Dresden Bürogebäude wird Asylunterkunft statt Bordell
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Die Flüchtlingsunterkunft in Dresden-Alttorna erinnert noch daran, dass eigentlich ein Stundenhotel geplant war. Aus Kostengründen entschied sich die Stadt gegen erneute Renovierungsarbeiten.
Ursprünglich sollte in dem ehemaligen Bürogebäude im Dresdner Stadtteils Alttorna ein Stundenhotel mit Bordellbetrieb eröffnet werden. Nach Anwohner-Protesten konnte die Pläne der Stadt gestoppt werden. Nun ziehen stattdessen ab Ende Oktober die ersten Asylsuchenden in das Gebäude Alttorna 3K ein, wie die Stadtverwaltung mitteilte. Dresden hat das Gebäude für fünf Jahre angemietet.
Das dreistöckige Gebäude, vormals als Alttorna 5 bekannt, verfügt über 25 Zimmer und kann bis zu 44 Personen aufnehmen. Die farbliche Gestaltung der Zimmer und Ausstattung der Bäder erinnert noch an die Nutzung als Bordell und unterscheidet sich erheblich von anderen Asylunterkünften in Dresden. Aus Kostengründen habe sich die Stadt allerdings dazu entschieden, auf unnötige Malerarbeiten zu verzichten.
Wachschutz rund um die Uhr
Auf einer Nutzfläche von 1.500 Quadratmetern finden die Bewohner neben ihren Zimmern auch Gemeinschaftsbereiche wie eine Selbstversorger-Küche und einen Waschraum.
Die Caritas übernimmt die Sozialarbeit in der Unterkunft. Dabei arbeitet das Team eng mit interkulturellen Gruppen und Vereinen aus Dresden zusammen. Die Stadtverwaltung hat für die Wochenenden einen 24-Stunden-Sicherheitsdienst beauftragt, während unter der Woche nachts ein Wachschutz präsent ist.
- "Diese Bedrohungen sind nicht hinnehmbar": Ministerin fordert Bannmeile um Asylunterkünfte
Prostitution direkt am Schulweg verhindert
Um die Aufnahme von mindestens 2.200 Asylbewerbern in diesem Jahr zu gewährleisten, muss die Stadt kreativ werden. Seit wenigen Wochen sind etwa 140 Geflüchtete in einem ehemaligen Dresdner Hotel in der Innenstadt untergebracht. Auch das Gebäude in Alttorna, das nun als Unterkunft dient, sollte ursprünglich ein Bordell werden. Doch um Prostitution direkt am Schulweg zu verhindern, hatten sich die Anwohnerinnen und Anwohner 2021 zu einer Interessengemeinschaft zusammengeschlossen, wie die "Sächsische Zeitung" berichtete. Ihr Widerspruch war erfolgreich – obwohl die Baugenehmigung schon lange vorlag.
Warum und wie genau es zu diesem Sinneswandel kam, wollte die Stadtverwaltung auf eine Anfrage der Zeitung nicht verraten. Allerdings ist der Wohnraum – der Geflüchteten zur Verfügung gestellt wird – knapp. Zudem bereitet sich Dresden auf einen Zuwachs an Asylbewerberzahlen vor.
Am Mittwoch, dem 18. Oktober, können Interessierte die neue Unterkunft im Gebäude Alttorna 3K besichtigen. Von 15 bis 18 Uhr informiert die Stadt Dresden über die geplante Unterbringung und Betreuung.
- Pressemitteilung der Stadt Dresden vom 16. Oktober 2023 – per Mail eingegangen
- Bekanntmachung der Landeshauptstadt Dresden im Amtsblatt Ausgabe 11/2021, Seite 26
- saechsische.de: "Dresdner Bürger machen gegen Bordellbau ernst" (kostenpflichtig)
- saechsische.de: "Dresden verliert Kampf gegen Bordell"