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Debatte um Slahi Houbeini: Ex-Dschihadist leitet African Book Festival


Guantanamo-Häftling Slahi Houbeini
Ex-Dschihadist leitet Berliner Kulturfestival

Von t-online, mtt

Aktualisiert am 07.02.2023Lesedauer: 2 Min.
Slahi Houbeini in Dakar: Jedes Mal, wenn er an einem Gefängnis vorbeikomme, friere er förmlich ein, schrieb der Autor diese Woche bei Instagram.Vergrößern des Bildes
Slahi Houbeini in Dakar: Jedes Mal, wenn er an einem Gefängnis vorbeikomme, friere er förmlich ein, schrieb der Autor diese Woche bei Instagram. (Quelle: @mohamedououldsalahi/instagram)
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Ist seine Wahl ein Schlag ins Gesicht aller Opfer von islamistischem Terror? Oder die Kritik an ihm Ausdruck deutscher Islamfeindlichkeit? Ein ehemaliger Guantanamo-Häftling leitet in diesem Jahr ein Berliner Kulturfestival.

An Mohamedou Ould Slahi Houbeini entzündet sich im Augenblick großer Streit: Denn der 1970 in Mauretanien geborene Autor ist zum diesjährigen Kurator des African Book Festivals ernannt worden, das im August zeitgenössische afrikanische Literatur in Berlin vorstellen soll. Der Hauptstadtkulturfonds fördert das Festival mit 95.000 Euro.

Das Problem: Früher war Slahi Houbeini glühender Anhänger des getöteten Al-Qaida-Chefs Osama bin Laden.

Wie zuerst die "taz" berichtete, blendete die Festivalleitung diesen Teil von Slahi Houbeinis Vergangenheit jedoch zunächst einfach aus. In einer ersten Ankündigung hieß es lapidar, Slahi Houbeini sei Schriftsteller und Menschenrechtsaktivist, "vielen bekannt als einer der Menschen, die zu Unrecht im US-Internierungslager Guantanamo Bay inhaftiert waren".

Slahi Houbeini wurde in einem Al-Qaida-Camp ausgebildet

Inzwischen kann man auf der Internetseite des Festivals ein bisschen mehr zu ihm erfahren: Nämlich, dass er als 18-Jähriger mit einem Stipendium nach Deutschland kam, um hier Elektrotechnik zu studieren. Und dass er dann nach Afghanistan reiste, um in einem Al-Qaida-Camp ausgebildet zu werden.

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Das war Anfang der 1990er-Jahre. Slahi Houbeini habe sich aber nach zwei Monaten von der Terrororganisation losgesagt und gebe an, seither keine Verbindungen mehr zu haben, hießt es auf der Festivalseite weiter. An dieser Darstellung gibt es allerdings Zweifel.

Sagte sich der Autor wirklich vom Islamismus los?

Amerikanische Ermittler seien sich sicher, dass er auch nach seiner Zeit in Afghanistan weiter für Al-Qaida tätig war, schreibt die "taz". Unter anderem sei er mutmaßlich an den Anschlägen auf die US-Botschaften in Daressalam und Nairobi 1998 beteiligt gewesen. Zudem habe er die Attentäter des 11. September 2011 persönlich gekannt, sie hätten sogar wohl einmal bei ihm in Duisburg übernachtetet.

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Auch laut einem Bericht der "Frankfurter Allgemeinen Zeitung" (FAZ) bewegte sich Slahi Houbeini weiter in islamistischen Kreisen. Ein enger Berater bin Ladens habe ihn 1999 vom Satellitentelefon des Terrorchefs aus angerufen, dies habe die Aufmerksamkeit der deutschen Sicherheitsbehörden erregt.

Bis 2016 in Guantanamo inhaftiert

Fest steht: Eine Beteiligung an den Anschlägen vom 11. September konnte Slahi Houbeini nie nachgewiesen werden. Ein entsprechendes Geständnis erfolgte unter brutaler Folter. Trotzdem war Slahi Houbeini von 2002 bis 2016 in Guantanamo inhaftiert, während dieser Zeit wurde er zum Autor.

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Seine Memoiren, "Das Guantanamo-Tagebuch", wurden verfilmt. In "Der Mauretanier" spielten unter anderem Jodie Foster und Benedict Cumberbatch mit, der Film wurde zum Welthit.

"Slahi Houbeini hat dort nicht Fußball gespielt"

Die Vorwürfe gegen Slahi Houbeini weist die Festivalleitung nun als alt und überholt zurück. Bevor man ihn zum Kurator ernannt habe, habe man sich intensiv mit seiner Biografie beschäftigt. "Wir sehen keinen Anlass dazu, nicht mit ihm zu arbeiten, und interpretieren die aktuelle Empörung als Ausdruck deutscher Islamfeindlichkeit", teilte das African Book Festival mit.

Die "FAZ" hingegen kommentierte: "Das Al-Qaida-Trainingscamp war kein Ferienlager, und Slahi Houbeini hat dort nicht Fußball gespielt, sondern wurde an der Waffe ausgebildet." Man lege seine ideologischen Verstrickungen nicht ab wie einen alten Pullover. Slahi Houbeini zum Kurator zu machen, komme einem Statement gleich: "Wie könnte man den Opfern des Islamismus eigentlich noch offener ins Gesicht spucken?"

Verwendete Quellen
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