Berlin Lars Eidinger über die DDR: Ich fühlte mich wie ein Besatzer
Schauspieler Lars Eidinger (45) hat keine guten Erinnerungen an seine ersten DDR-Erkundungen nach der Maueröffnung. "Mein Vater hatte einen BMW-Geschäftswagen, mit dem sind wir im Schritttempo durch die Dörfer gefahren. Mein Bruder und ich saßen hinten drin und wurden immer kleiner. Ich fühlte mich furchtbar - wie ein Besatzer", sagte Eidinger dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND/Samstag). "Die ehemaligen DDR-Bürger standen in ihren Vorgärten und sahen in die dicken Autos hinein. Nach meinem Empfinden rühren aus solchen Begegnungen die immer noch existierenden Komplexe zwischen Ost und West."
Viele Konflikte rührten daher, dass der Westen den Osten okkupiert habe, sagte Eidinger. "Der Westen hat dem Osten das vermeintlich bessere System übergestülpt." So sei die Chance verpasst worden, das Beste aus beiden Systemen zusammenzuführen. "Die Idee des Sozialismus hätten wir nicht aus den Augen verlieren sollen. Wie wir heute wissen, ist der Kapitalismus auch nicht der Weisheit letzter Schluss."
In seinem neuen Film "Nahschuss" (Kinostart: 12. August) spielt Eidinger einen Stasi-Mitarbeiter, der wegen Spionage zum Tod verurteilt wird. Der Film orientiert sich am wahren Fall von Werner Teske, der 1981 hingerichtet wurde. Es handelte sich um die letzte Vollstreckung eines Todesurteils in der DDR.
Er könne westliche Überlegenheitsgefühle schwer nachvollziehen - "so nach dem Motto: "Was, der war in der Stasi?"", sagte Eidinger. "Die Menschen in der DDR sind in diesem System sozialisiert worden. Dagegen aufzubegehren oder Widerstand zu leisten, stellt sich aus einem Abstand heraus immer leichter dar."