Spannungen im Nahen Osten Berliner Cafébetreiber wirft Israels Top-Diplomaten raus
Kein Kaffee für Israels-Topdiplomaten – zumindest im "Café Dodo". Dort wird der Vertreter der umstrittenen Regierung aus dem Lokal geworfen. Wie es dazu kam.
Die umstrittene Regierung von Benjamin Netanjahu in Israel sorgt auch im Prenzlauer Berg für Wut: Das Berliner "Café Dodo" am Helmholtzplatz hat Israels Chef-Diplomaten in Deutschland, Ron Prosor, kürzlich aus dem Laden gebeten. Das berichten der "Tagesspiegel" und die "Bild"-Zeitung. Die Botschaft bestätigte den Blättern den Vorfall.
Der Betreiber des "Café Dodo", ein Gastronom namens Avid Berg, hatte am Sonntag Prosor mit Begleitung in seinem Café bedient – bis ihm klar wurde, wen er da eigentlich vor sich hat. Berg, selbst gebürtiger Israeli, erklärte dann dem Top-Diplomaten Prosor, "dass er im Dodo nicht willkommen sei."
Die Runde habe den Laden daraufhin wortlos verlassen. Der Gastronom Berg hatte laut den Berichten Israel im Jahr 2011 wegen "politischen Gründen" verlassen. Das Land im Nahen Osten betreibe "Faschismus", und erinnere unter Netanjahu in seinem Umgang mit den Palästinensern immer mehr an einen "Apartheidstaat", so der Cafébetreiber zum "Tagesspiegel".
Berg ist Teil der linken israelischen Oppositionsbewegung "Jüdische Stimme für gerechten Frieden in Nahost", die von in Deutschland lebenden Israelis betrieben wird. Die Gruppe fällt immer wieder mit scharfen Äußerungen über das Vorgehen Israels im Nahen Osten auf, von einigen israelischen Akteuren wird der Gruppe Antisemitismus vorgeworfen.
Spannungen in Israel: Umstrittene Justizreform – und Gewalt
Auch in Israel ist die Stimmung aufgeheizt – jedoch vor allem wegen des aktuellen Vorhabens der Regierung, die dortige Justiz zu schwächen, was für die Entscheidung des Berliner Cafébetreibers jedoch keine Rolle spielte.
Seit Monaten gehen Hunderttausende Israelis regelmäßig gegen Netanjahu auf die Straße. Ein neuer Gesetzentwurf von Abgeordneten der Koalition sorgte am Mittwochabend für Aufsehen. Den Plänen nach sollen Befugnisse der Generalstaatsanwältin aufgeteilt werden. Wie israelische Medien berichteten, könnte sie dann keine Strafverfolgung gegen Regierungsmitglieder mehr einleiten. Die Befugnis würde stattdessen an die Staatsanwaltschaft übergehen. Israelischen Medien zufolge könnte dies Netanjahu auch bei seinem aktuell gegen ihn laufenden Korruptionsprozess in die Hände spielen.
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Seine Likud-Partei ruderte nach Bekanntwerden der Pläne jedoch zurück und betonte, der Gesetzentwurf der Abgeordneten sei nicht mit den Koalitionsführern abgestimmt worden und komme daher nicht auf der Tagesordnung. Die Abgeordneten zogen ihn darauf zurück.
Mehrere Minister der Regierung hatten in der Vergangenheit offen gesagt, dass sie die Entlassung der Generalstaatsanwältin, Gali Baharav-Miara, anstreben. Sie hatte sich in der Vergangenheit öfters gegen die Politik der rechts-religiösen Regierung gestellt.
Unterdessen bleiben die Spannungen im von Israel besetzen Westjordanland weiter hoch: In der Nacht auf Donnerstag wurde ein 14-jähriger Palästinenser von israelischen Soldaten nach Konfrontationen in einer Stadt westlich von Nablus erschossen. Nach Angaben der Armee war es zuvor zu gewalttätigen Ausschreitungen gekommen.
- tagesspiegel.de: Israels Botschafter muss Berliner Café verlassen
- bild.de: Israels Botschafter aus Berliner Café geworfen
- Mit Informationen der Nachrichtenagentur dpa