Gefeuerter Klimaaktivist "Letzte Generation"-Arbeitsvertrag möglich?
In Dresden gibt es mindestens zwei Aktivisten, die einen Arbeitsvertrag bei der "Letzten Generation" unterschrieben haben. Warum das für Christian Bläul nicht infrage kommt.
Für seinen Klimaaktivismus saß Christian Bläul in Schweden in Untersuchungshaft, in Deutschland warten mehrere Verfahren – doch dem Klima-Kleber reicht das nicht. Die Kündigung kam für das Mitglied der "Letzten Generation" gerade recht: Aus dem Softwareentwickler wurde ein Klimaaktivist in Vollzeit: "Ich sehe im Klimaschutz meinen neuen Beruf: eine Herzensangelegenheit, mit der ich mein Leben füllen möchte."
Was ungewöhnlich klingt, ist in Dresden längst keine Besonderheit mehr: "Mir fallen auf Anhieb zwei Dresdner Aktivisten mit Arbeitsvertrag bei der 'Letzten Generation' ein", berichtet Christian Bläul t-online, der froh ist, sein Engagement für zwei Klimabündnisse nicht mehr für die Arbeit bei der Dresdner Crowdfunding-Plattform "startnext" unterbrechen zu müssen.
Arbeitsvertrag für aktive Mitglieder
Aktive Mitglieder der "Letzten Generation" könnten einen Arbeitsvertrag beantragen, in dem genau geregelt ist, welche Tätigkeiten dazugehören. Die Straßenblockaden seien ausgeklammert – und selbst bei einem Anstellungsverhältnis Freizeit. Mit zwei Pressesprechern in Vollzeit ist die "Letzte Generation" besser aufgestellt als Dresdner Parteien.
Trotz vieler Vollzeit-Aktivisten würde sich genug Arbeit stapeln: "Bislang habe ich mir für meinen Aktivismus immer Urlaub genommen oder es in Freizeit gemacht", sagt Bläul. Zu seiner 40-stündigen Anstellung seien 30 Stunden Aktivismus dazugekommen: "Ich habe viel zu lange versucht beides parallel zu machen, aber darunter hat der Klimaschutz gelitten." Neben der Presserolle habe sich der zweifache Vater um die IT, Geldflüsse und die steuerrechtlichen Folgen gekümmert. Laut Transparenzbericht lagen die bundesweiten Einnahmen der "Letzten Generation" im Jahr 2022 bei knapp über 900.000 Euro und die Ausgaben bei etwa 535.000 Euro.
3.000 Euro Spenden seit September
Er selbst möchte von keinen Spenden leben: "Ich habe jetzt zwölf Jahre durchgearbeitet und hoffe nun erst mal auf die finanzielle Unterstützung von der Agentur für Arbeit", so der 41-Jährige, der allerdings auch keine Bewerbungen schreiben möchte – auch wenn ihm dann das Arbeitslosengeld zusammengekürzt wird. "Ich hoffe, dass ich an einen Berater geraten werde, der versteht, wie wichtig, das Klima ist", so Bläul: "Ansonsten lebe ich von meinem Ersparten oder lasse mich einladen."
Trotzdem hat Bläul ein Spendenkonto eingerichtet – allerdings um die wachsenden Geldstrafen zu bezahlen, für die er aufgrund seines Protests verurteilt wird. Seit September sind so über 3.000 Euro zusammengekommen.