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Lorenz A. aus Oldenburg: Fast 250 Menschen demonstrieren in Aachen


Von einem Polizisten erschossen
Fast 250 Menschen demonstrieren für Lorenz A.

t-online, Michael Klarmann

29.04.2025 - 10:10 UhrLesedauer: 3 Min.
"Gerechtigkeit für Lorenz": Am Montag demonstrierten hunderte Menschen in Aachen.Vergrößern des Bildes
"Gerechtigkeit für Lorenz": Am Montag demonstrierten hunderte Menschen in Aachen. (Quelle: Michael Klarmann)
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Ein Polizist erschießt in Oldenburg einen 21-Jährigen. Bundesweit finden deswegen Demos statt – auch in Aachen. Die Teilnehmer beklagen Rassismus seitens der Polizei.

Bis zu 250 überwiegend junge Menschen haben am Montag (28. April) in Aachen mit einer Demonstration an das Schicksal des in Oldenburg von einem Polizisten erschossenen Lorenz A. erinnert. Unter dem Motto "Gerechtigkeit für Lorenz" zogen sie vom Elisenbrunnen über den Bushof und den Marktplatz bis zum Vorplatz der Kirche St. Jakob. In Parolen und Reden wurden die Polizei und der unterstellte Rassismus in den Behörden scharf kritisiert.

Die genauen Hintergründe des Todes von Lorenz A. sind bislang unklar. Der junge Mann war laut Ermittlungsbehörden am frühen Ostersonntag in eine Auseinandersetzung vor einer Diskothek in Oldenburg verwickelt. Einige Personen verfolgten ihn, worauf der 21-Jährige ihnen unter Vorhalt eines Messers gedroht haben soll. Der Staatsanwaltschaft zufolge steckte er das Messer anschließend wieder ein und lief davon.

Er traf später jedoch auf Einsatzkräfte der Polizei und soll Reizstoff versprüht haben. Der 21 Jahre alte Deutsche mit dunkler Hautfarbe wurde dann in der Fußgängerzone von einem Polizisten erschossen – von hinten. Laut Obduktionsergebnis wurde Lorenz A. an der Hüfte, am Oberkörper und am Kopf getroffen. Der 27 Jahre alte Polizist wurde vorläufig vom Dienst suspendiert. Gegen ihn wird wegen des Verdachts auf Totschlag ermittelt.

Demo für Lorenz A. in Aachen: Teilnehmer kritisieren Polizei scharf

Der Fall hat bundesweites Aufsehen und Demonstrationen ausgelöst. Letzten Freitag demonstrierten alleine in Oldenburg rund 10.000 Menschen. Viele befürchten, dass die Schüsse auf den dunkelhäutigen Heranwachsenden einen rassistischen Hintergrund haben könnten. Diese Kritik äußerten auch die Demonstranten in Aachen.

Die "Antifa Jugend Aachen" und andere linke Gruppen hatten erst am Sonntagnachmittag zum Protest aufgerufen. Daran beteiligten sich auch Menschen aus Migrantencommunities sowie aus der Antirassismusarbeit und der Flüchtlingsberatung. Paul, der seinen richtigen Namen nicht in den Medien lesen will und die Demonstration mit organisiert hat, fand es trotz des traurigen Anlasses "wunderbar", dass "spontan" so viele Menschen gekommen waren, um an Lorenz A. zu erinnern.

Eine Rednerin der "Antifa Jugend Aachen" stellte bei der Auftaktkundgebung am Elisenbrunnen die vielen "Anschuldigungen" gegen den Toten infrage. Zudem fragte sie: "Wenn die Polizisten ihn wirklich nur aufhalten wollten, wieso hat der Schuss auf Lorenz’ Bein nicht gereicht, warum hat der Polizist noch weitere tödliche Schüsse abgefeuert?"

Linken-Politiker in Aachen: "Brauchen grundlegende Reform"

Der neu in den Bundestag gewählte Abgeordnete der Linken, Fabian Fahl, wies in seiner Rede darauf hin, dass "Rassismus tötet" und "rassistische Gewalt" kein "tragischer Einzelfall" sei. "Struktureller Rassismus durchzieht die Gesellschaft, auch die Polizei," sagte Fahl und wies auf öffentlich gewordene Chats von Polizisten mit rechtsextremen Inhalten hin. "Rassistische Gewalt darf nicht länger gedeckt werden, wir brauchen eine grundlegende Reform der Polizei: Unabhängige Kontrolle, konsequente Aufklärung und harte Konsequenzen", sagte der Linken-Politiker.

Unter den Demonstranten war auch Emilene Wopana Mudimu, Vorsitzende des Kingz Corner e.V., dem Trägerverein des gleichnamigen Jugendzentrums in der Königstraße. Geboren in Kinshasa, arbeitet sie in Aachen als Sozialpädagogin und rassismuskritische Bildungsreferentin. "Ich bin auf dieser Demo, weil Lorenz ein junger schwarzer Mensch war", sagte sie im Gespräch mit t-online. "Ich bin selber schwarz und Mutter von einem kleinen schwarzen Jungen. Mich ergreift das alles sehr und es macht mir sehr viel Angst, wie sich unsere Gesellschaft aktuell entwickelt".

Verwendete Quellen
  • Reporter vor Ort
  • Mit Material der Nachrichtenagentur dpa

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