Neue Details Attacke auf SPD-Mitglieder: Die Rechtsextremen reisten gezielt an
Nicht nur die Berliner SPD-Mitglieder wurden angegriffen. Als die Polizei eingreift, verletzen die Tatverdächtigen sie mit Glasscherben im Gesicht.
Rechtsradikale haben am Samstag in Berlin SPD-Mitglieder und Polizisten in Lankwitz angegriffen. Zunächst hätten die vier Männer auf die Parteimitglieder an einem Wahlkampfstand mit Springerstiefeln eingetreten. Später seien noch zwei Polizisten verletzt worden, die einschreiten wollten, hieß es.
Die Tatverdächtigen waren am Samstag nach Berlin gereist, um an Demonstrationen teilzunehmen und körperliche Auseinandersetzungen mit "Linken" auszutragen, teilten Polizei und Staatsanwaltschaft in einer gemeinsamen Erklärung mit. Die Männer sind zwischen 16 und 19 Jahren alt.
Mit Springerstiefeln mehrfach gegen Kopf getreten
An einer Bushaltestelle sollen die Angreifer zufällig auf die SPD-Mitglieder getroffen sein. Beim Einsteigen in einen Bus sollen zwei der Verdächtigen dann die Mützen von zwei SPD-Mitgliedern auf den Boden geworfen und sie unter anderem als "linke Zecken" beleidigt haben. Dann hätten die Männer zugeschlagen, heißt es in der Mitteilung der Staatsanwaltschaft weiter.
Die SPD-Mitglieder gingen daraufhin zu Boden. Auf einen von ihnen sollen die Angreifer weiterhin eingeschlagen und mehrmals massiv mit Springerstiefeln gegen Kopf und Oberkörper getreten haben. Erst als weitere Polizisten dazukamen, ließen die Täter von ihren Opfern ab.
Einer der Polizisten sei rassistisch beleidigt und mit einer Glasscherbe im Gesicht verletzt worden. Ein anderer erlitt einen Mittelhandbruch. Beide kamen ebenso wie das verletzte SPD-Mitglied zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus, konnten dieses aber nach ambulanter Behandlung wieder verlassen.
Tatverdächtige auf dem Weg zu rechtsextremem Aufmarsch
Die Polizei bestätigte der Deutschen Presse-Agentur, dass sich die Angreifer aus einem anderen Bundesland auf dem Weg zu einem rechtsextremen Aufmarsch in den Stadtteilen Friedrichshain und Lichtenberg befanden. Der Staatsschutz und die Staatsanwaltschaft ermitteln wegen zweifacher gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung, in einem Fall in Tateinheit mit tätlichem Angriff auf Vollstreckungsbeamte in einem besonders schweren Fall.
Die beiden Hauptverdächtigen sitzen in Polizeigewahrsam, berichtet der "Tagesspiegel". Am Sonntag soll über eine mögliche Untersuchungshaft entschieden werden. Die Staatsanwaltschaft beantragte Haftbefehle gegen alle vier Tatverdächtigen.
"Wahlkampf beginnt mit Angriffen von Nazis"
Carolyn Macmillan, die SPD-Fraktionsvorsitzende der Bezirksverordnetenversammlung Steglitz-Zehlendorf, war der SPD zufolge unter den Angegriffenen. Sie erklärte nach der Tat: "Wir Demokratinnen und Demokraten müssen jetzt zusammenstehen, denn wir dürfen unseren Platz in Lichterfelde Ost nicht den Nazis überlassen."
Wir benötigen Ihre Einwilligung, um den von unserer Redaktion eingebundenen Instagram-Inhalt anzuzeigen. Sie können diesen (und damit auch alle weiteren Instagram-Inhalte auf t-online.de) mit einem Klick anzeigen lassen und auch wieder deaktivieren.
SPD-Generalsekretär Matthias Miersch verurteilte die Attacke scharf. Es sei ein Angriff auf unsere Demokratie und auf all jene, die sich für ein solidarisches und offenes Deutschland einsetzten, sagte Miersch am Sonntag dem Rundfunk Berlin-Brandenburg (RBB). "Solche Gewalttaten zeigen erneut, wie gefährlich der Rechtsextremismus für unsere Gesellschaft ist." Ruppert Stüwe, Kreisvorsitzender der SPD Steglitz-Zehlendorf, kommentierte: "Der Wahlkampf in Steglitz-Zehlendorf beginnt mit Angriffen von Nazis gegen die Demokratie." Beide dankten der Polizei für ihr schnelles Eingreifen.
Auch die Berliner Grünen-Vorsitzende Nina Stahr zeigte sich solidarisch: "Gewalt hat in unserer Gesellschaft keinen Platz und gemeinsam werden wir uns den Angriffen auf unsere Demokratie entgegenstellen."
- berlin.de: Mitteilung der Staatsanwaltschaft Berlin vom 15. Dezember 2024
- instagram.com: Post der SPD Steglitz-Zehlendorf
- tagesspiegel.de: Neonazis attackieren zwei Mitglieder der SPD
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa