Riesige Rauchwolke über Berlin Deshalb wurden beim Großbrand in Neukölln Menschen später gewarnt
Eine riesige Rauchwolke im Berliner Himmel, Anwohner sollen Fenster und Türen schließen. Doch die Warnung der Feuerwehr erreicht nicht alle. Daran liegt es.
"Extreme Gefahr", prangte auf viele Handybildschirmen. Nach dem Großbrand einer Lagerhalle in Berlin-Neukölln am Mittwochabend wundern sich Anwohnende: Die Feuerwehr hatte Warnungen vor dem Rauch zunächst über den Cell Broadcast und wenig später über die beiden staatlichen Warnapps Katwarn und Nina ausgesendet. Doch nicht bei jeder Person kam die Warnung gleichzeitig – bei manchen blieb sie sogar ganz aus. Ein Sprecher der Feuerwehr erklärt t-online, wie es dazu kommt.
- Cell Broadcast: Alles zum neuen Handywarnsystem
Warum hat die Feuerwehr erst so lange nach dem Ausbruch des Feuers gewarnt?
Für eine Warnung muss erst einmal die Lage von den Einsatzkräften vor Ort eingeschätzt werden. Im gestrigen Falle stellt man sich also Fragen wie: Welches Ausmaß hat das Feuer? Was ist in der brennenden Halle gelagert? Wie entwickelt sich der Brand? Eine Warnung wird deshalb teils nicht zwingend direkt ausgegeben, wenn ein großer Einsatz beginnt.
Wann warnt die Feuerwehr?
Bei dem gestrigen Großbrand in Neukölln war dem Sprecher zufolge die riesige Rauchsäule über der Stadt ausschlaggebend. Dabei spielte einerseits eine Rolle, dass sie von vielen Orten der Stadt aus zu sehen war. Außerdem seien die Wetterbedingungen einbezogen worden: "Wenn es zum Abend hin kühler wird, sinkt der Rauch nach unten", erklärt der Sprecher. Deshalb habe man sich entschieden, die Gefahrenmeldungen auszugeben, "um zu zeigen 'Wir haben es auf dem Schirm, passt auf euch auf'".
Wie kommt es zu Verzögerungen bei der Warnung von Anwohnenden?
Nachdem die Einsatzkräfte vor Ort zum Ergebnis kommen, dass eine Warnung angebracht ist, übernimmt der Lagedienst: Er formuliere die Nachricht und veröffentliche sie dann entweder selbst über die gängigen Programme oder gebe sie an diese zur Veröffentlichung weiter. Zwei Punkte können deshalb zu Verzögerungen führen.
"Wir sind selbst nur Nutzer des Dienstes", erklärt der Sprecher. Die Feuerwehr Berlin selbst habe deshalb keine Kontrolle über die Funktionalität. Schirmherrschaft habe das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe. Außerdem könne man alle drei Programme nicht gleichzeitig auslösen: Der Cell Broadcast erreichte die Telefone um 20.52 Uhr, Katwarn und Nina seien um 20.58 Uhr ausgelöst worden. Das erklärt Verzögerungen zwischen den Diensten.
Welche Faktoren können zu Ausfällen bei den Warnmeldungen führen?
Während der Cell Broadcast automatisch an alle in den betreffenden Telefonzellen eingewählten Menschen gesendet wird, müssen sich die Berlinerinnen und Berliner aktiv für die Nina- oder Katwarn-Apps entscheiden. War also am Mittwochabend eine Neuköllnerin oder ein Neuköllner in einem anderen Bezirk unterwegs, und damit nicht in einem Umkreis, in dem der Cell Broadcast auslöst, hat aber Nina installiert, erhielt er im Falle des Großbrands später eine Warnung, als jemand, der sich in Neukölln selbst befand.
"Dass gar keine Meldung ankommt, kann zum Beispiel an der Verbindung liegen: Wenn das Handy zum Beispiel im Flugmodus ist, kann es keinen Cell Broadcast empfangen", erklärt der Feuerwehrsprecher. Außerdem kann nicht jedes Handy die neuartigen Warnmeldungen empfangen. Bei Katwarn oder Nina kann natürlich nur etwas ankommen, wenn die App installiert und die Mitteilungen erlaubt sind.
"Trotzdem kann es natürlich auch technische Hürden geben", so der Sprecher. "Auch nach diesem Mal werden sicher weitere Fehler behoben, die zu Warn-Störungen führen können". Der Cell Broadcast ist Ende Februar 2023 in Deutschland an den Start gegangen. Auslöser war die Flutkatastrophe im Sommer 2021: Da die Warnungen über die Mobilfunkanbieter verteilt werden, können auch Menschen ohne Warnapps vor gefährlichen Situationen bewahrt werden. Mehr dazu lesen Sie hier.
- Telefonat mit Sprecher der Feuerwehr Berlin
- Webseite des Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe
- Eigene Recherche