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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Erster Auftritt nach Silvestervideo Hier inspiziert Lambrecht die Nato-Speerspitze
Die Bundesregierung hat der Ukraine 40 Schützenpanzer versprochen, doch die Bundeswehr braucht die Marder erstmal selbst – um eigene Defekte aufzufangen.
Der Schützenpanzer Marder ist für seine Geländegängigkeit bekannt. Verteidigungsministerin Christine Lambrecht (SPD) wurde das Panzersystem im sächsischen Marienberg aber auf einem Parkplatz präsentiert: Ein 30 Jahre alter Panzer, der donnernd anschoss, um eine ruckelfreie 360-Grad-Drehung vorzuführen. Geschossen wurde nicht.
Eine Vorstellung, die genügen musste, um Lambrecht davon zu überzeugen, dass 28 Marder-Schützenpanzer aus Marienberg ein würdiger Ersatz für die modernste Puma Schützenpanzer sind – die aufgrund technischer Defekte ausfallen.
Deutsche Soldaten in die Ukraine
Bei einem Besuch der Schnellen Nato-Eingreiftruppe – einem zentralen Element der Abschreckungsstrategie gegen Russland – versicherte Lambrecht, dass die Bundeswehr damit ihrer "Verantwortung innerhalb der Sperrspitze der Nato gerecht" werde: "Es ist eine gute militärische Praxis, dafür zu sorgen, auch für solche Fälle vorbereitet zu sein. Und das sind wir hervorragend", so Lambrecht am Donnerstag; ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach dem viel kritisierten Silvestervideo.
Die beiden Kompanien in Marienberg – mit den 28 Marder Schützenpanzern – hätten eigentlich eine andere Aufgabe im Nato-Einsatz gehabt und müssten nun anderweitig ersetzt werden, teilte Presseoffizier Renzo Di Leo t-online mit. Nur wie, sei noch nicht klar.
Die Marder scheinen wieder so gefragt zu sein, dass Lambrecht in Marienberg keine Aussage darüber treffen konnte, ob die versprochenen 40 Marder an die Ukraine zu Teilen auch aus Beständen der Bundeswehr stammen werden. Allerdings bekräftigte sie die Zusage des Bundeskanzlers. "Wir werden gewährleisten, dass bis Ende des ersten Quartals 2023 40 Marder und auch daran ausgebildete Soldaten in die Ukraine gehen", so Lambrecht, die auch die Möglichkeit ansprach, dass dafür auf Lieferungen zurückgegriffen werden könnte, die anderen Nationen zugesagt waren.
Mit Lenkflugkörpern aufgerüstet
Auch der neu entfachte Diskussion um die Lieferung von Leopard-Kampfpanzern an die Ukraine, wich die SPD-Politikerin am Donnerstag aus: "Es gibt keine Entscheidung in der Bundesregierung, Kampfpanzer abzugeben. Diese Entscheidung ist nicht getroffen. Und deswegen stellt sich diese Frage auch darüber hinaus nicht", so die SPD-Politikerin
Dass die Schützenpanzer noch bis 2030 eingesetzt werden sollen und dennoch den Ansprüchen der Nato an die Schnelle Eingreiftruppe VJTF (Very High Readiness Joint Task Force) genügen würden, liege an durchgehenden Verbesserungsmaßnahmen, so Presseoffizier Di Leo: "Wie etwa durch die Aufrüstung mit dem Lenkflugkörpersystem MELLS vor drei Jahren." Damit ließen sich auch 4.000 Meter entfernte Panzerziele mit sehr hoher Trefferwahrscheinlichkeit bekämpfen.
- Reporter vor Ort