Kreativer Protest "Gleiche Brust für alle": Nackt-Demo radelt durch Dresden
Besonderer Protest in Dresden: Dutzende Radfahrerinnen und Radfahrer fuhren durch die Stadt – oberkörperfrei.
Am Samstag sind in Dresden zahlreiche Radfahrerinnen und Radfahrer unter dem Motto "Gleiche Brust für alle" oberkörperfrei durch die Stadt geradelt. Die gleichnamige feministische Initiative hatte dazu aufgerufen. Sie fordert, die weibliche Brust zu normalisieren – anstatt sie zu sexualisieren. Wie die "Bild" berichtet, demonstrierten die Teilnehmer "gegen die Doppelmoral, die es Männern erlaube, sich mit freiem Oberkörper zu zeigen – Frauen größtenteils aber nicht."
Die besondere Demonstration führte vom Alaunpark durch die Dresdner Neu- und Innenstadt. Wie ein Reporter vor Ort berichtet, skandierten die Frauen und Männer zahlreiche Sprechchöre und bemalten ihre Körper mit Parolen, um ihrem Protest Ausdruck zu verleihen.
"Oben-ohne-Demo" in Dresden: Vereinzelte Beleidigungen
Sprüche wie "Don't comment on my body", zu deutsch "Kommentiere nicht meinen Körper", oder "Boobs have no Gender" (übersetzt: "Brüste haben kein Geschlecht"), sind auf Fotos zu sehen. Den Angaben zufolge waren die Veranstalterinnen, zu denen auch die Gruppe "SektGabi*s" zählt, mit dem Protest sehr zufrieden. Laut des Reporters reagierten die Dresdner mit viel Zuspruch auf die Oben-Ohne-Aktion. Es habe aber auch Verwunderung und einzelne Beleidigungen gegeben. Wie die "Bild" schreibt, verlief die Demo laut Polizei insgesamt friedlich.
Bereits im Vorfeld blickte die Stadt Dresden der Veranstaltung offenbar "hochnervös" entgegen, wie die "Bild" berichtete. Die Zeitung sprach davon, dass im Rathaus "Nippel-Angst" herrsche. Denn: Insgesamt 15 Ämter und Institutionen wurden demnach vom Ordnungsamt in Kenntnis über die geplante Demo gesetzt oder um Hinweise ersucht, "welche Auflagen in den Bescheid aufzunehmen sind". Angeschrieben worden seien unter anderem die Dresdner Verkehrsbetriebe, die Sächsische Staatskanzlei von Ministerpräsident Michael Kretschmer und das Büro des Oberbürgermeisters.
Verwaltung: Ungewöhnlicher Protest gehört zum bunten Stadtleben
Auch die Stiftung Frauenkirche und das katholische Dompfarramt seien um Auskunft gebeten worden, "ob gegen 14 Uhr ein Gottesdienst oder eine andere Veranstaltung in der Kathedrale oder der Frauenkirche stattfindet" – offenbar um das religiöse Empfinden von Kirchgängern zu schützen. Dort führte die Demo auch vorbei.
Die Stadt teilte t-online daraufhin mit, es sei völlig normal, öffentliche Institutionen vor Versammlungen um eine Stellungnahme zu bitten, wenn deren Belange durch die Veranstaltung tangiert sein könnten. "Das betrifft gerade auch religiöse Einrichtungen, bei welchen die Religionsfreiheit gemäß Artikel 4 des Grundgesetzes berücksichtigt werden muss".
Die Vielfalt friedlicher Versammlungen und die Wahl auch ungewöhnlicher Kundgebungsmittel gehörten "zum demokratischen, bunten Stadtleben im 21. Jahrhundert", so die Stadt.
- Reporter vor Ort
- bild.de: "Oben-ohne-Demo" durch die Innenstadt
- t-online.de "Ordnungsamt macht Welle wegen Oben-Ohne-Demo"