Vor AKW-Aus am Samstag Kretschmer warnt vor Energieknappheit: "Politik der Bundesregierung ist kurzsichtig"
Am Samstag sollen die letzten deutschen Atomkraftwerke vom Netz: Während Grüne und Umweltschutzverbände feiern, kritisieren CDU und Wirtschaftsvertreter die Entscheidung.
Das Ende der Atomenergie in Deutschland bleibt kurz vor dem Abschalten der letzten Kraftwerke weiterhin umstritten. "Die Energiepolitik der Bundesregierung ist kurzsichtig, die von der Ampel geplante Abschaltung der Atomkraftwerke grundverkehrt", sagte Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer am Dienstag in Dresden. Es könne nicht richtig sein, in der jetzigen Situation das Angebot ohne Not zu verknappen, so der CDU-Politiker.
Am Samstag sollen die drei verbliebenen Kernkraftwerke in Deutschland endgültig vom Netz gehen. Eigentlich sollte dies schon Ende vergangenen Jahres passieren. Wegen des russischen Angriffskrieges gegen die Ukraine und der dadurch ausgelösten Energiekrise beschloss die Bundesregierung im vergangenen Jahr jedoch, die Meiler über den Winter noch weiterlaufen zu lassen.
Handwerkstag Sachsen: AKW-Aus sollte überdacht werden
Kretschmer zufolge ist eine stabile und auch bezahlbare Energieversorgung nicht nur für die heimische Volkswirtschaft entscheidend, sondern auch für den Erhalt von Arbeitsplätzen. Energie dürfe in einem Industrieland wie Deutschland kein knappes Gut sein. Um vom Ausland unabhängiger zu werden, müsse die Atomkraft in Deutschland weiterlaufen.
Zudem forderte Kretschmer, dass auch Braunkohle und Gas weiterhin genutzt werden sollten. Zwar müsse zur Sicherung der langfristigen Unabhängigkeit auch der Ausbau der Erneuerbaren vorangetrieben werden. Allerdings sei auch klar, "dass der dafür nötige massive Ausbau nicht von jetzt auf gleich kommt". In der Zwischenzeit müsse Deutschland alle verfügbaren Energieträger nutzen, so Kretschmer. Die Bundesregierung müsse endlich pragmatisch handeln.
Auch der sächsische Handwerkstag äußerte Zweifel am geplanten AKW-Aus. "Das ist eine Entscheidung, die eigentlich nochmals gründlich überdacht werden sollte", sagte Handwerkspräsident Jörg Dittrich. Er stelle sich die Frage, ob es sich Deutschland angesichts der Energiekrise wirklich leisten könne, fortan auf Atomkraft zu verzichten - statt diese in Reserve zu belassen.
Katrin Göring-Eckardt hält dagegen
Dagegen sagte Bundestagsvizepräsidentin Katrin Göring-Eckardt (Grüne) MDR Aktuell, dass die Atomkraft im letzten Winter keine wesentliche Rolle mehr gespielt hätte. "Es war wirklich marginal, was gebraucht worden ist." Die Grünen-Politikerin setzt stattdessen auf einen schnelleren Ausbau der Erneuerbaren. "Der Strompreis wird natürlich günstiger werden, je mehr Erneuerbare wir haben." Atomkraft sei "teuer, sowohl in der Herstellung, in der Produktion, als auch danach". Zudem bleibe die Frage der Endlagerung weiterhin ungeklärt.
Derzeit stehe der Atommüll in Zwischenlagern in der ganzen Republik. Auch das koste richtig viel Geld, sagte Göring-Eckardt. Die Kosten hierfür trügen die Steuerzahler "und vor allen Dingen die künftigen Generationen". Zudem seien Atomkraftwerke als kurzfristiger Ausgleich in Spitzen-Zeiten nicht geeignet. "Man kann sie gerade nicht bei Spitzen zuschalten. Dafür brauchen wir noch andere Energieträger." Für die Übergangszeit sei hierfür Gas im Moment noch die bessere Variante.
- Nachrichtenagentur dpa