
Die Staatsanwaltschaft klagt die junge Frau und ihren 23-jährigen Begleiter wegen gemeinschädlicher Sachbeschädigung an. Im Sommer 2023 akzeptierten sie eine Geldstrafe in Höhe von 1.500 Euro nicht und legten Einspruch gegen die Strafbefehle ein. Laut Anklage entstand am Bilderrahmen von Rafaels Meisterwerk ein Schaden von knapp 2.300 Euro. Zudem läuft am Landgericht Dresden ein Zivilverfahren im Zuge einer Schadenersatz-Klage des Freistaates.
Restauratoren als Zeugen im Prozess
Vor Gericht gaben die Beschuldigten zu, in der Gemäldegalerie mit Sekundenkleber je eine Hand am Rahmen des berühmten Altargemäldes von Raffael aus dem 16. Jahrhundert befestigt zu haben. Zwei Restauratoren sagten als Zeugen aus: Nachdem das Museum evakuiert war, löste ein Restaurator die beiden Hände vom Rahmen. Die Ausstellung blieb für den Rest des Tages geschlossen. Zur Beseitigung des Sekundenklebers brauchte es demnach rund 15 Arbeitsstunden, weil die Patina beschädigt wurde.
"Der Protest richtete sich nicht gegen die Gemäldegalerie, sondern sollte die Gesellschaft aufrütteln und auf die drängenden Folgen der Klimakatastrophe aufmerksam machen", entschuldigten sich die Aktivisten bei Angestellten und Besuchern. Der Prozess wird am 19. Juni fortgesetzt.
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- Nachrichtenagentur dpa
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