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Cannabis-Plantage in Sachsen: Hier gedeihen Drogen im Millionenwert


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Cannabis-Bunker in Sachsen
Hier gedeihen Drogen im Millionenwert


Aktualisiert am 23.02.2024Lesedauer: 4 Min.
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Mitten in Deutschland: Hier wächst schon Cannabis im Millionenwert - in gigantischem Ausmaß. (Quelle: t-online)
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Das Schwierigste beim Anbau von Cannabis ist der passende Produktionsort: Warum ein Berliner Unternehmen ausgerechnet in der sächsischen Provinz fündig geworden ist.

Sogar Stahlbetonwände, dick wie Gefängnismauern, können nicht verhindern, dass nach außen dringt, was in einer ehemaligen Fleischfabrik angebaut wird. Rund sechs Kilometer vor der sächsischen 4.795-Seelen-Gemeinde Ebersbach steigt zuerst ein Geruch von frisch gemähtem Gras in die Nase. Wird immer intensiver und mischt sich schließlich mit einer beißenden, süßlichen Note.

Es ist Erntetag beim einzigen deutschen Hersteller von Cannabis: Mitarbeiter in türkisen Schutzanzügen trennen Dutzende Kilos Blüten von den Stängeln der Pflanzen, übers Jahr kommt so eine ganze Tonne an "Buds", also Cannabis-Knospen, zusammen. Sie enthalten die höchsten Konzentrationen der medizinisch wertvollen Cannabinoide.

Alles, was übrig bleibt – Stängel, Blätter, Zweige und Wurzeln – wird nach dem Sechs-Augen-Prinzip entsorgt. In Zukunft möchte der Cannabis-Hersteller Demecan daraus Extrakte herstellen.

Cannabis in Sachsen: "Gesichert wie Goldreserven"

Eine Drogenfabrik vor der Haustür? Anfangs seien die Ebersbacher skeptisch gewesen, sagt Philipp Goebel. Er ist Geschäftsführer von Demecan, einem hochmodernen Pharmaunternehmen. Allein in Ebersbach arbeiten 60 Gärtner, Biologen, Chemiker sowie Apotheker aus der Region – von Dresden bis Moritzburg.

Und so merkten die Ebersbacher bald: Auch für einen Cannabis-Produzenten gelten ähnlich strenge Vorschriften wie für ein Chemie-Werk von Bayer: Jede Wand der Produktionsstätte ist mindestens 24 Zentimeter dick. Für den Fall, dass sich jemand über einen Tunnel ins Werk graben sollte, gibt es Körperschallsensoren. "So werden in Deutschland eigentlich Goldreserven gesichert", sagt Goebel, während er die massiven Tresortüren zur Produktionshalle öffnet. "Und das alles nur für eine Pflanze."

Es ist allerdings nicht irgendeine Pflanze, sondern eine hochumstrittene. Die Cannabispflanze enthält viele psychoaktive Wirkstoffe, auch Cannabinoide genannt, die eine berauschende und entspannende Wirkung haben. In Deutschland gilt sie als die am häufigsten genutzte Droge. Seit Jahren wird darüber diskutiert, sie zu legalisieren. Die Ampelkoalition versucht das aktuell mit einem Gesetzesentwurf, der vorsieht, den Eigenanbau sowie die Abgabe über sogenannte Cannabis Social Clubs zu erlauben.

Unumstritten ist die medizinische Wirkung von Cannabinoiden bei bestimmten Erkrankungen wie chronischen Schmerzen, Multipler Sklerose oder Endometriose. Für die Herstellung von medizinischem Cannabis schrieb die damalige Bundesregierung Lizenzen aus. Demecan konnte sich gegen mehr als 110 Bewerber aus der ganzen Welt durchsetzen und ist heute das einzige unabhängige deutsche Unternehmen, das Cannabis produzieren darf.

Die Gründer, die sich während ihres Studiums in Köln kennenlernten, setzten sich auch deshalb durch, weil sie in Holland, Kanada, Israel und den USA bereits einige Erfahrungen im Cannabis-Anbau gesammelt hatten. In diesen Ländern darf medizinisches Cannabis schon länger angebaut werden. Allerdings stellten sie rasch fest, dass sich die Erfahrungsschätze von dort nur schwer auf die strengen deutschen Vorgaben übertragen ließen.

In Ebersbach ist das ganze Jahr Sommer

"Es macht einfach einen riesigen Qualitätsunterschied, ob wir in einem Bunker nach Standards des Betäubungsmittelgesetzes (BTM) produzieren oder in einem Gewächshaus wie in Kanada", sagt Goebel. Tatsächlich war die Suche nach einem solchen BTM-konformen Bunker die größte Herausforderung.

Denn ein Neubau mit 24 Zentimeter dicken Stahlbetonwänden wäre extrem kostenintensiv gewesen: In Europas ehemals größtem Schlachthof waren die Decken teilweise bereits 70 Zentimeter dick. Denn dort hingen einst Schienen, an denen Kuh- und Schweinehälften entlanggeführt wurden. "Außerdem haben wir in den Gesprächen gesehen, dass sich mit der sächsischen Landesregierung sehr gut zusammenarbeiten lässt", so Goebel.

Schon mit den ersten Chargen gelang es ihm und seinen Partnern so, die festgelegten Qualitätsstandards zu erreichen. Am 20. April 2022 ging die erste Lieferung ans Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte – und von da aus an Apotheken in ganz Deutschland.

Seither lernt das Unternehmen stetig dazu. So hätten sie die Dünger optimiert und konnten dafür die Anzahl der Pflanzen reduzieren und weiter auseinanderstellen – bei gleichem Ertrag: "Das sind alles Punkte, die man nicht am Reißbrett planen kann", berichtet Goebel. Die Bedingungen in einem Bunker seien einfach sehr besonders.

Goebel erklärt, dass sie versuchen, die Blüten schonend zu trocknen, damit möglichst wenig Terpene verloren gehen, also der Hauptbestandteil der ätherischen Öle der Cannabis-Pflanze. Sie sind nicht nur für die charakteristischen Aromen und Düfte der Pflanze verantwortlich: In Wechselwirkung mit Cannabinoiden können sie dazu beitragen, die therapeutische Wirkung von medizinischem Cannabis zu verstärken. Vier Tage lang werden die Blüten deshalb bei 23 bis 25 Grad getrocknet. "Bei uns ist also immer Sommer", sagt Goebel und schmunzelt.

Cannabis-Geschäft mit Wachstumspotenzial

Zwei Sorten Cannabis werden in Ebersbach hergestellt: "Bubba Kush" mit einem hohen THC-Gehalt von 21,1 Prozent (Indica) und "Orange Velvet" mit einer belebenden Sativa-Wirkung, 16 Prozent THC.

Gerne würde Demecan noch mehr Sorten anbauen. Platz dafür wäre genug: Das Grundstück umfasst 120.000 Quadratmeter, davon sind 35.000 bebaut und nur 5.000 genutzt. Auch in der aktuellen Anlage könnte bereits eine zusätzliche Tonne produziert werden – allerdings erlaubt dies das BfArM nicht, sodass auch Demecan importieren muss – ein Paradoxon. In einen Wettstreit um den höchsten THC-Gehalt – wie in den USA – möchte Goebel nicht einsteigen, medizinisch wäre es sowieso kontraproduktiv: "Einen guten Wein kauft man auch nicht nach dem Alkoholgehalt."

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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