Vereinsstruktur Experte über Hertha: Nicht nachhaltig und effizient
Wirtschaftswissenschaftler Henning Zülch hat Verständnis für das Streben von Millionen-Investor Lars Windhorst auf mehr Einfluss bei Hertha BSC gezeigt. "Jetzt muss man aber auch mal fairerweise sagen: Windhorst hat dem Verein 374 Millionen Euro rübergeschoben. 374 Millionen! Da möchte ich als Investor doch auch ein gewisses Mitspracherecht haben, was mit meinem Geld passiert", sagte Zülch dem "Tagesspiegel" (Sonntag). "Ich befürworte die 50+1-Regelung sehr, aber handwerklich ist sie nicht mehr zeitgemäß. Weil sie anfechtbar ist und in der Praxis längst ausgehebelt wird", sagte Zülch dazu. Die 50+1-Regel soll im deutschen Fußball den Einfluss von Investoren begrenzen.
Um mit der Premier League und der spanischen La Liga mithalten zu können, sieht der 49-Jährige für die Bundesliga nur eine Option: "Wir benötigen Investoren, die glaubwürdig Anteile an einer Kapitalgesellschaft kaufen. Aber als Investor will ich auch wissen, was mit meinem Geld passiert. Ich möchte keine Kontrolle, aber ich möchte zumindest ein Mitspracherecht und Rechenschaft."
Am Sonntag will Windhorst bei der mit Spannung erwarteten Mitgliederversammlung (11.00 Uhr) der Hertha sprechen. Zülch sieht in der Verbindung von Hertha und Windhorst schon von Beginn an Probleme. "Ich glaube, beiden Seiten war nicht klar, was auf sie zukommt. Hinzu kommt, dass Hertha BSC meines Erachtens keinen strategischen Plan besaß, wie das Geld eingesetzt werden soll", sagte er der Zeitung. Er glaube nicht, dass die Verbindung effizient und nachhaltig sei.
Nun sei es schwierig noch gegenzusteuern: "Das Geld ist ja so gut wie weg! Was wollen Sie machen? Ich bin zwar kein Insider, aber nach außen macht Hertha mit all den kommunikativen und strategischen Problemen nicht den Eindruck, dass man Herr der Lage ist." Auch die Fans hätten die Berliner "komplett abgehängt", sagte Zülch.