Außergewöhnlich viele Unfälle Tesla-Mitarbeiter protestieren gegen schlechte Arbeitsbedingungen
Im Tesla-Werk im brandenburgischen Grünheide soll es auffällig viele Arbeitsunfälle geben. Jetzt setzen sich die Beschäftigten für bessere Arbeitsbedingungen ein.
Mehr als 1.000 Beschäftigte des US-Elektroautobauers Tesla haben nach Angaben der IG Metall bei einer erstmaligen Aktion in der Fabrik in Grünheide gemeinsam bessere Arbeitsbedingungen eingefordert. Sie seien in der Nacht- und Frühschicht mit IG Metall-Aufklebern auf T-Shirts aufgetreten, sagte ein Gewerkschaftssprecher am Montag. Darauf stand nach Angaben der Gewerkschaft "Gemeinsam für sichere & gerechte Arbeit bei Tesla". Die Aktion solle im Laufe des Tages fortgesetzt werden.
Nach Angaben der IG Metall klagten zahlreiche Tesla-Beschäftigte in Gesprächen mit der Gewerkschaft über schlechte Arbeitsbedingungen. Sie schätzten demnach die Arbeitsbelastung wegen kurzer Taktzeiten, Personalmangel und überzogener Produktionsziele als extrem ein. Die Beschäftigten berichteten zudem von gravierenden Mängeln beim Arbeits- und Gesundheitsschutz, die zu einem Krankenstand von bis zu rund 30 Prozent und einer hohen Zahl von Arbeitsunfällen führten, so die IG Metall weiter.
Der Bezirksleiter der IG Metall Berlin-Brandenburg-Sachsen, Dirk Schulze, sagte: "Wenn Einzelne Verbesserungen einfordern, bekommen sie entweder Probleme oder es passiert nichts. Gemeinsam aber ist es möglich, Forderungen durchzusetzen."
Mehrere schwere Arbeitsunfälle seit 2021
Das Magazin "Stern" hatte kürzlich über auffällig viele Arbeitsunfälle im Tesla-Werk in Grünheide bei Berlin berichtet. So habe Tesla 190 meldepflichtige Unfälle zwischen Juni und November 2022 angegeben. Nach Angaben der Berufsgenossenschaft Holz und Metall ereigneten sich im Jahr 2022 bei Automobilherstellern und Zulieferern statistisch gesehen 16 meldepflichtige Unfälle je 1.000 Beschäftigte.
- Dirk Schulze, Bezirksleiter der IG Metall für Berlin, Brandenburg und Sachsen, befürchtet, dass es bald zu Todesfällen in der Tesla-Fabrik kommen könnte. Erfahren Sie hier, welche Arbeitsunfälle es in dem Werk gab.
Wenn die Mitarbeiterzahl von Tesla für Mai 2022 von rund 4.000 Beschäftigten zugrunde gelegt wird, läge die statistische Zahl meldepflichtiger Unfälle der Branche bei 64 – das wären deutlich weniger als die 190 im "Stern"-Bericht. Die Genossenschaft nannte aber keine konkreten Zahlen für Tesla. Nach Veröffentlichung des "Stern"-Berichts wächst der Druck auf Tesla. Hier lesen Sie, was die Parteien dazu sagen.
Tesla weist Kritik von sich
In der Tesla-Fabrik ereigneten sich nach Angaben des Brandenburger Sozialministeriums seit 2021 mindestens sieben schwere Arbeitsunfälle, in drei Fällen waren Tesla-Beschäftigte betroffen. Das Ministerium stufte die Zahlen nicht als ungewöhnlich ein. Der Autobauer verwies auf engmaschige Kontrollen der Behörden.
Das Werk wurde im März 2022 in Betrieb genommen. Nach jüngsten Angaben des Unternehmens arbeiten dort rund 11.000 Menschen, das Werk soll weiter ausgebaut werden. Umweltschützer sehen Risiken durch die Fabrik. Lesen Sie hier mehr dazu.
- Nachrichtenagentur dpa