Vorwürfe gegen Derby-Sieger "Massive Tierquälerei" bei Trabrennen angezeigt
Es geht um Peitschenhiebe und den Einsatz eines Zungenbandes: Laut der Tierschutzorganisation Peta ist es beim Deutschen Traber-Derby in Berlin zu "massiver Tierquälerei" gekommen.
Die Tierschutzorganisation Peta hat eigenen Angaben zufolge Anzeige bei der Staatsanwaltschaft Berlin erstattet. Zwei Fahrer hätten beim Deutschen Traber-Derby Anfang September auf der Rennbahn in Berlin-Mariendorf ihre Pferde misshandelt, lautet der Vorwurf.
Im Fokus stehen Derby-Sieger Micha Brouwer aus den Niederlanden und der deutsche Trabrennfahrer Thomas Heinzig. Beide seien wegen "massiver Tierquälerei" angezeigt worden, teilte Peta jetzt mit.
500 Euro Strafe – 99.055 Euro Siegprämie
Videos der Rennen zeigen, wie die beiden Fahrer mit Peitschen auf ihre Pferde einschlagen. Heinzig belegte am 2. September Rang vier, nachdem er sein Pferd Don Timoko heftig angetrieben hatte (hier im Video mit der Nummer 5 ab 3:44:15). Brouwer holte am 5. September mit Lorens Flevo den Sieg.
Beide Fahrer erhielten von der Rennleitung verbandsinterne Strafen wegen "unvorschriftsmäßigem Peitschengebrauch", wurden jedoch nicht disqualifiziert. Die Strafe für Heinzig betrug laut Rennbericht 300 Euro, die für Brouwer 500 Euro. Zum Vergleich: Die Siegprämie, die der Besitzer von Brouwers Pferd einstrich, lag bei 99.055 Euro.
Außerdem angeblich Zungenband in Berlin eingesetzt
Peta wirft Brouwer zudem den Einsatz eines Zungenbandes vor. In einem im Internet veröffentlichten Clip sehe man, wie ein Helfer das Band nach dem Rennen entferne (hier bei 6:52:50). Peta dazu: "Mit einem Zungenband wird die Zunge von Pferden am Unterkiefer fixiert, um die Tiere besser kontrollieren zu können." Der Einsatz könne schwerwiegende und schmerzhafte Folgen für das Pferd haben und sei illegal.
Peter Höffken von Peta Deutschland sagte: "Während die Empörung über die Fünfkämpferin Annika Schleu in Tokio große Wellen schlug, wird auf deutschen Rennbahnen Woche für Woche ebenfalls gepeitscht und gequält." Verbandsinterne Strafen würden eher belächelt, daher hoffe Peta nun auf eine Strafverfolgung durch die Staatsanwaltschaft.
Höffken weiter: "Würde jemand einen Hund so misshandeln, wäre der Aufschrei in der Öffentlichkeit groß. Die Ausbeutung von Pferden als Sportgeräte gehört endlich abgeschafft."
Weder die Rennbahn Berlin noch der Hauptverband für Traberzucht äußerten sich bislang auf Nachfrage von t-online zu den Vorwürfen.
- Peta: "Tierquälerei beim Traber Derby in Berlin"
- Hauptverband für Traberzucht e.V.: Rennbericht vom 2. September 2021 und Rennbericht vom 5. September 2021
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa