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"Letzte Generation": Klimakleber können nichts für die Unfähigkeit der Autofahrer


Interview
Was ist ein Pro & Kontra?

Die subjektive Sicht zweier Autoren auf ein Thema. Niemand muss diese Meinungen übernehmen, aber sie können zum Nachdenken anregen.

"Letzte Generation"
Auch die Autofahrer sind schuld


Aktualisiert am 25.04.2023Lesedauer: 1 Min.
Ein Aktivist der Protestbewegung 'Letzte Generation', wird mit einer Schlagbohrmaschine in Berlin von der Straße entfernt.Vergrößern des Bildes
Ein Aktivist der Protestbewegung 'Letzte Generation', wird mit einer Schlagbohrmaschine in Berlin von der Straße entfernt. (Quelle: Florian Gaertner)
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Mitglieder der "Letzten Generation" blockierten am Montag einige Straßen in Berlin. Rettungswagen mussten wegen Staus ihre Einsätze abbrechen. Doch wer trägt die Schuld daran?

Mitten im Berufsverkehr am Montagmorgen blockierten Mitglieder der "Letzten Generation" einige Straßen in Berlin. Laut einem Feuerwehrsprecher mussten in mehreren Fällen Einsatzfahrten abgebrochen und neue Rettungswagen alarmiert werden, weil im Stau kein Durchkommen mehr war.

Doch ist das Chaos wirklich die Schuld der Klimaaktivisten? Oder täuschen die Blockierer der "Letzten Generation" nicht eher über andere Probleme hinweg? Den generellen Notstand bei der Berliner Feuerwehr zum Beispiel. Oder den Umstand, dass es im Stau auch einige Autofahrer verpasst haben, eine Rettungsgasse zu bilden.

Trägt die "Letzte Generation" die Schuld am Rettungswagenchaos in Berlin?

Pro
Agata Strausa
Agata StrausaSocial-Media-Redakteurin

Die Klimaaktivisten machen alles schlimmer – und verspielen ihren Trumpf

Ohne die Klimaaktivisten der "Letzten Generation" wäre es in Berlin gar nicht zu einem so gefährlichen Verkehrschaos gekommen, bei dem mehrere Rettungswagen im Stau stecken geblieben sind.

Natürlich sind Autofahrer dazu verpflichtet, eine vernünftige Rettungsgasse zu bilden. Doch wer jetzt nur über die Unfähigkeit einiger Berliner Autofahrer schimpft, lenkt vom eigentlichen Problem ab.

Denn inmitten der ohnehin überfüllten Straßen der Stadt kleben sich seit Monaten Klimaaktivisten fest und verschärfen damit das Chaos, mit all den fatalen Folgen. Rettungswagen haben es seitdem noch schwerer, durchzukommen und Menschen in Not zu helfen. Jede zusätzliche Belastung des Stadtverkehrs verschlimmert die Situation – für alle Bewohner der Stadt. Denn neben Verkehrsstaus, die Zeit und Nerven kosten, gibt es nun noch mehr Luftverschmutzung und wirtschaftlichen Schaden.

Für Berliner ist das schon ein ganz normaler Morgen geworden: aufstehen, im Radio hören, wo sich wieder jemand auf der Straße festgeklebt hat. Danach dann die Route zur Arbeit planen – und hoffen, dass andere nicht den gleichen Weg wählen.

Seit Monaten sorgt eine vergleichsweise kleine Gruppe für unnötiges Chaos, doch für das Klima ist dadurch noch nichts besser geworden. Die Aktivisten mögen den Trumpf haben, dass ein Teil der Bevölkerung ihr Anliegen unterstützt, wenn auch nicht die Methoden. Vielleicht weil diejenigen selbst noch nicht betroffen waren. Doch mit jeder Blockade verspielen die Aktivisten Sympathie. Das merkt man auch an den zunehmend aggressiven Reaktionen ihnen gegenüber.

Kontra
Autorenprofil Pascal Biedenweg
Pascal BiedenwegRessortleiter Regionalredaktion Berlin

Einige Autofahrer sollten das Problem bei sich selbst suchen

Die Aktionen der "Letzten Generation" sollen hier keineswegs glorifiziert werden. Aber das Rettungswagenchaos, das am Montag in Berlin entstanden ist, einzig und allein auf die Aktivisten zu schieben, würde völlig an der Realität vorbeischrammen.

Die Klimakleber waren sicher verantwortlich für den Stau auf der A100. Und das ist für viele Menschen ein absolut verständliches Ärgernis. Das Rettungswagenchaos hatte aber zwei andere Hauptgründe.

Da ist zum einen der generell vorherrschende Notstand an Rettungswagen. Es gibt in Berlin schlicht und einfach zu wenige von ihnen – ein Problem, das nicht erst seit gestern bekannt ist. Für die Berliner Feuerwehr ist der Ausnahmezustand mittlerweile zum Normalzustand geworden. Anstatt also die Klimakleber vorzuschieben, dass zu wenige Rettungswagen im Einsatz waren, sollte sich lieber Gedanken darüber gemacht werden, wie das Problem des dauerhaften Ausnahmezustandes gelöst werden kann.

Und dann wären da noch die Autofahrer auf den Straßen Berlins. Dass einige von ihnen offensichtlich nicht dazu in der Lage sind, eine vernünftige Rettungsgasse zu bilden, ist erschreckend und sicher nicht die Schuld der Aktivisten. Denn Autofahrer müssen unabhängig davon, wer einen Stau verursacht, in der Lage sein, eine Rettungsgasse zu bilden. Schließlich sind bei einem Verkehrsunfall auch nicht die verletzten Personen Schuld, wenn die Sanitäter im Stau feststecken.

Genauso verhält es sich auch bei den Klimaklebern. Ihnen kann man vieles vorwerfen – und sicher auch berechtigt. Aber für die Unfähigkeit mancher Autofahrer kann man sie nun wirklich nicht verantwortlich machen. Die Autofahrer sollten lieber weniger meckern und sich an die eigenen Nasen fassen. Denn die Aktivisten sind nicht das alleinige Problem auf den Straßen Berlins.

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