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Zum journalistischen Leitbild von t-online.Besuch am Filmset "Ku'damm 77": Dreharbeiten in Berlin – was erwartet die Fans?

Voraussichtlich im Frühjahr 2026 soll die vierte Staffel der "Ku'damm"-Serie im ZDF ausgestrahlt werden. Aktuell wird sie in Berlin gedreht. Ein Besuch am Set.
Plötzlich ist in der Richard-Wagner-Straße in Charlottenburg alles anders: Nach der Hausnummer 35 kommt gleich die 56. Auf einer Litfaßsäule wird für Bier geworben, auffällig viele Menschen tragen Cordhosen. Es riecht nach Autoabgasen. Nur die grüne Fahrradspur erinnert daran, dass es ein Freitag im März 2025 ist und nicht 1977.
Hier wird die Geschichte der fiktiven Familie Schöllack und der Tanzschule "Galant" weitererzählt – in "Ku'damm 77". Die erste Staffel der ZDF-Serie wurde vor fast genau zehn Jahren an diesem Ort gedreht, mittlerweile laufen die Dreharbeiten für Staffel vier.
An diesem Drehtag fehlt allerdings die Person, die für die Bücher der erfolgreichen Produktion verantwortlich ist: Annette Hess hat sich am Set erkältet und lässt sich entschuldigen.
Regisseur Maurice Hübner schwärmt von der Drehbuchautorin: "Wir hatten sehr schnell eine gute Chemie und wir konnten sehr flexibel an Szenen arbeiten", sagt er. "Es ist eine tolle Dynamik, die da entsteht. Dem Projekt tut das gut, der Geschichte, den Figuren."
Alte BVG-Busse verdecken eine Fassade
Gerade wird eine Szene gedreht, in der ein Musiker vor der Tanzschule sitzt und auf einer Oud musiziert, einem Saiteninstrument. Caterina Schöllack, gespielt von Claudia Michelsen, fühlt sich gestört. Sie ruft die Polizei, die den Mann abführt. Im Hintergrund fahren Oldtimer durchs Bild.
In der Drehpause wärmen sich die Komparsen auf der gegenüberliegenden Straßenseite in der Sonne auf. Hier stehen zwei alte BVG-Busse. Sie verdecken die Sicht auf ein Haus, dessen Eigentümer nicht wollten, dass die Fassade im Bild zu sehen ist.
Ansonsten sind es die Anwohner mittlerweile gewohnt, dass hier alle paar Jahre Dreharbeiten zur Ku'damm-Serie stattfinden. Abends stehen einige von ihnen auf ihren Balkonen und schauen der Filmcrew auf der Straße zu.
Ufa will weiter in Berlin drehen
Anderswo als in Berlin will man die Serie nicht drehen, erklärt Marc Lepetit, einer der drei Produzenten von Ufa Fiction: "Als wir hier in Berlin angefangen haben zu drehen, gab es wahnsinnig viel alte und zum Teil auch noch wirklich heruntergekommene Baustruktur, was uns half, das Jahr '56 zu erzählen. Solche Gebäude noch zu finden, ist ein Problem."
Andere Produktionen würden ihre Berlin-Szenen in Prag oder Budapest drehen, sagt Lepetit. "Aber wir wollen hierbleiben." Die Ufa habe einen sehr guten Kontakt zur Stadt. "Man unterstützt uns", so Lepetit. Es gebe ein großes Interesse der Stadt, den Dreh möglich zu machen. "Auch wenn das bedeutet, einfach mal zwei Tage lang vier Spuren zu sperren."
Die grüne Fahrradspur muss weg
Die Filmcrew steht immer wieder neuen Herausforderungen gegenüber. So fiel ein Drehtag gleich mitten in den BVG-Streik. Und dann ist da noch die grün markierte Fahrradspur, die es 1977 noch nicht gab und die man irgendwie loswerden muss. "Dafür gibt es extra einen Supervisor, der sich jede Einstellung mit dem Kameramann ansieht. Getilgt wird die grüne Radspur später digital, am Computer", erklärt Lepetit.
In der Serie sind die Schöllack-Frauen im Jahr 1977 angekommen. Ein großer Zeitsprung, 14 Jahre nach den Geschichten aus der dritten Staffel, die im Jahr 1963 spielt. Laut der Ufa sollte auch die junge Generation dieses Mal eine Rolle spielen, und so wurde eine Zeit gesucht, in der die Schöllack-Enkelinnen Dorli und Friederike 20 beziehungsweise 18 Jahre alt sind.
"1977 war eine Zeit voller Gegensätze und in vielem der heutigen Situation gar nicht so unähnlich", kommentiert Drehbuchautorin Hess ihren Stoff. "Politische Spannungen, gesellschaftliche Umbrüche, Unsicherheit, aber auch ein Lebenshunger, der sich in Disco, Mode und Musik entladen hat."
Ku'damm-Serie bleibt eine Geschichte der Frauen
Im Vordergrund stehen aber auch weiterhin die Schöllack-Frauen. "Ich kenne kein zweites Format, das so viele Frauen in einem Hauptcast hat", sagt Claudia Michelsen, die Caterina Schöllack spielt. "Und dazu noch so generationenübergreifend, was ganz besonders ist."
Die Ku'damm-Serie bleibt auch in dieser Staffel eine Geschichte vor allem der Frauen, die sich immer wieder aus neuen Zwängen befreien müssen. Zwischen ihnen gibt es wie gewohnt Reibungen, aber wenn es hart auf hart kommt, halten sie zusammen.
Für Sonja Gerhardt, die Monika Schöllack spielt, fühlen sich die Dreharbeiten jedes Mal an wie eine Heimkehr. Die Mode der 70er empfinde sie als "ziemlich befreiend" gegenüber früheren Staffeln, erzählt sie. In der ersten Staffel hätten die Schauspielerinnen sogar Original-Unterwäsche aus den 50ern getragen. "Es hat gedrückt, gezwickt und war nicht wirklich angenehm."
Neue Gesichter in der vierten Staffel von Ku'damm 77
Neu im Ensemble ist Marie Louise Albertine Becker, sie spielt Helga Schöllacks Tochter Friederike. "Für mich war es sehr aufregend, in ein bestehendes Team zu kommen, das gemeinsam bereits vor zehn Jahren anfing, tolle Geschichten zu erzählen", sagt sie. Am Set herrsche eine sehr familiäre Atmosphäre.
Ein weiteres neues Gesicht: Massiamy Diaby. Die Berlinerin schwärmt: "Es macht einfach unglaublich viel Spaß, mit so vielen tollen, starken Frauen zusammen spielen zu dürfen."
Bis die neue Staffel mit den vertrauten und den neuen Gesichtern im ZDF läuft, wird noch etwa ein Jahr vergehen. Und wie geht es danach weiter?
Die Schauspieler und die Crew hoffen, dass es auch nach der Zeitreise in die 1970er-Jahre mit der Ku’damm-Serie weitergeht. "Die Hoffnung ist da. Ich finde, mit diesen Figuren kann man gar nicht genug Zeit verbringen", sagt Sonja Gerhardt.
- eigene Recherche