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Wohnraum in Bremen: Tausende leben auf zu engem Raum – wie ist es bei Ihnen?


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In Cuxhaven hat jeder 13 Quadratmeter mehr
So viele Bremer leben in zu engen Wohnungen


09.04.2024Lesedauer: 4 Min.
Bremen (Archivbild): Viele Menschen haben ein Problem mit zu teuren Wohnungen.Vergrößern des Bildes
Bremen (Archivbild): Viele Menschen haben ein Problem mit zu teuren Wohnungen. (Quelle: A. Tamboly/imago-images-bilder)
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Mehr als 9,5 Millionen Menschen leben in Deutschland in überfüllten Wohnungen. Wie ist die Situation in Bremen und Umgebung?

Das Wohnzimmer fungiert auch als Schlafraum, drei oder mehr Kinder müssen sich ein Kinderzimmer teilen oder zwei Teenager unterschiedlichen Geschlechts leben gemeinsam in einem Raum: Immer mehr Menschen in Deutschland wohnen in beengten Verhältnissen.

Dies hat eine Anfrage der Bundestagsabgeordneten Sahra Wagenknecht an das Statistische Bundesamt ergeben: Betroffen waren im Jahr 2023 demnach 9,5 Millionen Menschen in Deutschland, die sogenannte Überbelegungsquote betrug 11,3 Prozent. Es handelt sich um eine Zunahme im Vergleich zu den Vorjahren: 2022 lag die Quote noch bei 11,2 Prozent, 2021 bei 10,6 Prozent und 2020 bei 10,2 Prozent.

Die Lage in Bremen: Eine andere Erhebung gibt Aufschluss

Die Zahlen entstammen der jährlich erhobenen Europäischen Gemeinschaftsstatistik über Einkommen und Lebensbedingungen (EU-SILC). Für Bremen lassen sich daraus allerdings keine Erkenntnisse gewinnen. Die Stichprobe bei dieser Bevölkerungsbefragung ist zu klein, um auch für einzelne Städte signifikante Aussagen treffen zu können.

Dafür liefert eine umfassende Studie der Hans-Böckler-Stiftung des DGB Anhaltspunkte, anhand derer sich die Lage auch spezifisch für Bremen beurteilen lässt. Sie stammt aus dem Jahr 2021 und benutzt Daten des sogenannten Mikrozensus, einer repräsentativen Haushaltsbefragung, die ein Prozent der Bevölkerung mit einbezieht.

Tausende Bremer leben in zu kleinen Wohnungen

Das Ergebnis hierbei: Von 147.200 Bremer Haushalten in Mietwohnungen leben 10.700 in zu kleinen Wohnungen. In Bremerhaven sind es 1.700 von 37.900 Haushalten.

Was als "zu klein" gilt, ist in der Böckler-Studie allerdings grundlegend anders definiert als bei der EU-SILC-Überbelegungsquote. Während sich die EU-SILC-Quote einzig und allein anhand der Zahl der verfügbaren Zimmer bemisst, zieht die Böckler-Studie ausschließlich Quadratmeterangaben zurate. Zu klein ist demnach eine Wohnung zum Beispiel, wenn zwei Personen in ihr auf weniger als 45 Quadratmetern leben müssen, drei Personen auf weniger als 60 Quadratmetern oder vier Personen auf weniger als 75 Quadratmetern.

Für noch viel mehr Menschen ist die Wohnung zu teuer

Aber zu enger Wohnraum ist nur eines der Probleme der Menschen in Bremen. Noch mehr Haushalte kämpfen laut der Böckler-Studie mit zu hohen Mieten. Als leistbar gilt es, wenn ein Haushalt nicht mehr als 30 Prozent der Gesamteinnahmen für die Wohnung bezahlen muss. In Bremen ist die Miete demnach für 56 Prozent der Haushalte zu hoch. 14 Prozent müssen sogar mehr als die Hälfte des Haushaltseinkommens für die Miete aufbringen – und das, obwohl auch Wohngeld zum Einkommen hinzugerechnet wird.

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In Bremerhaven ist die finanzielle Lage für noch größere Bevölkerungsanteile erdrückend. Für 63 Prozent der Haushalte ist die Miete nach der 30-Prozent-Regel zu teuer, 17 Prozent müssen mehr als 50 Prozent des Einkommens für ihre Wohnung zahlen. (Wie die Lage in Hamburg ist, lesen Sie hier; mehr über die Situation in Hannover erfahre Sie hier.)

Zusammengenommen bedeutet dies, dass in Bremen bloß 39 Prozent der Haushalte in bedarfsgerechten Wohnungen leben, die angemessen groß und leistbar sind. In Bremerhaven sind es sogar nur 34,5 Prozent. Das ist der schlechteste Versorgungsgrad von allen deutschen Großstädten.

Im Bremer Umland haben die Menschen mehr Platz für sich

Wie viel Platz genau jeder einzelne Bremer im Durchschnitt hat, geht aus Daten des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung hervor.

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Im Vergleich zu den Menschen im Umland leben die Bremer deutlich beengter. Im besonders ländlich geprägten Kreis Cuxhaven haben die Einwohner durchschnittlich fast 13 Quadratmeter mehr Wohnraum zur Verfügung, im Stadtkreis Delemenhorst sind es knapp vier Quadratmeter mehr.

Bezieht man alle Stadt- und Landkreise der Republik mit ein, landet Cuxhaven auf Platz 32 von 400. Bremen steht im Deutschlandranking auf Rang 354. Dass es gerade in Städten eng ist, kann nicht verwundern. Vergleicht man nur die 15 größten Städte Deutschlands miteinander, liegt Bremen hingegen an der Spitze. Bloß Hannover ist noch davor.

Bei der Interpretation der Daten ist hier allerdings Vorsicht geboten: Die verfügbaren Zahlen für Hannover beziehen sich nämlich nicht nur auf die Stadt allein, sondern auf die ganze Region. Das schließt kleinere Umlandorte mit ein.

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Deutschland-Ranking: Landkreis Kaiserslautern vorn

Viel mehr Raum für sich haben einige Bürger im Südwesten des Landes. Die sechs Landkreise mit der größten verfügbaren Wohnfläche pro Person liegen allesamt in Rheinland-Pfalz: der Eifelkreis Bitburg-Prüm, der Kreis Vulkaneifel, der Kreis Cochem-Zell, der Kreis Südwestpfalz, der Kreis Kusel und schließlich mit Abstand an der Spitze der Landkreis Kaiserslautern mit 69,07 Quadratmetern pro Person.

Am anderen Ende der Skala steht der Ballungsraum um Frankfurt herum: Mit 36,4 Quadratmetern pro Person ist das hessische Offenbach das Schlusslicht der Republik.

"Notwendigkeit einer strukturellen Veränderung"

Beim Vergleich der deutschen Durchschnittswohnflächen mit den Ergebnissen der eingangs erwähnten EU-SILC-Umfrageergebnisse fällt noch etwas anderes auf: Statt von zunehmender Enge in den Wohnungen scheinen die Zahlen des Bundesinstituts für Bau-, Stadt- und Raumforschung auf mehr Platz für jedes Individuum hinzudeuten.

Die Erkenntnisse widersprechen sich allerdings nicht. Es ist neben dem Trend zu kleineren Haushalten (in denen es im Schnitt mehr Platz pro Person gibt) die ungleiche Verteilung von Wohnraum, die zu den unterschiedlichen Ergebnissen führt. Während Menschen mit wenig Geld zunehmend in Wohnungen hocken, die zu wenige Räume haben, sind es in insbesondere Altersgruppen über 75 Jahren, die oftmals überdurchschnittlich große Wohnungen oder Häuser bewohnen.

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Dies häufig unfreiwillig: Einen Umzug in eine kleinere Wohnung können sich viele nicht leisten, weil die Angebotsmieten, die in Wohnungsinseraten verlangt werden, stark gestiegen sind, während Bestandsmieten noch vergleichsweise günstig sind.

Junge Paare verharren daher in beengten Verhältnissen, wenn sie Kinder bekommen, während Senioren gegen ihren Willen in für ihren Lebensabschnitt zu großen Wohnungen festhängen. Angesichts der Verteilungsungerechtigkeiten diagnostiziert die Studie der Hans-Böckler-Stiftung die "Notwendigkeit einer strukturellen Veränderung der Wohnversorgung in den Städten". Und Sahra Wagenknecht fordert "eine Neuausrichtung der Wohnungspolitik mit einem harten Mietendeckel und mehr gemeinnützigem Wohnungsbau".

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