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Bonn: Eine Bonnerin will das Einkaufen revolutionieren


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Lokales Shoppen
Eine Bonnerin will das Einkaufen revolutionieren

InterviewVon Kirsten Lange

11.02.2020Lesedauer: 3 Min.
Zoe Heuschkel: Sie forscht an der Fachhochschule Südwestfalen und an der Uni Bonn zur stadtnahen Landwirtschaft und zu nachhaltigen Ernährungssystemen.Vergrößern des Bildes
Zoe Heuschkel: Sie forscht an der Fachhochschule Südwestfalen und an der Uni Bonn zur stadtnahen Landwirtschaft und zu nachhaltigen Ernährungssystemen. (Quelle: Valeska Zepp)
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In Bonn gibt es viele Möglichkeiten, regionale Lebensmittel direkt vom Bauern zu kaufen, zu fairen Preisen und mit persönlichem Kontakt. Zoe Heuschkel hat einige der Angebote in die Stadt geholt.

t-online.de: Frau Heuschkel, Sie wollen die Menschen kennen, die Ihre Lebensmittel herstellen. Wie gelingt Ihnen das in Bonn?

Zoe Heuschkel: Ich habe mir alle Betriebe angeschaut, mit denen ich für die Marktschwärmer und den Bauernmarkt zusammenarbeite. Jetzt weiß ich viel genauer, was alles auf Acker, Plantage und Hof passieren muss, bevor ich in einen Apfel beiße. Oder bevor ich ein Stück Fleisch braten kann. Möglicherweise habe ich das Tier auf dem Hof getroffen, nun liegt es in meiner Pfanne. Wenn ich mein Brot aufschneide, sehe ich vor meinem inneren Auge den Michael Flohe von der Bäckerei Laib & Seele, wie er den Teig knetet. Das ist was ganz anderes, als im Supermarkt irgendwas zu kaufen und in mich reinzumümmeln.

Marktschwärmer, was ist das?

Das ist ein Internetangebot für Lebensmittel von Erzeugern aus der Region: online bestellen und direkt bezahlen. Am Abholtag bringen die Landwirte die Ware ins Viertel.

Gehen Sie gar nicht mehr in den Supermarkt?

Ich versuche, so oft wie möglich die alternativen Angebote zu nutzen, die ich mit ins Leben gerufen habe. Brot und Fleisch kaufe ich auf dem Bauernmarkt und in der Marktschwärmerei. In der Obst- und Gemüsesaison kommt ziemlich viel aus meinem Garten. Dort wachsen im Sommer bis zu 30 Tomatensorten. Ich bin dadurch Tomaten-Snob geworden: Alle Tomaten, die es zu kaufen gibt, öden mich an. Manchmal gehe ich allerdings irgendwo vorbei und sehe etwas, worauf ich Lust bekomme – zum Beispiel Heidelbeeren. Selbst wenn sie gerade keine Saison haben, treibt es mich dann doch in den Supermarkt.

Wie sind Sie darauf gekommen, dass Bonn alternative Einkaufsmöglichkeiten braucht?

Wer einkauft, muss sich auf das verlassen, was andere für einen tun. Ich finde, das ist eine merkwürdige Abhängigkeit, in die man sich freiwillig begibt. Deshalb stelle ich Fragen. Zum Beispiel: Was steckt hinter dem Bonner Wochenmarkt? Die Antwort hat mich überrascht: Es sind keine Erzeuger, die da verkaufen. Die fahren alle zum gleichen Großmarkt. Auf dem Wochenmarkt bekomme ich keine Antworten auf Fragen wie: Wo kommt das Saatgut her? Wie behandelt ihr den Boden? Wie haltet ihr die Tiere? Ich habe gemerkt: Nicht nur mir ist wichtig zu wissen, wo mein Essen herkommt, es ist ein Trend. Für meinen Job habe ich zu urbanen Gärten geforscht und festgestellt: Die Menschen suchen nach Wegen, sich wieder mit ihren Nahrungsmitteln in Verbindung zu setzen: Sie bauen ihren eigenen Salat in der Kiste an und schauen ihm beim Wachsen zu. Sie kochen gemeinsam Marmelade und machen daraus ein Event. Ich habe überlegt, was ich dazu beitragen kann.

Sie haben erst das Onlineangebot und dann den echten Markt in die Bonner Altstadt geholt. Warum in dieser Reihenfolge?

Über meinen Job habe ich viel mit Vermarktung landwirtschaftlicher Produkte zu tun. Da heißt es immer: Die Menschen würden nachhaltiger einkaufen, wenn sie die Gelegenheit dazu hätten. Oder wenn es bequemer wäre. Da waren die Marktschwärmer der erste einfache Schritt. Es gibt aber Leute, die ihre Daten nicht im Netz hinterlassen wollen und das Internet zum einkaufen nicht nutzen. Deshalb kam die Idee, einen Bauernmarkt zu etablieren.

Bekommen die Landwirte durch diese Zusammenarbeit faire Preise?

Ich quatsche denen nicht rein. Ich sage nicht: Eure Äpfel kosten maximal drei Euro, sonst kommt ihr nicht ins Programm. Die Landwirtinnen und Landwirte können ihre Preise so gestalten, wie sie sie brauchen. Ich erlebe, dass sie ihr Obst und Gemüse zum Teil sogar günstiger verkaufen als im Supermarkt. Da ist eine Fairness auf beiden Seiten.

Vom 29. Februar bis zum 1. März veranstalten Sie gemeinsam mit der Stadt Bonn die Konferenz "Ernährungsdemokratie zum Anpacken". Wer sollte dorthin kommen?

Alle, die eine spannende Idee haben, mit der sie etwas am Ernährungssystem verändern wollen – bei der Herstellung, der Weiterverarbeitung, der Verpackung, der Vermarktung, der Entsorgung. Alle, die eine Frage oder eine Sorge haben und sich austauschen möchten. Alle, die kochen und essen! Das Thema Ernährung betrifft jeden von uns täglich. Auf der Konferenz sollen die Menschen sich finden, vernetzen und neue Projekte anstoßen. So lässt sich im Kleinen wahnsinnig viel zum Guten verändern.

Verwendete Quellen
  • Interview mit Zoe Heuschkel
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