Belästigungsvorwürfe "Verleumdung": Galerist König geht in die Offensive
Dem bekannten Berliner Galeristen Johann König wird in der "Zeit" sexuelle Belästigung vorgeworfen. Darauf hat er nun reagiert.
Der Berliner Galerist Johann König geht angesichts der Vorwürfe der sexuellen Belästigung gegen ihn in die Offensive. In einer Stellungnahme, die t-online vorliegt, kündigte König an, juristisch gegen die Vorwürfe vorzugehen, die mehrere Frauen in einem Artikel der "Zeit" gegen ihn erheben. König spricht von "Verleumdung" und einem "Schaden", der auch bei einem juristischen Erfolg für ihn bleiben würde.
Die Frauen werfen dem Berliner Galeristen sexuelle Übergriffe und Belästigung vor. Im "Zeit"-Artikel melden sich die Frauen zu Wort – teils mit Klarnamen, teils anonym – und geben an, von ihm bedrängt worden zu sein.
König kann sich vorstellen, dass er als "übergriffig empfunden" wurde
König soll sie im Rahmen von Kunstveranstaltungen etwa mit anzüglichen Bemerkungen belästigt, unangemessen berührt und gegen ihren Willen geküsst haben. Die Vorfälle liegen demnach bereits einige Jahre zurück.
König schreibt in seinem Statement, dass die Vorfälle "definitiv nicht in der beschriebenen Form stattgefunden" hätten. Er könne sich aber vorstellen, dass "meine ausschweifende und impulsive Art zu feiern, zu tanzen und zu sprechen" und die Kombination aus Party oder Nachtclubatmosphäre, überfüllten Räumen, Alkohol, Dunkelheit und seinem "schlechten Sehen" dazu geführt hätten, dass Frauen oder auch Männer sich von ihm bedrängt gefühlt hätten oder "ich sogar als übergriffig empfunden wurde".
Seit einem Unfall in der Kindheit sei er auf dem rechten Auge blind, auf dem linken sehe er nur 20 bis 30 Prozent.
"Er hat mich so eng an sich gedrückt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte"
Die Vorfälle, die die Frauen König vorwerfen, sollen sich 2017 etwa auf einer Party zugetragen haben, die im Rahmen der Pariser Kunstmesse, der Fiac-Woche, stattfand. König habe mehrere Frauen begrapscht, heißt es in der "Zeit". "Er hat mich so eng an sich gedrückt, dass ich mich nicht mehr bewegen konnte", berichtet eine Frau in dem Artikel. Außerdem soll er im selben Jahr einer Frau im Berliner Restaurant Grill Royal einen Kuss aufgezwungen haben.
Er habe niemals jemanden gegen seinen Willen geküsst oder eine Zurückweisung nicht akzeptiert, schreibt König in seinem Statement. Sollte er durch sein Verhalten jemandem zu nahe gekommen sein, sei ihm das "sehr unangenehm" und er wolle sich "in aller Form entschuldigen".
Der Beschuldigte erhebt außerdem handwerkliche Vorwürfe gegen die "Zeit"-Autoren. Als König nach Konfrontation mit den Vorwürfen ein Gespräch mit den Autorinnen geführt habe, "hatte ich den Eindruck, dass der Artikel bereits fertig geschrieben war. Zeugen, Fakten und Informationen haben die 'Zeit' offenbar nicht interessiert". Zur Freigabe seiner Zitate sei ihm nur eine Stunde eingeräumt worden, deshalb komme er im Artikel nicht zu Wort.
König zählt zu den einflussreichsten deutschen Kunsthändlern. Er hat Galerien in Berlin, Seoul und Wien und vertritt über 40 Künstler.
Hintergrund zum Beitrag
Aufgrund gerichtlicher Verfahren musste die "Zeit" Änderungen an ihrem ursprünglichen Artikel vornehmen. Wir haben diesen Artikel auch dementsprechend angepasst.
- zeit.de: "Ich habe ihn angeschrien und beschimpft, damit er weggeht"
- faz.net: "Galerist König soll Frauen belästigt haben"
- berliner-zeitung.de: "Johan König zu MeToo-Vorwürfen: 'Die Anschuldigungen sind haltlos'"
- Statement von Johann König zu den erhobenen Vorwürfen
- koeniggalerie.com: Informationen zu Johann König