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142 Razzien: Ärztin aus Sachsen stellt deutschlandweit falsche Corona-Atteste aus


142 Durchsuchungen in neun Bundesländern
Ärztin stellte "im Minutentakt" falsche Corona-Atteste aus – Razzia

Von t-online, mgr

Aktualisiert am 21.06.2023Lesedauer: 2 Min.
Ermittler bringen nach einer der Durchsuchungen Beweismittel in ein Einsatzfahrzeug: Insgesamt wurden 25 Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt.Vergrößern des Bildes
Ermittler bringen Beweismittel nach einer Durchsuchung in Einsatzfahrzeug (Symbolfoto): Am Dienstag fanden 131 Durchsuchungen in Bayern und zwei in Sachsen statt. (Quelle: Polizei Berlin)
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Eine Ärztin aus Sachsen hat ganz Deutschland mit falschen Corona-Attesten versorgt. Durchsuchungen bei über 100 Attestnehmern und einem Heilpraktiker lassen das Ausmaß des Skandals erahnen.

Der besonders schwere Betrugsverdacht gegen eine Ärztin aus dem Landkreis Meißen erhärtet sich. Seit Beginn der Pandemie soll die 66-Jährige deutschlandweit "Gefälligkeitsatteste" im vierstelligen Bereich ausgestellt haben, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft t-online.

Gegen eine Zahlung von 25 Euro soll die Medizinerin aus Moritzburg pauschal und zu Unrecht bescheinigt haben, dass das Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes medizinisch nicht vertretbar sei. In anderen Fällen konstatierte die Ärztin ein unbegrenztes Impfverbot oder dass Corona-Schnelltests nur über den Speichel möglich seien.

Nach einer ersten Durchsuchung im Februar ging die Staatsanwaltschaft Dresden von 162 ausgestellten falschen Impf- und Maskenattesten aus. Doch das Ausmaß des Betrugs scheint weit darüber hinauszugehen: Die Beschuldigte soll mit den gefälschten Attesten mindestens 60.000 Euro eingenommen haben.

Bundesweites Netzwerk aus Heilpraktikern und Bestattern

Aufgrund weiterer Ermittlungen geht die Staatsanwaltschaft davon aus, dass es die Medizinerin mit sogenannten Sammelterminen geschafft hätte, falsche Coronaatteste "im Minutentakt" auszustellen. Die Termine wurden in Zusammenarbeit mit Heilpraktikern aus ganz Deutschland und teilweise sogar mit Bestattungshäusern durchgeführt. Für eine Gewinnbeteiligung hatte diese ihre Räumlichkeiten zur Verfügung gestellt. Aber sie übernahmen nicht nur die Logistik: Sie seien auch für die Vorplanung der Termine und die Bearbeitung und Weiterleitung der Anfragen verantwortlich gewesen.

Am Dienstag durchsuchten mehr als 360 Polizisten 140 Wohnungen von privaten Attestnehmern in neun Bundesländern – hauptsächlich in Bayern. Dabei wurden 174 unrichtige Corona-Atteste gefunden. Ermittelt wird nämlich nicht nur gegen die Aussteller – die Attestnehmer müssen sich des Verdachts der Anstiftung zum Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse stellen.

Selbsternannte Reichsbürgerin

Zudem wurde eine bayrische Heilpraxis durchsucht sowie eine weitere Gewerbefläche, sagte ein Sprecher der Staatsanwaltschaft t-online. Gegen die Organisatoren der Sammeltermine werde wegen des Verdachts der Beihilfe zum Ausstellen unrichtiger Gesundheitszeugnisse ermittelt.

Es ist nicht das erste Mal, dass die Moritzburger Ärztin mit dem Gesetz in Konflikt kommt. Nach Recherchen der Sächsischen Zeitung, sieht sich die 66-Jährige als Reichsbürgerin, war Mitglied im Moritzburger Schützenverein und besaß elf Waffen. Weil die nicht alle angemeldet gewesen wären und sich im Haus mehrere Hundert-Schuss-Munition gefunden hätten, stand sie 2014 zum ersten Mal vor Gericht.

Verwendete Quellen
  • Telefonat mit Sprecher der Staatsanwaltschaft Dresden
  • medienservice.sachsen.de: Mitteilung der Staatsanwaltschaft Dresden vom 21. Juni 2023
  • saechisische.de: Moritzburg: Die verhaftete Medizinerin geriet schon 2021 und 2022 ins Visier der Ermittler (kostenpflichtig)
  • Eigene Recherchen
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