Juist am Scheideweg Bleibt diese Nordseeinsel, wie Urlauber sie lieben?

Pferde sind auf der autofreien Nordseeinsel Juist fester Bestandteil des Alltags. Doch weil der Inselflugplatz weit vom Dorf entfernt liegt, ist der Transport per Kutsche teuer. Eine Alternative steht zur Diskussion.
Per Pferdekutsche, per Bimmelbahn oder beides? Auf der ostfriesischen Insel Juist, rund 130 Kilometer nordwestlich von Bremen gelegen, wo viele Bremer gern ihren Sommerurlaub verbringen, wird weiter darüber debattiert, wie der abgelegene Flugplatz künftig ans Dorf angebunden werden soll. Jüngst sprach sich eine Mehrheit des Gemeinderats für die Einführung einer schienenlosen Wegebahn – auch Bimmelbahn genannt – aus, wie der Allgemeine Vertreter des Bürgermeisters, Thomas Vodde, auf Anfrage bestätigte.
Gleichzeitig ging im Rathaus ein Antrag für ein Bürgerbegehren ein, sagte Vodde. Darin fordern Juister eine Abstimmung auf der gesamten Insel über die künftige Verkehrsanbindung. "Jetzt muss die Inselgemeinde prüfen, ob das Bürgerbegehren zulässig ist", sagte Vodde. Es gehe um eine formelle, nicht um eine inhaltliche Prüfung. Wann ein Ergebnis vorliegt, ist offen. Zuvor hatten der NDR und die "Nordwest-Zeitung" berichtet.
Konkurrenz für die Kutsche auf Juist: Bimmelbahn gegen Tradition
Sollte auf Juist demnächst eine Bimmelbahn fahren, wäre das ein Bruch mit der traditionellen Pferdekultur der Insel. Juist ist – wie etwa Baltrum – eine der Ostfriesischen Inseln, auf denen bislang Kutschen das Straßenbild prägen. Neben Fahrrädern und Handkarren sind sonst nur Rettungs- und Versorgungsfahrzeuge zugelassen.
Die Diskussion um die Anbindung des Flugplatzes läuft seit Monaten. Bereits im Herbst hatte das Fuhrunternehmen HUF erklärt, dass sich der Kutschbetrieb nicht mehr rechne. Grund sei die abnehmende Bedeutung des Flugplatzes – viele Gäste nutzten inzwischen die näher gelegene Schnellfähre zum Hafen.
Trotzdem ist eine Anbindung notwendig: Ohne regelmäßigen Transport könnten Flugzeuge den Platz nicht mehr ansteuern. Wegen der unklaren Perspektive hatte die Fluggesellschaft FLN Frisia-Luftverkehr im März ihre Verbindung zwischen Norddeich und Juist eingestellt. Seitdem fliegt der Ostfriesische Flugdienst (OFD) von Emden aus.
Juist: Gemeinderat stimmt für Wegebahn – Testbetrieb geplant
Zuletzt subventionierte die Gemeinde den Kutschverkehr zum Flugplatz. Für Juist, das beim Fährverkehr auf die Gezeiten angewiesen ist, bleibt der Luftweg eine wichtige Verbindung zum Festland.
Bei der Ratssitzung am vergangenen Donnerstag stimmten laut Vodde sieben von elf Ratsmitgliedern für die Anschaffung einer Wegebahn. Die Gemeinde soll das Fahrzeug für bis zu 150.000 Euro kaufen und an einen Betreiber für einen maximal dreijährigen Testbetrieb verpachten. Zunächst soll eine dieselbetriebene Bahn fahren – langfristig ist ein Umstieg auf Elektroantrieb geplant.
Juister Ratsbeschluss: "Pferdefuhrwerk hat absolute Priorität"
In der Beschlussvorlage heißt es jedoch auch: "Das Pferdefuhrwerk als Transportmittel hat absolute Priorität. Die Wegebahn dient einzig der Anbindung des Flugplatzes an den Hafen."
Parallel dazu erhielt auch ein Vorschlag des Fuhrunternehmens HUF für ein neues Kutschenkonzept eine Mehrheit – acht von elf Ratsmitgliedern stimmten dafür. Vorgesehen ist ein Linienbetrieb mit festem Fahrplan. Beide Modelle – Kutsche und Bahn – sollen sich laut Vodde ergänzen. Auch für den subventionierten Kutschbetrieb ist eine Testphase geplant.
- Nachrichtenagentur dpa
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