Unterstützung in der Corona-Krise Berliner helfen Obdachlosen mit Spendenzäunen
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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Obdachlose sind von der aktuellen Corona-Krise besonders betroffen. Doch an vielen Plätzen in Berlin helfen Anwohner den Bedürftigen und versorgen sie mit sogenannten Gabenzäunen.
Der Spielplatz am Wismarplatz in Berlin-Friedrichshain ist komplett leer an diesem frühlingshaften Nachmittag. Der Metallzaun drum herum ist es nicht: In den vergangenen Tagen ist hier ein Spendenzaun für Obdachlose entstanden. Diese sind von der aktuellen Corona-Krise besonders betroffen. Wichtige Einnahmequellen, wie das Flaschensammeln und Betteln, fallen derzeit weg. In den vergangenen Nächten wurde es außerdem wieder frostig kalt.
Vor allem Kleidung hängt an diesem Tag an dem etwa ein Meter hohen Zaun: Wintermäntel, Damenjeans, Pullover, Blusen. Dazwischen sind immer wieder Plastikbeutel zu sehen. In einem befinden sich Binden und Tampons, in einem anderen Brötchen. Ein Mann mittleren Alters kommt auf seinem Fahrrad vorbei, auf dem Gepäckträger ist eine große Kiste, Marke Eigenbau, montiert. Er kramt in einer Reisetasche, die vor dem Zaun steht, hebt einen glitzernden Frauenpullover hoch, wirft ihn wieder zurück. Er fährt den Zaun entlang, prüft die Beutel, fährt weiter. Für ihn scheint nichts Brauchbares dabei zu sein.
Auf einem Schild ist zu lesen, was gespendet werden soll: beispielsweise Lebensmittel, die ohne Küche zu verwerten sind, Hygieneartikel, Hundefutter und saubere Kleidung. Auf einem anderen selbst gebastelten Schild wird mit Symbolen gezeigt, dass jeden Morgen gegen 7.30 Uhr warme Getränke und belegte Brote vor Ort ausgeteilt werden.
Mehr als 20 Spendenzäune in Berlin
Doch der Spendenzaun am Wismarplatz ist nicht der einzige in Berlin. In Neukölln, Wedding, Prenzlauer Berg, Kreuzberg, Mitte sind in den vergangenen Tagen ebenfalls solche Hilfsangebote entstanden. Der Berliner Journalist Robert Klages hat auf Facebook eine Liste mit den Standorten veröffentlicht, mehr als 20 sind es bereits.
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Auch in der Dänenstraße im Prenzlauer Berg, nur wenige Schritte von der Schönhauser Allee entfernt, steht solch ein Gabenzaun. Dort hängen ebenfalls vereinzelte Plastiktüten. Dazu sind Schilder angebracht, die dafür werben, dass Solidarität nicht beim Nachbarn endet und niemand vergessen werden sollte.
Eine junge Frau mit einem Hund bedient sich an einer Tüte und freut sich augenscheinlich sehr. Der Inhalt sei sorgsam und mit viel Rücksicht ausgewählt worden, sagt sie. Zu den Zigaretten gebe es auch ein Feuerzeug, an Deo und Damen-Hygieneartikel hat ebenfalls jemand gedacht. "Es ist nicht immer nur Essen, was uns fehlt." Sogar Fläschchen mit Handdesinfektionsgel sind dabei. Das zweite legt sie zurück in die Tüte. "Ich habe hier schon eins genommen."
Die junge Frau ist froh über das Angebot. Wie viele andere, die wenig haben, schnorre sie sonst. "Aber jetzt kommt da nichts mehr bei rum", sagt sie. Deshalb sei sie froh, jetzt eine neue Anlaufstelle zu haben.