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Juwelendiebstahl im Grünen Gewölbe: So verdiente ein Betrüger mit


Deal mit Staatsbetrieb
Diebstahl im Grünen Gewölbe: So verdiente ein Betrüger mit

Von dpa
Aktualisiert am 23.05.2023Lesedauer: 3 Min.
Prozess Betrug Grüne-Gewölbe-JuwelenVergrößern des Bildes
Marion Ackermann, Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden, sitzt im Landgericht: "Er war perfekt vorbereitet", sagt sie über den Angeklagten. (Quelle: Sebastian Kahnert/dpa/dpa-bilder)
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Ein Schausteller gab sich als Diamanthändler aus und behauptete, einen Teil der Beute aus dem Grünen Gewölbe erwerben zu können. Er bekam 40.000 Euro dafür.

Trotz Zweifeln und eines gewissen Risikos waren sich die Beteiligten am Treffen mit dem vermeintlichen belgischen Diamanthändler im Dezember 2021 einig, auf sein Angebot einzugehen, um eines der Beutestücke des Juwelendiebstahls aus dem Grünen Gewölbe Dresden zurückzugewinnen. Hoffnung und Scheitern hielten sich die Waage nach dem Gespräch mit dem Mann in Antwerpen, sagte die Generaldirektorin der Staatlichen Kunstsammlungen Dresden (SKD), Marion Ackermann, am Dienstag im Betrugsprozess gegen den Niederländer am Landgericht Dresden. Dass es auch Betrug sein könnte, "war uns allen bewusst". Sie habe auf die Expertise hocherfahrener Spezialisten der Soko Epaulette und des angesehenen Kunstdetektivs Arthur Brand vertraut und sich nicht in der Rolle gesehen, die Dinge zu entscheiden.

Der Angeklagte, ein Schausteller, soll die SKD gezielt betrogen haben. Der 55-Jährige hatte das zum Prozessauftakt vor einer Woche gestanden und angegeben, sich als belgischer Diamanthändler aus- und vorgegeben zu haben, dass er von zwei Tschetschenen den Bruststern des polnischen Weißen Adler-Ordens aus der damals noch verschwundenen Beute kaufen könne. Die ihm dafür von den SKD übergebenen 40.000 Euro habe er behalten. Laut Anklage behauptete er auch, dass er und sein Chef das Beutestück untersucht hätten und es echt sei. Der Mann sei bei dem Gespräch mit drei SKD-Vertretern und Brand in einem Hotel kompetent aufgetreten und habe mit Kunstsachverstand überzeugt.

"Erstaunliches Wissen" über Sachsens Geschichte und die Dresdner Juwelen

Im Vertrauen darauf übergab Brand ihm dann wie zuvor verabredet die Summe in einer nahen Privatwohnung. Aber der Mann kam nicht mit dem Schmuckstück zurück, das von einem mitgereisten Restaurator auf Echtheit untersucht werden sollte. "Ich war mir nicht sicher", bekannte Ackermann vor Gericht. Es habe eine "merkwürdige Diskrepanz" gegeben zwischen der Erscheinung des Mannes, der sichtlich krank und mit einer Art Jogginghose, einer Jacke und einer Wollmütze bekleidet gewesen sei, und dessen "erstaunlichem Wissen" über Sachsens Geschichte und die Dresdner Juwelen. "Er war perfekt vorbereitet."

Es habe damals viele Aspekte gegeben, die dafür sprachen, auf das Angebot einzugehen, sagte die international renommierte Museumschefin. Man habe gehofft, dass es eine "zielführende Spur war, es gab ja vorher auch viele Enttäuschungen". Brand sei ein hochangesehener Kunstdetektiv gewesen mit großer Erfolgsbilanz und die Polizei habe den Hinweis sehr positiv bewertet.

Der Kunstdiebstahl aus dem weltberühmten Schatzkammermuseum am 25. November 2019 war einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter hatten 21 Schmuckstücke mit Diamanten und Brillanten im Wert von 116,8 Millionen Euro erbeutet. Vor einer Woche waren fünf junge Männer aus dem bekannten Berliner Remmo-Clan vom Landgericht als Täter verurteilt worden. Sie hatten Ende 2022 einen Großteil der Beute zurückgegeben - darunter auch das von dem Trittbrettfahrer offerierte Schmuckstück. Einige von ihnen haben Revision eingelegt.

"Es schien mir alles stimmig zu sein"

Der jetzt Angeklagte forderte den Angaben nach, aus Angst vor den Anbietern solle keine Polizei dabei sein. Dies wurde erfüllt. Der Mann habe Druck gemacht und auch behauptet, dass unter Umständen weitere Schmuckstücke zu haben sein könnten, etwa ein großer Brillant oder Rockknöpfe. Kunstdetektiv Brand hielt ihn auch für glaubwürdig, weil Nachbarn ihn begrüßten und ansprachen, als er mit ihm zu dessen Wohnung ging. Und er habe von Anfang mit seinem richtigen Namen agiert. "Es schien mir alles stimmig zu sein", sagte auch der Kaufmännische Direktor der SKD. Es habe keinen Grund gegeben, vom gefassten Entschluss abzuweichen.

Auch die relativ niedrige Forderung überzeugte Brand - Betrüger verlangen normalerweise Millionen, wie er sagte. Und der Mann habe sich ganz anders verhalten. Das Risiko, dass der Schmuck nicht echt sein könnte, sei allen bewusst gewesen, sagte der Berliner Rechtsanwalt Robert Unger, der eine private Initiative zur Rückgewinnung der Schmuckstücke für die SKD vertrat. Einer der Kunstfreunde stellte die Summe zur Verfügung - obwohl der Mann nur Fotos des Bruststerns aus dem Internet hatte.

Der Prozess wird am 30. Mai fortgesetzt.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
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