Mythen und Legenden Die Untoten von Sylt: Diese Fabelwesen treiben in Norddeutschland ihr Unwesen
Sagenumwobene Gestalten wie Werwölfe und Vampire kennt jeder. Doch in Norddeutschland sind ganz spezielle Kreaturen zum Fürchten unterwegs.
Auf der ganzen Welt gibt es unzählige Fabelwesen und mystische Gestalten, die wirklich zum Gruseln sind. Schwimmt im Loch Ness tatsächlich "Nessie"? Lebt der Yeti im Himalaya? Ob man diesen Mythen nun glaubt oder nicht – spannend sind sie allemal. Norddeutschland hat seine ganz eigenen gruseligen Kreaturen. Drei von ihnen stellt t-online vor.
Gonger
Der Gonger ist eine Art Poltergeist, der vor allem auf Sylt und Amrum für Schrecken sorgen soll. Der Name leitet sich von "Wiedergänger" ab. Es soll zwei verschiedene Arten von Gongern geben: Zu der einen Art zählen zum Beispiel Gotteslästerer, Selbstmörder und ermordete Menschen. Auch "Menschen, die Grundsteine versetzt oder Land abgepflügt" haben, gehören dazu. Gonger finden in ihren Gräbern keine Ruhe, steigen aus ihnen hinaus und suchen die Lebenden heim, teilweise auch, um Rache zu nehmen.
Zu der zweiten Art der Gonger gehören Seemänner, die auf dem Meer gestorben sind. Sie kehren ebenfalls als Gonger zurück, um die Todesnachricht selbst zu überbringen. Die toten Seemänner steigen mitsamt ihrer Kleidung aus dem Meer und besuchen das Haus ihrer Nachfahren. Sie schalten dort das Licht aus, legen sich auf die Decke eines Schlafenden und hinterlassen dort eine Wasserspur.
ProSieben hat sogar einen Fernsehfilm namens "Gonger – Das Böse vergisst nie" produziert, der 2009 ausgestrahlt wurde. 2010 folgte die Fortsetzung "Gonger 2 – Das Böse kehrt zurück".
Ekke Nekkepenn
Ekke Nekkepenn ist ein nicht gerade freundlicher Meermann, der es vor allem auf Sylt abgesehen hat. Ekke Nekkepenn soll mit seiner Frau Ran auf dem Meeresboden leben und die Macht besitzen, Stürme aufkommen und Schiffe sinken zu lassen. Christian Peter Hansen hat vor mehr als 150 Jahren die Geschichte über den schrecklichen Meeresbewohner aufgeschrieben.
Als Ekke Nekkepenns Frau Ran ein Kind erwartet, bittet er die Frau eines Sylter Kapitäns um Hilfe bei der Geburt. Dafür kommt die Kapitänsfrau auf den Meeresgrund und wird nach der erfolgreichen Geburt mit Gold und Silber beschenkt. Anschließend fährt die Frau mit ihrem Kapitänsmann zurück nach Rantum auf Sylt.
Als Ekke Nekkepenn viele Jahre später keine Lust mehr auf seine Frau Ran hat, weil sie alt geworden ist, sehnt er sich nach einer jungen Ehefrau. Da entdeckt er plötzlich wieder das Schiff des Sylter Kapitäns und lässt daraufhin Ran auf dem Meeresgrund Salz mahlen, was einen Strudel auslöst und das Sylter Schiff in die Tiefe zieht. Die ganze Besatzung stirbt.
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Ekke Nekkepenn macht sich nun auf den Weg zu der Frau des Kapitäns nach Sylt und begegnet dabei ihrer Tochter Inge, die der Meermann gegen ihren Willen heiraten will. Um der Hochzeit zu entgehen, gibt es nur einen Weg für Inge: Sie muss am nächsten Abend den echten Namen des mysteriösen Meermannes nennen können. Doch niemand kennt den Fremden, und Inge ist verzweifelt. Doch plötzlich hört sie ein seltsames Gedicht am Deich:
"Heute soll ich brauen; morgen soll ich backen; übermorgen will ich Hochzeit machen. Ich heiße Ekke Nekkepenn, meine Braut ist Inge von Rantum, und das weiß niemand als ich allein."
Mit dem Wissen des echten Namens entgeht Inge der Heirat und bringt Ekke Nekkepenn zum Toben. Der Legende nach hegt der Meermann seitdem einen riesigen Groll gegen alle Sylter, lässt Stürme aufkommen, Schiffe vernichten und die Küste verwüsten.
Klabautermann
Eine freundlichere Sagengestalt aus dem Norden ist der Klabautermann – ein Schiffskobold, der gerne harmlosen Schabernack treibt. Der Legende nach kann er Unwetter sowie drohende Schiffsunglücke voraussagen und rechtzeitig den Kapitän informieren. Wenn das Schiff jedoch sinken wird, verlässt er es nach seiner Warnung. Deshalb sei der Klabautermann bei Seemännern trotz seiner Gutmütigkeit auch gefürchtet, weil sein Auftauchen großes Unheil verkündet, heißt es.
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Doch wenn kein Unglück droht, hilft der Klabautermann fleißig an Bord, räumt auf, poltert herum, prüft Schiffe auf faule Stellen und repariert. Er zeigt sich meistens nur dem Kapitän, für die restliche Besatzung bleibt er unsichtbar. Er wohnt auf den Schiffen im Laderaum.
Der Klabautermann hat viele Gesichter, sieht aber meistens aus wie ein kleiner Kobold, der Pfeife und Hammer dabei hat. Er trägt typische Seemannssachen, hat meistens rote Haare, einen weißen Bart und grüne Zähne. In Bremerhaven steht sogar ein Klabautermann-Brunnen am Museumshafen.
- schleswig-holstein.de: Gonger – Untote auf Sylt und Amrum
- jakobskinder.de: Ekke Nekkepenn
- sylt-zuhause.de: Der Mann aus dem Meer
- bremerhaven.de: Klabautermann-Brunnen
- schulfahrt.de: Klabautermann
- Eigene Recherche