Raue, der Restauranttester: Berliner Koch kritisiert RTL-Format

Tim Raue will einem Berliner Lokal in seiner TV-Sendung helfen – oder hat er den Koch nur vorgeführt? Nach der Show erhebt dieser jetzt schwere Vorwürfe.

Im "Chez Emil", einem französischen Restaurant in Berlin-Moabit, fürchtet man nach der Ausstrahlung der RTL-Sendung "Raue, der Restauranttester" am Dienstagabend um seinen guten Ruf.

Vom Besuch des Berliner Starkochs Tim Raue und dessen TV-Team sei man im Nachhinein "wirklich enttäuscht" gewesen, so der Lokalbetreiber in einem auf Instagram veröffentlichten Brief in der Nacht zu Mittwoch. Später löschte der Restaurantbetreiber den Brief bei Instagram wieder. Erfahren Sie hier, was der Grund dafür ist.

In dem Schreiben hatte es geheißen, dass die finanziellen Sorgen des Berliner Lokals von Raue und dessen Frau, Katharina Raue, überhaupt nicht ernst genommen worden seien, stattdessen habe das RTL-Team versucht, "Emotionen aus meinen Geschwistern und Freunden herauszuquetschen".

TV-Formate wie das von Raue sieht das Betreiberpaar nun "mit anderen Augen", hatte es weiter geheißen. So sei das RTL-Team mit Raue direkt nach dem Betriebsurlaub in Moabit aufgeschlagen, und habe dann im Fernsehen die Hygiene des gar nicht aktiv betriebenen Restaurants kritisiert. Dabei habe man alle amtlichen Überprüfungen stets bestanden.

Damit sei laut den "Chez Emil"-Betreibern das in der Corona-Zeit improvisierte, zunächst als Takeaway-Restaurant geplante Lokal, von den TV-Machern ins falsche Licht gerückt worden. Ein Bild, das mehrere Medien dann so auch übernommen hatten – vom "Horror-Lokal" war in manchem Bericht über die Sendung zu lesen.

Auch die von den Raues beschlossenen Umbauarbeiten hinterfragt das Gastronomen-Paar in dem Brief: Von den zuvor 16 Sitzplätzen seien nach der im TV ausgestrahlten Renovierung nur noch acht reguläre Plätze übrig geblieben. "Damit sollten wir nun rentabler werden?", zeigen sich die "Chez Emil"-Macher in dem Brief erstaunt.

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Als die Raues weg waren, wurde im "Chez Emil" wieder umgebaut

Das eigentliche finanzielle Problem des Lokals, wegen dem sich die beiden Berliner eigentlich bei Raue beworben hatten, hätten sie dann erst nach den Dreharbeiten im Frühjahr selbst entdeckt: eine bis dato fehlende Möglichkeit zur Bezahlung mit der EC-Karte.

Zudem habe die ganze Familie des Betreiberpaares das "Chez Emil" nach den RTL-Dreharbeiten erneut umgebaut, um darin ein Restaurant mit nun 22 Sitzplätzen zu errichten. Etwas Positives kann Emil Senkel dem Raue-Besuch durchaus abgewinnen: "Das wäre sicherlich nicht passiert, wenn wir an der Sendung nicht teilgenommen hätten."

Zu der Kritik des Berliners, dass Raues Tipps ihm nicht weitergeholfen hätten, äußerte sich Raue nicht. Am Mittwoch wollte er sich auf eine Anfrage von t-online nicht zu den Vorwürfen äußern. In der Instagram-Story seiner Ehefrau hatte Raue am Dienstagabend aber über den jungen Berliner Koch noch gespottet: Beim Anschauen der Sendung empfehle er seinen Fans "eine große, große Flasche Rotwein für die Episode, das hilft für die Nerven".

Im Gespräch mit der "Intouch" hatte Raue den jungen Berliner Koch zuvor als "jungen und talentierten Kerl" beschrieben, dem "leider alles über den Kopf gewachsen" ist. Sein Fazit der gemeinsamen Arbeit in Moabit: "Schlussendlich hat er (gemeint ist Emil Senkel, Anm. d. Red.) sich kulinarisch wirklich inspirieren und motivieren lassen, leider hat er andererseits absolut nicht verstanden, was ihm Katharina gebaut und ermöglicht hat."

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Welche Seite tatsächlich recht hat, lässt sich anhand des Briefes und der TV-Sendung schwer beurteilen: Zu unterschiedlich wird die Lage im Lokal dargestellt. Immerhin: Dem "Chez Emil" in der Bochumer Straße scheint es heute bestens zu gehen. In den Google-Bewertungen des Lokals überschlagen sich die Gäste mit Lob. Derzeit hat das "Chez Emil" 4,7 von fünf möglichen Sternen.