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Madonna in Berlin | "Celebration"-Tour: Queen of Pop baut sich ihr Denkmal


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Madonna in Berlin
Die Queen of Pop baut sich ihr eigenes Denkmal

  • Nils Heidemann
MeinungVon Nils Heidemann

Aktualisiert am 29.11.2023Lesedauer: 4 Min.
Madonna beim Opening-Konzert in London (Archivbild): Bei der Celebrations-Tour raste die Queen of Pop durch ihre Karriere.Vergrößern des Bildes
Madonna beim Opening-Konzert in London (Archivbild): Bei der "Celebration"-Tour raste die Queen of Pop durch ihre Karriere. (Quelle: Kevin Mazur)
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Mit ihrer "Celebration"-Tour ist Madonna in Berlin zu Gast. Die Fans sehen eine fulminante Show über das Leben der Queen of Pop. Musik, Tanz und Sex inklusive.

Aus der Mercedes-Benz-Arena in Berlin berichtet Nils Heidemann

Als Madonna um 22.19 Uhr endlich auf der Bühne erscheint, ist das Unverständnis einiger Fans über die lange Wartezeit zuvor schnell vergessen. Fast zwei Stunden zögert die Queen of Pop den Konzertbeginn heraus. Es gibt wohl kaum Musiker, die sich so was erlauben können. Madonna hingegen zieht es durch, bei jedem ihrer Konzerte. Und das ist auch okay. Schließlich gilt sie nach dem Ableben von Prince und Michael Jackson als der noch größte lebende Popstar der Welt.

Unter den ersten Tönen ihres Hits "Nothing Really Matters" (1998) steigt Madonna wie eine Göttin aus dem Nebel hervor. Ein schwarzes Kleid schmiegt sich an ihren Körper, auf dem Kopf trägt sie einen silbernen Haarreifen, der an einen Heiligenschein erinnert. Sie selbst wird durch eine Bühne in die Höhe befördert, die Mercedes-Benz-Arena in Berlin liegt ihr buchstäblich zu Füßen. Es ist ein Einstieg in die Show, der dem Status Madonna gerecht wird.

Wird sie ihrem Status noch gerecht?

Über Jahrzehnte hat sie sich diesen erarbeitet. Sie prägt den modernen Pop seit den 1980ern wie keine Zweite. Das Ergebnis sind – auch noch im Jahr 2023 – Dutzende ausverkaufte Shows in Riesenhallen. Allein in London verkauft sie die O2-Arena sechsmal aus, hätte dies vermutlich auch ein siebtes Mal geschafft. In Berlin ist sie an zwei Abenden zu Gast. Anfang des Jahres kauften sich 600.000 Personen ein Ticket für die Shows weltweit – an einem einzigen Tag.

Dass sie tatsächlich auf der Bühne steht, war vor Kurzem noch nicht denkbar. Im Juni erlitt sie einen schweren bakteriellen Infekt und landete auf der Intensivstation. Ihre Tour musste zunächst teils verschoben werden. Wie also verträgt Madonna nur ein paar Monate später den Stress einer ausgedehnten Konzertreise durch Europa? Und überhaupt: Kann sie mit mittlerweile 65 Jahren noch das abliefern, was von einem Popstar mit solch horrenden Ticketpreisen erwartet wird?

Dem Anspruch wird sie von Beginn an gerecht. Gewohnt selbstbewusst nimmt sie die Arena für sich ein, macht klar, dass sie der Star des Abends ist. Als sie über den angeblich hohen Drogenkonsum in Berlin spricht, stellt sie kurz darauf fest: "ICH bin heute eure Droge".

Eine Droge, die das Publikum mit einer fulminanten und bis ins letzte Detail durchgeplanten Choreografie in einen zweistündigen Rausch versetzt. Die "Celebration"-Tour bringt nicht nur wahllose Konzerte in die Städte. Es ist eine Geschichte, in der sie auf ihre 40-jährige Karriere, ihr rasantes Leben und auf wichtige Ereignisse sowie Personen der Popkultur blickt.

Madonna: Weltstar, Modeikone, Sexsymbol

Bei der Ballade "Live To Tell" (1986) etwa schwebt Madonna in einem gläsernen Kasten durch das Publikum. Sie widmet den Song all jenen, die den Kampf gegen Aids verloren haben. Ein Bild ihres verstorbenen besten Freundes Martin Burgoyne, ein britischer Künstler, erscheint auf einer riesigen Leinwand, ebenso ein Foto des Pop-Art-Vertreters Keith Haring. Madonna bezieht auch die Kunst in ihre Show ein.

Dasselbe gilt für die Mode. Beim Song "Vogue" (1990) betreten Dutzende Tänzer in ikonischen Outfits der vergangenen Jahrzehnte die Bühne. Sie laufen in schillernden Kostümen über einen Catwalk auf Madonna zu, die in ihrer Hand wild mit einem 10-Punkte-Schild gestikuliert. Getreu dem Motto: Ihr alle seid wunderschön, bitte bleibt genauso wie ihr seid.

Offenbar ist dies eine Reminiszenz an die Ballroom-Szene der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts in den USA. Schwarze und lateinamerikanische LGBTQ-Personen, die aufgrund ihrer sexuellen Orientierung verstoßen wurden, fanden hier Rückhalt und eine Familie. Madonna, die sich immer schon für die Rechte von sexuellen Minderheiten einsetzte, schafft mit ihrer "Celebration"-Tour einen Safe Space für die queere Community. Das wird nicht nur am Publikum in Berlin, sondern auch daran deutlich, dass Bob the Drag Queen, eine bekannte Aktivistin aus den USA, immer wieder mit Ansagen durch den Abend führt.

Generell verbreitet die Show eine sexpositive Stimmung. Deutlich wird dies unter anderem bei einem ihrer eher neueren Songs, "Hung Up", aus dem Jahr 2005. Unter tosendem Applaus räkelt sich die in Dessous bekleidete Madonna an ihren halbnackten Tänzerinnen und Tänzern. Sie selbst macht klar: Madonna war, ist und bleibt ein Sexsymbol.

Intensive Reise durch Madonnas Leben

Die hohe Hitdichte um Songs wie "Holiday" (1983), "Like A Virgin" (1989), "Like A Prayer" (1989), "La Isla Bonita" (1986) oder "Everybody" (1983) garniert sie mit kleinen Überraschungen. Etwa einem Auftritt ihrer Tochter Mercy James, die sie bei Bad Girl (1992) am Klavier begleitet. Die Songs, größtenteils verwoben in Medleys anderer ihr wichtiger Lieder, werden immer wieder durch Videoausschnitte, Tanzeinlagen oder Feuershows unterbrochen. Das gibt der 65-Jährigen Zeit, sich zu sammeln oder – wie so häufig – ihr komplettes Outfit innerhalb weniger Sekunden zu wechseln.

"Celebration" ist eine intensive Reise durch das Leben der Queen of Pop, die so schnell vorbeizieht, dass man gar nicht alle Referenzen aufsaugen kann. Vielleicht geht es dem einen oder anderen Fan sogar zu schnell.

Und auch rein musikalisch ist es nicht immer zufriedenstellend. Die meiste Zeit gibt es keine Liveband, nicht selten greift sie auf Playback zurück, und teilweise ist der Sound matschig. Doch das stört nur geringfügig. Der Fokus liegt auf dem Leben des Popstars, der Modeikone und des Sexsymbols. Die Queen of Pop mag ihre besten Jahre hinter sich haben, doch mit der "Celebration"-Tour hat sie sich ihr eigenes Denkmal gebaut.

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
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