Bericht über Luxus-Essen und geplante Reise Schlesinger soll enges Verhältnis zu Kontrolleur Wolf gepflegt haben
Wolf-Dieter Wolf sollte die Arbeit von Schlesinger beim RBB überwachen. RBB-Journalisten berichten jetzt über ein angeblich enges Verhältnis der beiden.
Recherchen eines RBB-Investigativteams werfen ein neues Licht auf das Verhältnis von Ex-Intendantin Patricia Schlesinger und dem ebenfalls zurückgetretenen Verwaltungsratsvorsitzenden Wolf-Dieter Wolf. Demnach sei das Verhältnis der beiden so eng gewesen, dass sie gemeinsam verreisen wollten. Zu den Aufgaben des Verwaltungsrats gehört es, die Intendantin zu überwachen.
Der RBB hatte ein Investigativteam darauf angesetzt, die Vorwürfe gegen Patricia Schlesinger näher zu beleuchten. Die Journalisten berichten jetzt unter anderem über ein Abendessen von Schlesinger mit Wolf und dessen Ehefrau in einem französischen Edelrestaurant in Berlin-Charlottenburg. Dabei habe es unter anderem Steak Tatar, Kalbsbäckchen, Entenstopfleber, Hummer-Risotto und Champagner gegeben. Kosten: 328 Euro, plus zehn Prozent Trinkgeld.
"Verhältnis zwischen Schlesinger und Wolf scheint für die RBB-Affäre zentral"
Dem Bericht zufolge hat Schlesinger die Bewirtungsabrechnung beim Sender eingereicht – und zur Genehmigung selbst unterschrieben. Der Intendantin sei es grundsätzlich erlaubt gewesen, Arbeitsbesprechungen mit Mitgliedern des Verwaltungsrats abzurechnen. Ob es sich bei dem Zusammenkommen zwischen Schlesinger, Wolf und dessen Ehefrau tatsächlich um ein Arbeitsessen handelte, lässt sich dem Bericht zufolge nicht abschließend klären, da die Beteiligten sich auf Anfrage nicht dazu hätten äußern wollen.
"Das freundschaftliche Verhältnis zwischen Schlesinger und Wolf scheint für die RBB-Affäre zentral", schreiben die RBB-Journalisten weiter. Sie berichten über eine angebliche Reise, die Schlesinger und Wolf zusammen hätten antreten wollen.
2020 wollte Schlesinger demnach die Berliner Philharmoniker auf einer Israel-Reise begleiten. Sie ist Mitglied im Kuratorium der Philharmoniker. Nach Informationen des RBB-Rechercheteams soll mit Schlesingers Kreditkarte im November 2019 ein Zimmer in einem Fünf-Sterne-Hotel in Ostjerusalem gebucht worden sein, für zwei Personen und zwei Nächte. Kostenpunkt demnach: mehr als 1.000 Euro.
Schlesinger soll Hotelzimmer mit RBB-Kreditkarte gebucht haben
"Dokumentiert ist, dass wohl auch das Ehepaar Wolf mitkommen sollte", schreiben die Journalisten. Das für sie reservierte Zimmer habe demnach umgerechnet mehr als 1.200 Euro für zwei Nächte kosten sollen. In dem Bericht heißt es, dass beide Zimmer über die Kreditkarte gebucht worden seien, die Schlesinger vom RBB zur Verfügung gestellt bekommen habe. Nicht klar sei allerdings, ob Wolf und Schlesinger geplant hatten, für die Kosten privat aufzukommen und mögliche Schulden beim RBB zu begleichen. Die Reise sei wegen Corona ausgefallen. "In jedem Fall ist eine Nähe zwischen der Kontrollierten und ihrem Kontrolleur unübersehbar", schreibt das Rechercheteam.
Die amtierende Verwaltungsratsvorsitzende sagte den RBB-Journalisten, dass ihr die geplante Reise Wolfs nicht bekannt gewesen sei. "Ich kann mir keinen Grund vorstellen, woraus sich eine Reise nach Jerusalem als Verwaltungsratsvorsitzender ableiten sollte", wird sie zitiert.
Schlesinger und Wolf wollten sich dem Bericht zufolge nicht äußern. t-online hat beide mit den darin erhobenen Vorwürfen konfrontiert. Sobald sich Schlesinger und Wolf dazu äußern, werden wir dies hier ergänzen.
Schlesinger sieht sich seit Ende Juni durch Berichte vor allem des Onlinemediums "Business Insider" zahlreichen Vorwürfen ausgesetzt. Es geht unter anderem um umstrittene Beraterverträge für ein RBB-Bauprojekt, um Abstimmungen zwischen beiden zu Gehalt und um Boni für Schlesinger. Und es geht um Aufträge für ihren Ehemann, den Ex-"Spiegel"-Journalisten Gerhard Spörl, bei der Messe Berlin – wo Wolf bis vor Kurzem in Personalunion auch Chefaufseher war. Schlesinger und Wolf wiesen die bisher gegen sie gerichteten Vorwürfe zurück. Gegen alle drei ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Berlin wegen des Verdachts der Untreue und der Vorteilsannahme. Es gilt die Unschuldsvermutung.
Transparenzhinweis
Schlesingers Ehemann Gerhard Spörl schreibt als Kolumnist auch für t-online.
- tagesschau.de: "Die Intendantin und ihr Kontrolleur"
- Mit Material der Nachrichtenagentur dpa