Berlin Tausende gegen Corona-Auflagen auf der Straße
In Brandenburg halten die Demonstrationen gegen die Corona-Politik unvermindert an. Erneut gingen am Montagabend Tausende Menschen in vielen Städten auf die Straße. Die Protestzüge und Kundgebungen verliefen meist friedlich, wie die Polizeidirektionen mitteilten.
Versammlungen gab es unter anderem in Cottbus, Potsdam, Frankfurt (Oder), Eberswalde (Barnim), Fürstenberg (Oberhavel) und Neuruppin (Ostprignitz-Ruppin). In Oranienburg (Oberhavel) versammelten sich über 1000 Demonstranten, so dass der Protest in zwei Versammlungen geteilt werden musste, wie eine Polizeisprecherin der Deutschen Presse-Agentur berichtete. Für die drei Landkreise Oberhavel, Prignitz und Ostprignitz-Ruppin ging sie von insgesamt über 2000 Demonstrierenden aus. In Ostbrandenburg war von über 30 Versammlungen die überwiegende Zahl nicht angemeldet, wie die Polizei mitteilte. Die Proteste seien friedlich verlaufen.
In Potsdam zogen begleitet von Trillerpfeifen und Hupen nach Angaben eines dpa-Reporters Hunderte Menschen durch die Innenstadt. Die Polizei sicherte den Protestzug auch zu Pferd ab. Am Nauener Tor gab es eine Gegenkundgebung. Insgesamt waren in der Landeshauptstadt vier Versammlungen angemeldet. Am Brandenburger Tor stellte die Polizei nach eigenen Angaben Hinweisschilder auf und informierte über Lautsprecher, dass ein sogenannter "Lichter Spaziergang", zu dem aufgerufen worden war, verboten wurde. Bei allen Versammlungen sei es friedlich geblieben, so das Fazit der Einsatzkräfte.
In Cottbus versammelten sich nach Schätzungen der Polizei 800 Menschen auf dem Altmarkt. Die Beamten forderten den AfD-Fraktionsvorsitzenden Christoph Berndt als Versammlungsleiter immer wieder auf, dafür zu sorgen, dass Abstände und Maskenpflicht eingehalten werden. Als die Demonstrierenden dem nicht nachkamen, wurde Berndt aufgefordert, die Versammlung zu beenden. Das tat er und kam damit einer Auflösung durch Polizei zuvor. Außer in Cottbus gab es in Südbrandenburg am Montagabend dutzende Versammlungen, viele davon waren unangemeldet.
In Wandlitz demonstrierten in der Nähe des Strandbads etwa 150 Menschen gegen die Corona-Auflagen. "Wer verdient an der Impfung, die keinen Schutz garantiert", war unter anderem auf Plakaten zu lesen. Einer der Versammlungsredner war der AfD-Politiker Hannes Gnauck aus der Uckermark, der vom Militärischen Abschirmdienst (MAD) als Extremist eingestuft wird.
Zudem wurde mit Fotos und Kerzen des Musikers Boris Pfeiffer gedacht, der vor einer Woche am Rande einer Demonstration gegen die Corona-Politik in Wandlitz zusammengebrochen und gestorben war. Eine von der Staatsanwaltschaft angeordnete Obduktion hatte eine natürliche Todesursache ergeben. Pfeiffer (53) war langjähriges Mitglied der Mittelalter-Rockband In Extremo.
Teilnehmende einer Gegendemonstration bildeten am Rande der Straße vom Rathaus Wandlitz bis zum Einkaufsmarkt eine Menschenkette. Veranstalter Thomas Mehling von der Freien Bürgergemeinschaft Wandlitz sprach von rund 250 Demonstrierenden. Sie hielten unter anderem Transparente mit Aufschriften wie "Herz statt Hetze" und "Abstand zu rechten Ideologen" in den Händen.
Der Bürgermeister von Wandlitz, Oliver Borchert, betonte, das Versammlungsrecht sei ein hohes Gut. Besser wäre es noch, Versammlungen auch anzumelden, wofür er werbe, sagte Borchert der Deutschen-Presseagentur. Boris Pfeiffer habe er gekannt. Nach seiner Kenntnis sei es nicht in dessen Sinne, dass Proteste der Bevölkerung nun von der AfD vereinnahmt würden.