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Grünes Gewölbe: Remmo-Clan-Mitglieder zu mehrjähriger Haftstrafe verurteilt


Urteile im Fall des Grünen Gewölbes
Fünf Haftstrafen und ein Freispruch für den Remmo-Clan

Von t-online, mgr

Aktualisiert am 16.05.2023Lesedauer: 4 Min.
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Diebstahl aus dem Grünen Gewölbe: Fünf Angeklagte sind verurteilt worden. (Quelle: reuters)

Dreieinhalb Jahre nach dem spektakulären Einbruch ins Grüne Gewölbe hat das Landgericht Dresden mehrjährige Haftstrafen verhängt. Ein Angeklagter wurde freigesprochen.

Im Prozess um den Juwelendiebstahl aus dem Grünen Gewölbe in Dresden sind fünf der sechs Angeklagten zu mehrjährigen Haft- oder Jugendstrafen verurteilt worden. Das Dresdner Landgericht verhängte Freiheitsstrafen zwischen vier Jahren und vier Monaten und sechs Jahren und drei Monaten. Die Angeklagten wurden am Dienstagvormittag wegen besonders schwerer Brandstiftung, gefährlicher Körperverletzung, Diebstahls mit Waffen, Sachbeschädigung und vorsätzlicher Brandstiftung für schuldig erklärt.

Der sechste Angeklagte wurde freigesprochen, da der 25-Jährige ein Alibi für die Tatnacht vorweisen konnte. Der 26-jährige Wissam Remmo und der 29-jährige Rabieh Remo müssen am längsten ins Gefängnis: Sie wurden zu Haftstrafen von sechs Jahren und drei Monaten sowie sechs Jahren und zwei Monaten verurteilt. Der 27-jährige Bashir Remmo wurde zu fünf Jahren und zehn Monaten verurteilt. Drei der fünf Verurteilten konnten das Gericht zunächst als freie Männer verlassen: Der Deal verschafft den Juwelendieben zwischenzeitliche Freiheit.

Auch bei einem vierten wurde der Haftbefehl unter Auflagen außer Vollzug gesetzt. Er muss allerdings zunächst seine Jugendstrafe wegen des Diebstahls der Goldmünze aus dem Berliner Bode-Museum noch weiter verbüßen. Die Betroffenen müssen sich jede Woche auf einer Berliner Polizeidienststelle melden. Erst wenn das Urteil rechtskräftig ist, folgt die Reststrafe.

Der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel sprach in seiner Urteilsbegründung von einer monatelang und detailliert geplanten Tat. Die Täter hätten eine "ungewöhnlich hohe kriminelle Energie zum Ausdruck gebracht". Ein Einbruch in das weltbekannte Grüne Gewölbe sei bis dahin von vielen "für unmöglich" gehalten worden. Das Haus mit seinen Schmuckstücken von "überragender Bedeutung" zähle immerhin "zu den ältesten und reichsten Schatzkammermuseen der Welt", sagte Ziegel. Es sei darum gegangen, "reich zu werden".

Einbruch ins Grüne Gewölbe: Schmuck für 116 Millionen erbeutet

Seit Ende Januar 2022 müssen sich die Männer zwischen 24 bis 29 Jahren dafür verantworten. Sie stammen aus dem Berliner Remmo-Clan, einer bekannten arabischstämmigen Großfamilie. Dort waren sie bei Razzien gefasst worden. Vier von ihnen hatten vor Gericht zugegeben, an dem Coup beteiligt gewesen zu sein und Reue gezeigt. Einer räumte seine Beteiligung an der Vorbereitung ein. Ein weiterer Angeklagter bestreitet eine Täterschaft und hat ein Alibi: eine Notfall-Behandlung in einer Berliner Klinik in der Tatnacht.

Die Bereitschaft zu den Geständnissen ist Ergebnis eines "Deals", nachdem sie kurz vor Weihnachten 2022 zurückgaben, was von der Beute noch vorhanden war – 18 teils beschädigte Schmuckstücke. Die Verständigung umfasste neben glaubhaften Geständnissen auch die Befragung vor Gericht, beides sollte strafmildernd wirken. Man habe "keineswegs" bekommen, was man mit dem "Deal" wollte, so die Staatsanwaltschaft. Die Angaben seien "zumindest lückenhaft", nur "die Spitze des Eisberges" und noch viele Fragen offen.

Der umstrittene Deal mit dem Remmo-Clan

Der "Deal" ist umstritten. Es bleibe ein fader Beigeschmack, "wenn man bedenkt, wie viel Schaden die Täter angerichtet und dass sie mindestens mit ihrer Brandstiftung in der Tiefgarage Menschenleben gefährdet haben", sagte der Linke-Fraktionschef im sächsischen Landtag, Rico Gebhardt. Der AfD-Abgeordnete Thomas Kirsten wetterte: "Kriminelle Clans gehen in Sachsen auf Raubzug, liefern im Anschluss brav einen Teil der Beute wieder ab und werden dafür mit Zugeständnissen verhätschelt."

Der Kunstdiebstahl aus Sachsens Schatzkammermuseum am 25. November 2019 gilt als einer der spektakulärsten in Deutschland. Die Täter erbeuteten 21 Schmuckstücke aus Diamanten und Brillanten von mindestens 116 Millionen Euro und verursachten über eine Million Euro Schaden, indem sie einen Stromkasten sowie ein Fluchtauto in Brand setzten, um Spuren zu verwischen – in der Tiefgarage eines Dresdner Wohnhauses.

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Richter: Juwelengarnituren wohl "für immer zerstört"

Der Vorsitzende Richter Andreas Ziegel sprach in seinen einleitenden Worten von einem "herausragenden Verfahren". An 47 Verhandlungstagen im Zeitraum von 15 Monaten seien mehr als 100 Zeugen und 11 Sachverständige vernommen worden. Einen Einbruch in das Grüne Gewölbe in der Landeshauptstadt habe kaum jemand für möglich gehalten. Die Tat sei einzigartig.

Ziegel äußerte sich auch zu den Diskussionen um den "Deal". In Medien sei suggeriert worden, dass man keinen "Deal" machen sollte, weil die Täter keine Gnade verdient hätten. Dabei sei eine Verständigung seit 2009 ein gesetzlich verankertes Instrument und kein Skandal. "Die Regelung gilt für einen Herrn Remmo genauso wie für einen Herrn Müller oder Meier." Es sei zwingendes Recht, dass Geständnisse und eine Wiedergutmachung – wenn auch nur in Teilen – strafmildernd wirken müssten. Ein früherer Richter hatte im Vorfeld die Glaubwürdigkeit der Aussagen bei einer solchen Verständigung in Zweifel gezogen.

"Wir haben intensiv über die Angemessenheit des Strafrahmens nachgedacht", sagte der Vorsitzende Richter nun. Ohne die Verständigung wären die Schmuckstücke wohl nie mehr an ihren Platz im Grünen Gewölbe zurückgekehrt. "Man kann nicht so tun, als wäre es nichts, was zurückgegeben wurde." Die Zurückführung ist für Sachsen und jeden Kunstinteressierten von großer Bedeutung. Das habe man deutlich strafmildernd berücksichtigen müssen.

Die Rückgabe eines Teils der Beute ändert aber nichts daran, dass die Gesamtheit der Juwelengarnituren "wohl für immer zerstört ist", wie es Ziegel ausdrückte. Die wichtigsten Stücke mit großen Brillanten fehlen. In Dresden glaubt kaum noch einer daran, dass sie jemals wieder auftauchen.

Verwendete Quellen
  • Nachrichtenagentur dpa
  • bild.de: Wegen der Remmos dürfen wir seit drei Jahren nicht parken Quellen
  • saechsische.de: 620.000 Euro Schaden durch zerstörtes Fluchtauto (kostenpflichtig)
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