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Berlin-Friedrichshain: Mieter leiden unter Werbebanner am Haus


Werbebanner vor dem Fenster
"Das beeinträchtigt die Lebensqualität massiv"


21.03.2025 - 09:00 UhrLesedauer: 3 Min.
Werbebanner an dem Haus in der Warschauer Straße: Die Mieter sitzen im Dunklen.Vergrößern des Bildes
Werbebanner an dem Haus in der Warschauer Straße: Die Mieter sitzen im Dunklen. (Quelle: Yannick von Eisenhart Rothe)
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Seit Monaten wird ein Haus in Friedrichshain immer wieder in Werbebanner gehüllt. Die Mieter leiden und wissen nicht, wann sich die Situation ändert.

Wohnraum als riesige Werbefläche: Immer wieder werden in Berlin Wohnhäuser in Werbeplakate gehüllt. Eigentümer nutzen die Zeit, in denen Bauarbeiten am Gebäude stattfinden, und vermarkten die Außenfläche am Gerüst.

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Aktuell hat es ein Haus an der Warschauer Straße in Friedrichshain erwischt. Eine riesige Werbung eines Sportartikelherstellers prangt an der Fassade des Hauses an der Ecke Kopernikusstraße. Wenn man dort klingelt und Bewohner des Hauses auf das Werbeplakat anspricht, ist der Redebedarf groß.

Eine Mieterin, die lieber nicht namentlich genannt werden möchte, bittet herein. Obwohl draußen die Sonne scheint, ist die Altbauwohnung nur spärlich ausgeleuchtet. "Sobald die Sonne weg ist, ist es fast komplett dunkel", sagt die Frau, die mit ihrem Partner hier wohnt. "Das beeinträchtigt die Lebensqualität massiv", sagt er. Seit September sei das Haus eingerüstet, erzählen die beiden. Die Werbeplakate würden nicht andauernd hängen, sondern immer wieder einen Monat lang, dann wieder einige Zeit nicht. Die Fläche sei wohl monatsweise mietbar, vermuten sie. Das Problem sei nicht nur die Dunkelheit. "Die Plane stinkt so nach Chemie, dass wir quasi nicht lüften können", sagt die Mieterin.

Arbeiten begannen vor mehr als sechs Monaten

Im Treppenhaus hängt ein Schreiben von der Hausverwaltung vom 10. Juni 2024. Darin heißt es, dass ab September Arbeiten an der Fassade durchgeführt würden, die etwa sechs Monate dauern würden. Die sind mittlerweile vorbei. In dieser Zeit sei nur wenige Wochen wirklich an der Fassade gearbeitet worden, sagen die Mieter.

Dafür hat ein neues Projekt begonnen. Mehrere Anwohner berichten t-online, dass ein Investor das Dachgeschoss gekauft habe. Dort hätten Bauarbeiter damit begonnen, das Dach zu Luxuslofts umzubauen. Die Anwohner sagen, dass sie über den Umbau nicht informiert worden seien. Die Hausverwaltung reagiere nicht auf Fragen diesbezüglich. Sie befürchten, dass die Bauarbeiten und damit auch die Verdunklung durch das Werbebanner sich noch lange hinziehen könnten.

Auch t-online hat der zuständigen Hausverwaltung sowie dem Bauunternehmen, das offenbar das Dach ausbaut, Fragen geschickt. Bisher gab es keine Reaktion darauf. Wie lange die Mieter noch mit einem Werbebanner am Haus leben sollen, will keiner beantworten.

Das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg teilt auf Anfrage mit, dass Baugerüste mit Sondernutzungserlaubnis als Werbeflächen genutzt werden dürfen, wenn die Gerüste auch wirklich zu baulichen Zwecken nötig sind. Wie häufig im Bezirk eine solche Sondernutzungserlaubnis erteilt werde, werde nicht statistisch erfasst. Baugerüste dürften derzeit höchstens sechs Monate lang als Werbefläche genutzt werden.

Regeln sollen verschärft werden

Diese Regeln sollen in Friedrichshain-Kreuzberg allerdings bald verschärft werden. In der Bezirksverordnetenversammlung wurde Ende Februar ein entsprechender Antrag der Linken angenommen. Der sieht unter anderem vor, dass Werbeplanen nur an Gerüsten angebracht werden dürfen, solange Arbeiten durchgeführt werden, für die eine Staubschutzplane nötig ist.

Außerdem sollen vom Tag der ersten Aufhängung an nur maximal sechs Monate lang die Werbeflächen hängen dürfen. Die Zeit darf nicht verlängert werden, indem das Plakat zwischenzeitlich mal abgenommen wird. Wiederholte Gerüstwerbung am selben Haus innerhalb von fünf Jahren soll verboten werden und die Werbung soll nur noch 25 bis 30 Prozent der Gerüstfläche beanspruchen dürfen. Laut Bezirksamt wird der Antrag aktuell vom Rechtsamt geprüft. Sofern dort keine Probleme festgestellt werden, werden die Regeln eingeführt.

Wie lange das dauert, ist unklar. Die Bewohner des verhüllten Hauses in der Warschauer Straße hoffen, dass sie bald wieder klare Sicht und frische Luft haben. Die Betroffenen treffen sich jetzt wöchentlich im Stadtteilbüro um die Ecke, um gemeinsam zu beraten, wie sie sich wehren können.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Anfrage an das Bezirksamt Friedrichshain-Kreuzberg

Quellen anzeigenSymbolbild nach unten

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