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Berliner Technoclub Berghain wieder geöffnet: Überall Schweiß und Gestöhne


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Deutschlands bekanntester Klub
Berghain öffnet wieder: Überall Schweiß und Gestöhne


Aktualisiert am 11.10.2021Lesedauer: 4 Min.
Laserlicht und Menschen vor dem Berghain (Archivbild/Montage): Der berühmt-berüchtigte Club in Berlin hat nach der Corona-Pause wieder geöffnet.Vergrößern des Bildes
Laserlicht und Menschen vor dem Berghain (Archivbild/Montage): Der berühmt-berüchtigte Klub in Berlin hat nach der Corona-Pause wieder geöffnet. (Quelle: Panthermedia/F. Anthea Schaap/imago-images-bilder)
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Der Klub in Berlin ist weltweit für seine ausschweifenden Partys bekannt. Nach anderthalb Jahren Corona-Pandemie öffnete die härteste Tür Berlins wieder. Unser Reporter stand acht Stunden an, um dabei sein zu können.

Kurz vor Mitternacht in Berlin-Friedrichshain: eine über hundert Meter lange Schlange – fast ausschließlich schwarz gekleidet und doch extravagant. Gut drauf und doch ungeduldig. Denn Berlins Party-People wollten endlich wieder ins Berghain: Berlins berühmt-berüchtigter Technoklub öffnete in der Nacht zu Sonntag nach anderthalb Jahren Pandemie abermals die wohl "härteste Tür Berlins".

Über die Sommermonate durfte hier lediglich unter freiem Himmel im Sommergarten des Berghains getanzt werden, während im Inneren die Kunstausstellung "Studio Berlin" zu sehen war. Lauter Techno, wilde Lichter, Drogen, spontaner Sex – würde in dem Berliner Tempel der Hedonisten wirklich alles wieder so wie früher sein? Geht das nach anderthalb Jahren Abstand, Maske und Aerosolen überhaupt?

Schon vor der Pandemie hatten die Feiernden oft Stunden in der Berghain-Warteschlange verbracht, nur um am Ende das sowohl gefürchtete als auch kultige "Heute nicht" des Türstehers hören zu müssen. Und diesmal? "Die Schlange heute ist echt übertrieben lang. Ich hab schon mal in Ausnahmefällen vier, fünf Stunden gewartet, aber das ist wirklich extrem", so ein Stammgast noch vor dem Laden in der kühlen Berliner Nacht. Tabak und Marihuana lagen in der Luft, die Wartenden vertrieben sich die Zeit mit lauten Gesprächen, Musik und Bier. Alles wie immer vorm Berghain.

Berghain in Berlin: Acht Stunden warten – mit ungewissem Ausgang

Ein anderer meinte: "Stell dir mal vor, du bist die erste Person drinnen. Ganz allein. Und musst dann zwei Stunden warten, bis der Laden voll ist. Das ist doch auch bescheuert. Gott sei Dank sind wir nicht so crazy wie die, die seit 17 Uhr hier stehen." Neben den üblichen Kennenlerngesprächen immer wieder die Frage: "Was machst du eigentlich, wenn du nicht reinkommst?"

Um 23.59 Uhr machte das Berghain dann am Samstagabend pünktlich auf, ein lauter Jubel ging durch die Reihe. "Endlich geht's wieder los. Ich kann's kaum erwarten", so ein Wartender dazu. "Als sie die Tür geöffnet haben – das habe ich richtig in der Magengrube gespürt." Ein danebenstehendes Pärchen erzählte: "Heute ist schon was Besonderes, es war ja alles mit angezogener Handbremse wegen Corona." Auch der t-online-Reporter musste acht Stunden in der Schlange warten.

Neben den üblichen Einlasskontrollen kamen noch die Corona-Maßnahmen dazu. Rein durften generell nur Geimpfte oder Genesene mit einem digitalen Nachweis. Außerdem musste jeder potenzielle Gast einen online ausgefüllten "Berghain Pass" vorweisen. Dieser diente zur Kontaktnachverfolgung.

Dann aber: Rein ins Berghain. Fotografieren: verboten, wie früher auch. Am Eingang wurden die Handykameras abgeklebt. Kein Wunder: Bei dem, was die Feiernden drinnen so trieben, wollten sie lieber ungestört sein. In ihrer Parallelwelt aus wummerndem Bass und flackerndem Stroboskoplicht.

"Das ist das Berghain – nicht die Realität"

Die Luft zum Schneiden, überall Schweiß und Nebel. Auf den Tanzflächen und den Toiletten dichtes Gedränge. Auf den Dancefloors: eine amorphe Masse aus zum Beat zuckenden Leibern. "Das ist das Berghain – nicht die Realität", so eine Tanzende. An die Realität der Corona-Pandemie dachte im Klub ohnehin kaum noch jemand. "Mit Maske ist ja auch mit angezogener Handbremse", meinte eine junge Frau. Ein Partygast ergänzte: "Durch das 2G-Konzept ist es einfach ein Feier-Feeling wie früher."

Nahezu alle Feiernden waren leicht bekleidet. Im Berghain ist ein Tanga schon ein Outfit. Auf dem Mainfloor im Zentrum des Klubs war in allererster Linie nackte Haut zu sehen. Muskeln, Schweiß und Brüste. Beinahe alle Männer tanzten oberkörperfrei, die meisten Frauen auch. Wer etwas anhatte, trug häufig Lack, Leder und Ketten.

Jeder Raum außer den Dancefloors war am Samstagabend in dämmrig rotes Licht getaucht. In den Raucherräumen, Nischen und an der Bar saßen Menschen in kleinen Gruppen zusammen, die sich ständig veränderten. Jeder konnte hier mit jedem. Man unterhielt sich oder nutzte die Exklusivität des Berghains gleich für erotische Abenteuer.

Besonders in den dunkleren Ecken des Klubs ging es oft heiß her. Teils überdeckte das laute Stöhnen den rasenden Beat. Die besonders Offenherzigen verzogen sich derweil direkt in die Darkrooms. Dort konnte man den eigenen Neigungen bei schummrigem Rotlicht in aller Öffentlichkeit nachkommen: egal ob Mann, Frau, Transperson. Egal ob allein, zu zweit oder mehr. Hin und wieder blieben Vorbeikommende stehen und schauten zu. Freikörperkultur der jungen Wilden mitten in Berlin.

Lautes Stöhnen auf den Toiletten

Emotionen pur. Ganz gerührt berichtete ein Partygänger: "Das ist genauso wie früher, wie vor der Pandemie. Ich komme seit acht Jahren hierher. Es hat mir so gefehlt. Aber so schön war es noch nie." Ketten, Lack, Leder und ein knapper Hauch von Nichts – bei der typischen Interpretation des Berghain-Stils ist in den letzten zwei Jahren offenbar alles beim Alten geblieben.

Wenn der Dancefloor das Gehirn des Berghains ist, so sind die Toiletten sein Herz. Die Luft war hier fast wie in einer Sauna. Hier tummelten sich mindestens genauso viele Menschen pro Quadratmeter wie im Tanzbereich. Wirklich auf Klo mussten allerdings die wenigsten. Die meisten gingen zu zweit, zu dritt oder zu viert in die Kabine um "nachzulegen". Die Stimmung hier: wesentlich aufgekratzter, jeder hatte es eilig, egal ob er gerade kam oder ging.

Wenn eine Kabine zu lange besetzt war, wurde auch mal gepöbelt. Man wollte ja schließlich wieder tanzen gehen. Außer die Kabine wackelte leicht und es war Stöhnen daraus zu hören, dann lässt man die Kabinenbesetzer in Ruhe. Für die Liebe ist immer Zeit. Dennoch kam es nicht zu unangenehmen Zwischenfällen. Eine Partygängerin dazu: "Das liebe ich so an der Szene. Alle ziehen sich freizügig an. Aber getatscht wird nicht."

Als die Ersten das Berghain in den späten Morgenstunden verließen, war die Schlange vor der Tür schon wieder fast genauso lang wie am Abend zuvor.

Verwendete Quellen
  • Beobachtungen und Gespräche vor Ort
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